Wenn sich Jacky Ngangue auf den Weg zu ihren Patienten in die Regensburger Altstadt macht, muss sie das Auto stehen lassen. Sie geht zu Fuß. Heute hat sie nur eine kleine Tragetasche dabei und auch das Wetter passt einigermaßen – das macht es einfacher. Optimal findet sie das trotzdem nicht, zu weite Strecken seien problematisch. "Wenn es kalt ist, ist es schwierig, aber ich muss ja meine Patienten versorgen", sagt die Pflegekraft. Einfach das Auto zu nehmen ist in Regensburg nicht immer möglich.
Kaum Parkplätze – viele Strafzettel
Außerhalb der Altstadt ist Jacky mit einem Kleinwagen ihrer Caritas-Sozialstation unterwegs. In der Altstadt hilft ihr der wenig. Das liegt nur zum Teil an den engen Gassen und Plätzen der Stadt, sondern auch an anderen Umständen, die viele Pflegedienste kritisieren. Ein Teil der Innenstadt darf zum Beispiel auch von Pflegekräften nur zu eingeschränkten Lieferzeiten morgens und abends befahren werden. Für die durchgetaktete Organisation der Touren ist das ein großes Problem.
Im Rest der Innenstadt dauert das Suchen nach Parkplätzen oft sehr lange, was die Einsätze unrentabel macht. Die Pflegedienste haben zwar durch Sonderparkausweise durchaus Sonderrechte – so dürfen sie beispielsweise auch auf Gehwegen parken. Trotzdem klagen einzelne von ihnen über aus ihrer Sicht übermäßig viele Strafzettel für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Während die Stadt davon spricht, Verstöße aus Gründen der Gleichberechtigung auch bei ihnen ahnden zu müssen, würden sich die betroffenen Dienste hier mehr Augenmaß wünschen. Manche bieten wohl auch deshalb in der Altstadt überhaupt keinen Service an.
Patient wird abgewiesen
Andreas Achatz hat das zu spüren bekommen. Der 41-Jährige hatte einen Schlaganfall. Die Finger einer Hand sind gelähmt. Als er sich in der Reha aber auch noch ein Schulterblatt bricht, braucht er dringend Hilfe. Doch obwohl er eine ganze Liste von Pflegediensten abtelefoniert, bekommt er keine Unterstützung. Er wird teilweise vertröstet und in einem Fall sogar unverblümt abgewiesen: "Die haben gesagt, sie nehmen grundsätzlich keine Kunden in der Altstadt an, wegen der Parkplatzsituation, weil sie da zu viele Knöllchen bekommen", berichtet Achatz. Als er das gehört habe, sei er entsetzt und wütend gewesen.
Über mehr als zwei Wochen habe er sich alleine durchquälen müssen. Waschen und Körperpflege sei vielleicht noch möglich gewesen, aber beim Anziehen habe er wegen der gelähmten Hand und der gebrochenen Schulter große Schmerzen gehabt. "Natürlich hat man da auch ein ungutes Gefühl, weil man Angst hat, eine falsche Bewegung mit der verletzten Schulter zu machen", sagt Achatz.
Senioren-Vertreter fordern Verbesserungen
Sein Fall ist wohl kein Einzelfall. Nur wenige Pflegedienste betreuen überhaupt Kunden in der Altstadt, oft aber nur im kleineren Rahmen. Hinter vorgehaltener Hand bestätigen mehrere Dienste, dass sie Patienten in der Altstadt bewusst meiden oder vertrösten.
Auch Klaus Steiner vom Seniorenbeirat der Stadt kann das bestätigen. "Dass die Bereitschaft in der Innenstadt den Pflegedienst durchzuführen, deutlich reduziert ist, das ist uns bekannt", sagt der Senioren-Vertreter. Er hofft auf Erleichterungen von Seiten der Stadt, etwa bei den Zufahrtszeiten und mehr Augenmaß bei den Strafzetteln.
"Also irgendwie muss eine Lösung gefunden werden, dass die Pflege-Versorgung im Innenbereich der Stadt Regensburg geregelt wird", sagt der Senioren-Vertreter. Auf Anfrage von BR24 kündigte die Stadt an, dass derzeit generelle Erleichterungen für Lieferdienste geplant werden, die auch den Pflegediensten zugute kommen werden. Eine Entscheidung über konkrete Maßnahmen ist aber erst im Sommer zu erwarten.
Im Video: Regensburg - Patienten ohne Pflegedienst
Einen Pflegedienst zu bekommen, ist oft schwierig - etwa in Regensburg
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