Wer in diesen Zug einsteigt, hat eine harte Reise vor sich. Dabei fängt alles so harmlos an im ersten Waggon. Die Schüler werden an einer Bar empfangen. Mit alkoholischen Getränken und Zigaretten, aber nicht zum Ausprobieren. Der Revolution Train ist eine Mischung aus Filmvorführungen und nachgestellten Szenen eines Junkie-Todes.
Initiator erzählt reale Geschichte - Freund starb an Drogen
Der Zug im Bahnhof Dingolfing ist 150 Meter lang und mutet an wie ein rollendes Gefängnis. Ohne Fenster, die Türen verschlossen. Pavel Tuma aus Prag erzählt in dem Zug die Geschichte seines besten Freundes, der vor 25 Jahren infolge seines Crystal Meth-Missbrauchs gestorben ist: "Nein, ich habe nicht das Gefühl, dass ich es ihm schulde", sagt er im BR-Interview. "Aber ich wollte seine Geschichte an tausende Kinder weitergeben, damit sie das nie erleben müssen."
Interaktive multimediale Tour durch ausrangierten Zug
Auch bei seinem verstorbenen Freund und der Clique hat alles vermeintlich harmlos angefangen, mit legalen Drogen wie Alkohol und Nikotin. Die Drogen werden auf der Reise durch den stehenden Zug immer härter, die Waggons dunkler, kälter und enger. Und immer wieder müssen die Schüler im Zug für sich selbst Entscheidungen treffen. Zum Beispiel, ob sie jetzt eine Zigarette rauchen würden oder in das Auto eines unter Drogen setzenden Freunden einsteigen würden.
Hinschauen und nicht wegschauen - rechtzeitig "Nein" sagen
Es ist harte Kost, die die Schüler einer 9. Klasse der Mittelschule Landau an der Isar serviert bekommen. In der Fachwelt gibt es vereinzelt Kritik, der Revolution Train setze zu sehr auf Abschreckung, das sei nicht mehr zeitgemäß. Der Rotary Club Dingolfing hat den etwas anderen Zug bewusst nach Niederbayern geholt.
Selbst die härtesten Drogen sind längst auch in ländlichen Regionen wie hier angekommen, berichtet der Arzt Dr. Daniel C. Vergho: Seine Empfehlung: Hinschauen und nicht Wegschauen. Deshalb hat er mit dem Rotary Club den Revolution Train nach Niederbayern geholt. "Es wird ja eine authentische Geschichte dargestellt, die sicherlich bewegt und auch mit Abschreckung arbeitet. Aber letztendlich ist es ganz wichtig, dass das Selbstbewusstsein geschult wird bei den jungen Menschen, damit sie auch zu rechten Zeit NEIN sagen. Und das hat mich sehr beeindruckt an dem Zug."
Aufwendige realitätsnahe Kulissen - eindrucksvolle Szenerie
Ähnlich sieht das auch Christian Ehrenreich, der Rektor der Mittelschule in Landau. Er ist gleich mit mehreren Klassen gekommen. "Der Ansatz ist deshalb so gut, weil er authentisch ist, weil eine ganz persönliche Geschichte erzählt wird und sich die Kinder mit dieser Person auseinandersetzen müssen. Ich war selbst mit einer Klasse drin, es hat sie aufgewühlt und sie waren am Ende auch berührt", so der Schulleiter.
In dem Zug ist unter anderem die völlig versiffte Wohnung des Drogentoten nachgebildet. Im letzten Waggon dann ist die Stelle original nachgebildet, an der Pavels Freund an einer Überdosis gestorben ist. Ein trostloser Betonboden, mit Kreide sind die Umrisse des Drogentoten aufgemalt.
"Echt schlimm", "voll krass"
Nach rund 60 Minuten verlässt die Klasse 9d der Mittelschule Landau den Zug. Erstaunlich leise und nachdenklich. "Ich werde auf mich aufpassen, niemals mit Drogen in Kontakt zu kommen, war schlimm anzusehen, was alles passiert ist, echt schlimm bei der Reise in diesem Zug", sagt Eva sichtlich ergriffen. Barnabas findet es "voll krass, wie die abgestürzt sind, wenn sie sich gespritzt haben, war echt krass."
... und der "Revolution Train" rollt weiter
Nicht nur der Zug, auch die Message ist angekommen. 350.000 Besucher hat Pavel Tuma mit seinem Zug und der tödlichen Drogengeschichte seines besten Freundes bereits erreicht. Und der Revolution Train fährt immer weiter.
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