Kinder an einem See.
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Immer mehr Kinder können nicht schwimmen. Badeunfälle nehmen zu. (Symbolbild)
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Schwimmkurse fehlen: Wie Eltern für Sicherheit im Wasser sorgen

Schwimmkurse fehlen: Wie Eltern für Sicherheit im Wasser sorgen

Immer mehr Kinder können nicht schwimmen. Die Folgen sind tragisch: Badeunfälle nehmen zu. Eltern stehen vor der Herausforderung, ihre Kinder trotz geschlossener Schwimmbäder und überfüllter Schwimmkurse sicher ins Wasser zu lassen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Summende Insekten, Kinder, die im Wasser planschen und der Geruch nach Sonnencreme. An diesem heißen Vormittag verbreitet alles am Baggersee Hörblach im Landkreis Kitzingen Urlaubsstimmung. Durchs Wasser laufen Ashley, acht Jahre, und Zoe, zehn Jahre. Die Frösche müssen sich heute in Acht nehmen, denn die beiden sind mit ihren Keschern unterwegs.

Ihr Vater Stefan Seubert, Sonnenbrille, kurze Hose, sitzt am Ufer direkt dahinter und hat seine beiden Töchter genau im Blick. Zu viel ist passiert, bayernweit starben dieses Jahr schon über 50 Menschen bei Badeunfällen. Viele der Opfer konnten dabei kaum oder gar nicht schwimmen.

Schwimmfähigkeit in Bayern hat stark nachgelassen

Insgesamt hat die Schwimmfähigkeit von Kindern und Jugendlichen in Bayern in den letzten Jahren deutlich nachgelassen. Laut Erhebungen der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) hat heute nicht mal die Hälfte der Zehnjährigen ein Schwimmabzeichen. Schlimmer noch: Jedes fünfte Kind zwischen sechs und zehn Jahren kann gar nicht schwimmen – das sind doppelt so viele Nichtschwimmer wie im Jahr 2017.

Schwimmkurse sind Mangelware

Warum das so ist, hat Stefan Seubert selbst erfahren, als er seine kleine Tochter Ashley für einen Schwimmkurs anmelden wollte. Seit dem Ende der Corona-Pandemie seien die Schwimmkurse in der Region seiner Erfahrung nach alle schnell ausgebucht und überfüllt gewesen – oder sie wurden wegen Personalmangels wieder abgesagt.

Schwimmunterricht zuhause

Im Internet stünden oft nur E-Mail-Adressen der Kurs-Leiter, die sich auf Anfragen gar nicht oder mit einer Absage melden. "Von daher waren wir dann immer auf heißen Kohlen gesessen", sagt Stefan Seubert. Deswegen hat er selbst nachgeholfen – mit eigenem Schwimmunterricht zuhause im Aufstellpool.

Seine große Tochter Zoe habe dadurch nach Corona die Basics gelernt und diese jetzt in der Schule vertieft. "Bei der Großen ging's gut, weil die hatte Gottes Vertrauen, die Kleine ist so stur wie ich", sagt er lachend. "Wir haben dann Schwimmwesten eingesetzt – immer spielerisch und ohne Druck."

Schwimmwesten und Sicherheitsvorkehrungen

Am Baggersee, nur ein paar Meter weiter, bläst Christina Gonzalez aus Uettingen ihr Stand-Up-Paddle-Board auf. Mit dabei ihre drei Hunde und ihre vierjährige Tochter Mila. Mama und Tochter haben Schwimmwesten an, das ist Gonzalez wichtig. Auf ihr SUP-Board kommen außerdem Schwimmflügel und ein Schwimmreif.

"Zur Sicherheit", sagt sie. "Wenn ich mal ohnmächtig werde, ins Wasser falle, ist es immer noch so, dass ich die Weste hab, die mich oben hält und die Mila dann nicht alleine auf dem SUP-Board ist". Tochter Mila steht schon auf der Warteliste für einen Schwimmkurs im November, dann ist sie fünf. Mama Christina war bei der Anmeldung früh dran.

Schwimmvereine und Schulen in der Pflicht

Solche Schwimmkurse koordiniert beim Schwimmverein Würzburg 05 Stephanie Sefrin. Die 47-Jährige ist Vorsitzende des Bezirks Unterfranken beim Bayerischen Schwimmverband. Beim Schwimmverein Würzburg biete man in den Sommerferien eine Vielzahl von Schwimmkursen an, die Nachfrage sei riesig.

Sie sieht aber auch die Schulen in der Pflicht: "An der Schule ist es heute so, dass wenn man ein Jahr Schwimmen hat in der Grundschule, dann ist es ja schon viel und deswegen bleiben viele übrig, die das dann immer noch nicht können", sagt sie. Bei Sefrin melden sich sogar direkt Zwölf- oder 13-jährige Jugendliche mit der Bitte um einen Schwimmkurs.

Mehr echte Schwimmbecken statt "Spaßbäder"

Sefrin wünscht sich mehr Wasserflächen in Schwimmbädern, um den Kindern das Schwimmen beizubringen. Viele Schwimmbäder seien heute zu "Spaßbädern" umfunktioniert worden. Dort liege der Fokus auf Rutschen und nicht auf Schwimmen. "Deswegen fehlt vielen Kindern in der Grundschule die Fähigkeit zu schwimmen, das bekommen wir rückgemeldet von vielen Lehrern", sagt sie. Außerdem mangele es an Übungsleitern mit entsprechender Ausbildung.

Immerhin: In den Sommerferien lernen am Würzburger Wolfgang-Adami-Bad alle zwei Wochen 80 Kinder die überlebenswichtige Fähigkeit Schwimmen.

Bildrechte: BR/Carlotta Sauer
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Stephanie Sefrin koordiniert beim Schwimmverein Würzburg 05 Schwimmkurse. Die Nachfrage ist riesig.

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