Reservisten des Sicherungsbataillons 10 üben das Schießen mit Maschinen- und Sturmgewehr auf dem Truppenübungsplatz in Wildflecken in der Rhön
Reservisten des Sicherungsbataillons 10 üben das Schießen mit Maschinen- und Sturmgewehr auf dem Truppenübungsplatz in Wildflecken in der Rhön
Bild
Reservisten des Sicherungsbataillons 10 üben das Schießen mit Maschinen- und Sturmgewehr
Bildrechte: Ralph Wege
Schlagwörter
Bildrechte: Ralph Wege
Videobeitrag

Reservisten des Sicherungsbataillons 10 üben das Schießen mit Maschinen- und Sturmgewehr

Videobeitrag
>

Seit Ukraine-Krieg: Reservisten für Bundeswehr immer wichtiger

Seit Ukraine-Krieg: Reservisten für Bundeswehr immer wichtiger

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat zu einem Umdenken geführt: Deutschland muss sich verteidigen können, die Bundeswehr soll wehrhafter werden. Doch Nachwuchs fehlt. Reservisten werden wichtiger – und üben regelmäßig, etwa in der Rhön.

Über dieses Thema berichtet: BR24 TV am .

Im typischen Bundeswehr-Feldanzug in Tarnfarben liegt Hauptfeldwebel Daniel in einer Stellung mit Sandsäcken und schießt mit einem Maschinengewehr. Lautes wiederholtes Knallen ist zu hören. Das Ziel ist ungefähr 100 Meter entfernt: aus Holz gefertigte Silhouetten von Soldaten. Das Schießen ist Teil einer Übung auf dem Truppenübungsplatz Wildflecken in der Rhön. "Wir üben das Schießen mit den verschiedenen Waffen, die wir haben: Maschinengewehr, Gewehr, Pistole oder Signalpistole. Außerdem das taktische Vorgehen auf dem Gefechtsfeld oder das Werfen von Handgranaten", beschreibt Daniel den Teil der Übung.

Reservisten-Übung der Bundeswehr in der Rhön

Im zivilen Leben ist Daniel - sein Nachname und die der anderen sollen ungenannt bleiben - Lehrer an einer Mittelschule in Würzburg. Seit vier Jahren ist er Reservist bei der Bundeswehr. Er und knapp 40 weitere Reservisten des Sicherungsbataillons 10 erproben gerade ihre Wehrhaftigkeit. Zwei Wochen dauert ihre Übung in der Rhön an. Für den Hauptfeldwebel und seine Kameraden ist klar: Sie spielen für die Bundeswehr eine immer wichtigere Rolle. Der Nachwuchs bei der Bundeswehr fehlt und die Wehrpflicht ist umstritten.

Durch Krieg in der Ukraine: Bundeswehr muss "wehrhaft" werden

Derzeit gibt es bundesweit rund 50.000 sogenannte beorderte Reservistinnen und Reservisten bei der Bundeswehr. Das heißt: Sie leisten regelmäßig Reservedienst. Nach einer Schätzung des Bundesverteidigungsministeriums werden aber insgesamt 200.000 benötigt. Der Grund: Die Bedrohungslage für Europa und Deutschland habe sich seit 2022 signifikant verschärft, so das Ministerium. Durch den Angriff Russlands auf die Ukraine sei es zu einem verstärkten Umdenken beim Thema Landesverteidigung gekommen, betont ein Sprecher der 10. Panzerdivision. Die Bundeswehr muss ihre Wehrhaftigkeit steigern.

Russischer Angriffskrieg motiviert viele Reservisten

Seit Beginn des Angriffskriegs seien die Bewerberzahlen bei den Reservisten angestiegen, so die Bundeswehr. Oberleutnant Oliver ist seit dreieinhalb Jahren dabei. Er ist von Beruf Architekt und lebt im Raum Bamberg. "Durch den Krieg wollte ich einfach meinen Platz in der Bundeswehr finden und meinen persönlichen Beitrag dazu leisten, die Bundeswehr wieder kriegstüchtig zu machen", sagt er. So geht es vielen anderen auch.

Reservist ist man automatisch nach Ende der Militärzeit

Viele Reservisten und Reservistinnen haben früher aktiv bei der Bundeswehr gedient. Als sie aus dem Militärdienst ausgeschieden sind, haben sie ihren Dienstgrad behalten und würden im Bedarfsfall die Streitkräfte unterstützen. Den Status als Reservist erlangt man automatisch nach dem Ende des Dienstes, aber auch Zivilisten können sich freiwillig verpflichten. Als Reservist kann man zwischen einem Tag und zehn Monaten im Jahr Dienst leisten.

Einsatz vom Heimatschutz bis hin zum Ernstfall in Litauen

Je nach Qualifikation und Ausbildung können Reservisten beispielsweise im Heimatschutz in Deutschland eingesetzt werden. Im Ernstfall könnten sie aber auch etwa in Litauen zum Einsatz kommen, wenn Russland dort die Nato-Ostflanke bedrohen würde. Letzteres trifft auch auf das Sicherungsbataillon 10 zu. "Das sind Soldatinnen und Soldaten in einem Verband, der für die Bündnisverteidigung herangezogen wird. Die sind für uns da, um mit uns an der Ostflanke zu kämpfen", sagte Brigadegeneral André Abed zu BR24.

Bundeswehr sucht weitere Reservisten

Männer und Frauen mit deutscher Staatsangehörigkeit können sich für den Reservedienst bewerben. Sie müssen fit, gesund genug und zwischen 18 und 65 Jahre alt sein. Eine militärische Vorbildung ist keine Voraussetzung. Oberstabsgefreiter Florian ist beispielsweise schon seit 2018 Reservist und arbeitet als Kellermeister in einer Winzergenossenschaft in Tauberfranken. Den Verdienstausfall gleiche die Bundeswehr aus, erklärt er.

Freistellung für Reservistendienst ist oft problematisch

Manche Arbeitgeber sind wenig begeistert, ihre Beschäftigten für die Bundeswehr freizustellen. Job und den Reservistendienst unter einen Hut zu bringen – das läuft nicht bei jedem so glatt wie etwa bei Stabsunteroffizier Rainer aus Haßfurt. Er ist Geschäftsführer eines Handelsunternehmens und sagt, er kenne vielen Kameraden, die Probleme hätten, von ihrem Arbeitgeber freigestellt zu werden.

Seit Krieg: Zuspruch in Kollegium und Freundeskreis

Hauptfeldwebel Daniel kann insbesondere seit Beginn des Kriegs in der Ukraine auf seinen Arbeitgeber zählen. Er könne an Übungen teilnehmen, wenn es mit seinem Beruf als Lehrer vereinbar sei, sagt er. Darüber hinaus erhält er seit 2022 positiven Zuspruch aus dem Kollegium seiner Schule und aus seinem Freundeskreis. Viele von ihnen befürworten, dass man in Zeiten von Kriegen eine starke Bundeswehr beziehungsweise eine Reserve benötige.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!