Ein Feuerwehrmann sitzt mit Sonnenbrille im Liegestuhl: auf dem Schoß eine Tüte Chips, in der Hand eine Cola, im Mund ein Zigarillo. "Der Maschinist auf Einsatzstelle, sobald die Pumpe läuft …" steht neben dem Kurzvideo, das mit klamaukartiger Musik unterlegt ist. Es ist der klickstärkste Inhalt auf dem Instagram-Profil der Freiwilligen Feuerwehr (FFW) Gartenstadt. Rund 700.000 Aufrufe zählt er. Das selbstironische Reel steht sinnbildlich für das, was den Social-Media-Auftritt der Feuerwehr aus Nürnberg auszeichnet – und wofür sie zuletzt ausgezeichnet wurde.
Social-Media-Award: Nürnberger Feuerwehr ausgezeichnet
"Neue Zielgruppen mit niedrigschwelligen Formaten erreichen. Ganz ohne große Werbekampagne, dafür mit Witz, Herz und Verstand": Mit diesen Worten wurde der Löschzug aus dem Stadtteil Gartenstadt beim bayerischen Social-Media-Award fürs Ehrenamt mit 2.000 Euro prämiert. Zuvor hatte er sich gegen knapp 200 Konkurrenten durchgesetzt. Der Freistaat Bayern verlieh diesen Preis in diesem Jahr zum ersten Mal. Ziel des Awards: das vielfältige ehrenamtliche Engagement in Bayern sichtbar machen und innovative Vereinsarbeit im digitalen Raum würdigen.
Image von früher: "Feuerwehr und Bierkrug hat zusammengehört"
Zwei Videos lädt das fünfköpfige Social-Media-Team der Feuerwehrler aus Nürnberg jeden Monat hoch. Ehrenamtlich, zusätzlich zu den Einsätzen. Als die FFW Gartenstadt vor mehr als einem Jahr den Kanal startete, wollte sie dem Stadtteil ihr neues Gerätehaus zeigen. Ein weiteres Ziel war, mit einem Klischee aufzuräumen.
"Es gibt das Image von früher, das ist nicht immer positiv: Das war gerne und viel Bier; Feuerwehr und Bierkrug hat zusammengehört", gesteht Feuerwehrler Roland Herbig im BR-Gespräch. Das sei ein Grund gewesen, sich von einer ganz anderen Seite zu präsentieren. "Wir sind jung, wir sind modern, wir sind medial unterwegs. Feuerlöschen ist dasselbe geblieben, aber die Freizeitaktivitäten haben sich doch ein wenig verändert", erklärt Herbig.
Die Freiwillige Feuerwehr aus dem Nürnberger Stadtteil Gartenstadt wurde für ihre Social-Media-Auftritt ausgezeichnet.
Ehrenamtliche wollen ihren Alltag zeigen
Ein eigener Social-Media-Auftritt sei laut Herbig bei Feuerwehren inzwischen schon Standard: Viele Wehren nutzten den Account, um Einsätze zu posten. Andere suchen über die sozialen Medien nach Personal. Das ist beim Löschzug Gartenstadt aber kein Thema. "Wir sind von den Spinden her voll, wir sind voll ausgelastet", sagt Max Karg vom Social-Media-Team. Neben der Image-Aufpolierung sei die "Awareness" wichtig. Fernab von unseren witzigen Videos "wollen wir die Bevölkerung mitnehmen und darüber informieren, was machen wir und wie unser Alltag aussieht", so Karg – "und zeigen: Wir sind da."
Instagram-Profil der FFW Gartenstadt hat eine Million Zugriffe
Präsenz zeigen – das gelingt der FFW Gartenstadt offensichtlich. Während die Klickzahlen der eigenen Website pro Monat auf rund 1.000 Klicks kommen, zählt ihr Instagram-Account im selben Zeitraum etwa eine Million Zugriffe. Bald könnten noch mehr dazukommen: Die nächsten Videos sind schon in Arbeit.
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