Es ist noch ruhig in der großen Fahrzeughalle der Feuerwehr Zeitlofs im Landkreis Bad Kissingen. Bernd Buberl öffnet an diesem Morgen die Hallentür. Der 65-Jährige ist wieder im Dienst – nach zwei Monaten Zwangspause. Bis vor Kurzem mussten Feuerwehrleute mit ihrem 65. Geburtstag aufhören. "Das hat uns im Ort vor Probleme gestellt", sagt Buberl. Die neue Regelung, die seit Juli gilt, hebt die Altersgrenze nun auf 67 Jahre an. Für kleinere Gemeinden wie Zeitlofs sei das eine notwendige Entlastung.
Gesetzesänderung bringt Stabilität
In Zeitlofs sind rund 30 Feuerwehrleute aktiv. Viele von ihnen arbeiten tagsüber außerhalb. Dadurch entstehen Lücken im Einsatzbetrieb, die erfahrene Kräfte bislang nicht schließen konnten, weil sie die Altersgrenze erreichten.
Mit der neuen Regelung können sie zwei Jahre länger bleiben. Künftig wird die Altersgrenze außerdem flexibel an das gesetzliche Rentenalter gekoppelt. Das Innenministerium teilte auf Anfrage von BR24 mit, dass es keine Erhebung darüber gibt, wie viele Feuerwehrleute in Bayern diese Altersgruppe betreffen. Fest steht aber: Von den rund 328.000 aktiven Feuerwehrleuten im Freistaat arbeiten etwa 320.000 ehrenamtlich – viele davon in kleinen Gemeinden.
Erfahrene Kräfte im Einsatz gefragt
Für den Ersten Kommandanten Matthias Hauke ist die verlängerte Dienstzeit ein wichtiger Schritt. "Ältere Feuerwehrleute haben in Einsätzen einen hohen Wert", sagt er. Sie bringen Erfahrung mit, bleiben auch in stressigen Situationen ruhig und können jüngere Kräfte anleiten. Gerade bei schweren Verkehrsunfällen oder größeren Brandeinsätzen sei das hilfreich.
Hinzu kommt ein praktisches Problem: Einige Einsatzfahrzeuge dürfen mit neueren Führerscheinen nicht mehr gefahren werden. Ältere Feuerwehrleute, die noch über entsprechende Fahrerlaubnisse verfügen, schließen auch diese Lücke. "Ohne sie wären wir nicht so gut aufgestellt", sagt Hauke.
Weiterbildung bleibt wichtig
Auch mit 65 sieht Buberl für sich keinen Grund, weniger zu tun. Anfang 2026 will er einen weiteren Lehrgang an der Feuerwehrschule Würzburg besuchen. Dort werden realistische Szenarien für Einsätze geübt: Gasbrände, Überschwemmungen, Gefahrstofflagen.
"Man lernt nie aus", sagt Buberl. "Ich möchte auf dem aktuellen Stand bleiben." An der Feuerwehrschule finden parallel Kurse für Jugendleiter statt – ein Hinweis darauf, dass die bayerischen Feuerwehren auf eine Mischung aus Nachwuchsarbeit und Erfahrung setzen.
Bedeutung für das Ehrenamt
Die neue Altersregelung zeigt, wie wichtig flexible Strukturen für das Ehrenamt sind. Viele Feuerwehren in Bayern stehen unter Druck, genügend Einsatzkräfte zu finden – besonders in ländlichen Regionen. Die Möglichkeit, erfahrene Mitglieder länger zu halten, verschafft den Wehren Planungssicherheit.
Für Zeitlofs ist das ein konkreter Vorteil: Im Dezember wird der nächste Feuerwehrmann 65 Jahre alt. Anders als Buberl muss er nicht aussetzen, sondern kann direkt weitermachen.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
