Tibetische Gebetsfahnen im Vordergrund, ein Sonnenuntergang in den Bergen im Hintergrund.
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(Symbolbild) Tibetische Gebetsfahnen sind bei Wanderern ein beliebtes Fotomotiv.
Bildrechte: picture alliance / CHROMORANGE | Michelangelo Oprandi
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So verändert sich der Bergtourismus durch den Klimawandel

So verändert sich der Bergtourismus durch den Klimawandel

Hunderte Wanderer mussten kürzlich in der Nähe des Mount Everests nach einem Schneesturm gerettet werden. Solche Wetterextreme haben in den vergangenen Jahren zugenommen. Die Zeiten stabiler Wetterlagen verschieben sich. Der Bergtourismus reagiert.

Über dieses Thema berichtet: Rucksackradio am .

Nach einem Schneesturm vergangenes Wochenende auf über 4.000 Metern in Tibet waren hunderte Wanderer von der Außenwelt abgeschnitten. Sie wurden schließlich alle im Laufe der Woche gerettet.

Der Oktober ist im Prinzip eine gute Zeit für Trekkingtouren im Himalaya. So ein Wintereinbruch ist dort zu dieser Zeit aber auch nicht völlig überraschend. Gerade in den vergangenen Jahren häufen sich solche Wetterextreme, sagen Experten. Der Bergtourismus hat sich bereits darauf eingestellt, dass sich die Zeiten stabiler Wetterlagen verschieben – im Himalaya, aber vor allem in den Alpen.

Verhältnisse vor Ort werden öfter geprüft als früher

Vor fünf, sechs, sieben Jahren war Anfang Oktober die ideale Zeit für Trekking-Touren im Himalaya, sagt Billi Bierling. Die Extrembergsteigerin aus Garmisch-Partenkirchen stand selber schon auf dem Everest und lebt seit über 20 Jahren in Nepal. "Da war es schon wolkenlos, da war der Monsun vorbei. Da haben wir tolle Aussichten gehabt und das hat sich jetzt in den letzten Jahren verändert", sagt Bierling weiter. Auch im vergangenen Jahr seien zu einer ähnlichen Zeit Menschen nach einem Wettereinbruch steckengeblieben.

Wetterextreme haben in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, weiß auch Manfred Lorenz, Geschäftsführer des DAV Summit Club. Dieser bietet Bergreisen auf der ganzen Welt an. Deswegen prüfe man vor Expeditionen öfter als früher die Verhältnisse vor Ort. Denn diese "ändern sich einfach innerhalb von einer Woche oft komplett und dann müssen wir entsprechend darauf reagieren und sagen dann diese Touren ab, die für uns einfach zu gefährlich erscheinen", sagt Lorenz. Dass sich die Verhältnisse schnell ändern, passiere viel öfter als früher.

Saisonzeiten verschieben sich

Auch die Zeiten für Touren verschieben sich. Trekking im Himalaya wird nun etwas später angeboten. Im Frühjahr geht es statt im März erst im April los. Und im Herbst beginnt die Saison statt Mitte September jetzt Anfang Oktober. Stabile Wetterlagen treten nun nämlich sehr oft ab Mitte Oktober oder sogar weit im November auf, sagt Summit Club-Chef Lorenz. Die Saisonzeiten für das Höhenbergsteigen im Himalaya, also ab 6.000 Metern, ändern sich ihm zufolge aber nicht.

Völlig umgestellt hat der Summit Club aber seine Angebote für Hochtouren in den Alpen, also für Gipfel ab 4.000 Metern. Diese wurden früher Mitte August angeboten, jetzt bereits im Juni. Grund sind die hohen Temperaturen im August. Gletscher apern aus, Gletscherspalten sind offen, manche Passagen sind nicht mehr begehbar. Auch Steinschläge nehmen zu. Es sei einfach zu gefährlich geworden im August. Und trotz dieser Veränderungen "ist die Nachfrage ungebrochen", meint Manfred Lorenz.

Bergtourismus kommt an seine Grenzen

Dass viele Leute in den Bergen unterwegs sind, hat Konsequenzen. Der Wandertourismus in den Alpen und der Trekkingtourismus im Himalaya habe mancherorts seine Grenzen schon erreicht. Es seien mittlerweile "Massen" unterwegs auf der Welt. Das verschärfe die Situation. Denn wenn es irgendwo eng werde oder die Wetterverhältnisse kritisch, "dann trifft es natürlich sofort einige Hundert", sagt Lorenz. So wie eben kürzlich in Tibet.

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