Bayerns Ministerpräsident Markus Söder will das ab 2035 geplante EU-weite Verbot neuer Autos mit Verbrennungsmotoren kippen. "Der Verbrenner muss in Europa zugelassen werden", fordert der CSU-Chef. Außerdem will Söder Autofahren insgesamt attraktiver machen. Damit junge Leute einen Führerschein machen und Auto fahren können, müsse laut Söder der Führerschein billiger werden. Er fordert: "Entrümpelung" beim Führerschein – er sei zu teuer, das müsse sich ändern.
Verbrenner-Verbot gefährdet laut Söder Arbeitsplätze
Vor einem EU-weiten Verbrennerverbot warnte der CSU-Chef im BR24-Interview: "Die generelle Vorstellung, dass man in ein paar Jahren alles CO2-frei macht, ist einfach nicht realistisch. Eins ist doch klar: Chinesen und Amerikaner werden immer stärker, und wir werden schwächer", so der Ministerpräsident. Ein EU-Verbrennerverbot gefährde zudem Hunderttausende Arbeitsplätze, erklärte der Ministerpräsident weiter, der sich zugleich zum "Autoland Deutschland" bekannte: Ohne Auto habe der Industriestandort Deutschland wenig Chancen.
Söder: E-Auto allein ist nicht die Zukunft
Der CSU-Politiker fordert im Vorfeld der Automobilmesse IAA in München in einem Zehn-Punkte-Plan zur Unterstützung der Autoindustrie einen Kurswechsel. Es sei nicht sinnvoll, sich einseitig auf eine Technologie zu fixieren. "Das E-Auto allein wird nicht die Zukunft sein", erklärte Söder. "In vielen Märkten weltweit wird es weiterhin hochmoderne Verbrenner geben, aber mit immer weniger CO2."
VW-Chef: "Fokus liegt auf E-Mobilität"
Volkswagen-Chef Oliver Blume bekannte sich dagegen zur Elektromobilität. Sein Unternehmen erhöhe das Tempo auf dem Weg zum globalen Technologietreiber der Automobilindustrie, sagte Blume am Sonntag im Vorfeld der Automobilmesse IAA in München - "mit klarem Fokus auf die E-Mobilität". Dieser gehöre die Zukunft, sagte Blume in der "Bild am Sonntag".
Auto-Experte Dudenhöffer spricht von "Sammelsurium"
Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht in Söders Zehn-Punkte-Plan "eher ein Sammelsurium" als einen Aktionsplan. "Wer jetzt über das Verbrennerverbot redet, verunsichert Autokäufer. Verunsicherte Autokäufer sind schlechte Käufer", warnt Dudenhöffer. Wer nicht sicher sei, ob nun der Verbrenner oder das E-Auto zukunftsfähiger sei, kaufe lieber zunächst gar kein Auto, glaubt der Experte. Und das schade den Herstellern, die derzeit Milliarden in die Entwicklung von E-Autos stecken, am meisten. "Sehr widersprüchlich, was der bayerische Ministerpräsident fordert."
Söders Forderung nach einem günstigeren Führerschein unterstützt Dudenhöffer hingegen, fragt allerdings, wie das funktionieren solle. Auch mehr Ladesäulen vor allem für Busse sind dem Experten zufolge eine sinnvolle Forderung.
Klingbeil: Zukunft der Automobilbranche ist elektrisch
Auch SPD-Chef und Bundesfinanzminister Lars Klingbeil stellte klar: "Die Zukunft der Automobilbranche ist elektrisch." Die Koalition habe bereits eine Reihe von Maßnahmen beschlossen, um die E-Mobilität zu stärken. Es solle geprüft werden, "was wir noch weiter tun können", etwa für einen schnelleren Ausbau der Ladeinfrastruktur - auch diese ist ein Punkt in Söders Plan. Ziel sei es, "die Automobilbranche zu stärken und damit auch die Beschäftigung zu sichern".
Auch Ablehnung aus der Landtags-SPD
Auch der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Holger Grießhammer, reagierte ablehnend auf Söders Vorschlag: "Mit Nostalgie löst man keine Probleme. Der Verbrenner ist und bleibt ein Auslaufmodell", so der SPD-Politiker auf BR-Anfrage. Die Zukunft liege klar in der Elektromobilität, und diese Entscheidung sei längst gefallen: "Wir brauchen jetzt einen technischen Quantensprung und keine rückwärtsgewandten Vorstöße."
Grüne: Verbot muss kommen - Zeitpunkt verschiebbar
Die Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Katharina Dröge, zeigt sich prinzipiell offen für eine geringfügige Verschiebung des Verbots neuer Autos mit Verbrennungsmotoren. Sie wies darauf hin, dass der Grünen-Spitzenkandidat zur Landtagswahl in Baden-Württemberg, Ex-Bundesagrarminister Cem Özdemir, gesagt habe: Ob ein Jahr früher oder später – das sei nicht die Frage. "Und ich finde: Das ist auch nicht die Frage", sagte Dröge im ARD-"Bericht aus Berlin". Problematischer sei, dass CSU-Chef Markus Söder die Abschaffung des Verbrenner-Verbots gefordert habe. Er mache sich damit zum "Totengräber der deutschen Automobilindustrie", sagte sie. Denn entscheidend ist nach ihren Worten, dass die deutschen Autobauer den eingeschlagenen Kurs hin zur Elektromobilität weiter fortsetzen.
Merz: Zukunftsdialog soll Autoindustrie unterstützen
Um der schwächelnden Autoindustrie in Deutschland zu helfen, hatte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) am Mittwoch einen Zukunftsdialog angekündigt. Merz betonte, dass nicht nur die großen Konzerne eingeladen würden, sondern auch die Zulieferindustrie, mehrere Bundesländer und Gewerkschaften.
Mit Informationen von dpa, Reuters und AFP
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