Fünf Freiwillige befestigen eine Metallbrücke in der Nähe der Zollnersee-Hütte in Kärnten.
Fünf Freiwillige befestigen eine Metallbrücke in der Nähe der Zollnersee-Hütte in Kärnten.
Bild
Engagierte Ehrenamtliche aus den Niederlanden bauen eine Brücke in der Nähe der Zollnersee-Hütte in Kärnten.
Bildrechte: ÖAV / Neuner-Knabl
Schlagwörter
Bildrechte: ÖAV / Neuner-Knabl
Audiobeitrag

Engagierte Ehrenamtliche aus den Niederlanden bauen eine Brücke in der Nähe der Zollnersee-Hütte in Kärnten.

Audiobeitrag
>

Neue Wege beim Wegebau: Wie sich Alpenvereine behelfen

Neue Wege beim Wegebau: Wie sich Alpenvereine behelfen

Zunehmende Wetterextreme setzen den alpinen Wegen zu und belasten die Alpenvereine. Denn sie brauchen viele Ehrenamtliche, zudem steigen die Kosten für die Instandhaltung. Mit neuen Ideen behelfen sich nun die Alpenvereine beim Wegebau.

Über dieses Thema berichtet: Rucksackradio am .

Wege freiräumen, Stufen ausbessern, Schilder aufstellen und Sicherungen anbringen: Rund 30.000 Kilometer alpine Wege hält der Deutsche Alpenverein (DAV) instand. Dafür bringen sich jedes Jahr zahlreiche Ehrenamtliche mit etwa 50.000 freiwilligen Helferstunden ein. Um Unterstützung für einzelne Tage oder Projekte zu finden, setzt der DAV unter anderem auf eine Freiwilligenbörse. Dort können sich Interessierte für unterschiedliche Aufgaben bei den Sektionen melden und mitmachen. Schwierig sei es eher, wenn es um ein langfristiges Engagement gehe, sagt Gabriela Scheierl vom DAV-Referat Hütten und Wege.

Aktionen und Angebote für Freiwillige

Zeitlich begrenzte Einsätze sind daher beliebter. Ob Unternehmenspartnerschaften, Sponsoring oder Ehrenamtstage: Mit unterschiedlichen Ideen versuchen die Alpenvereine, Unterstützung zu bekommen – beispielsweise auch durch eintägige Aktionsangebote für Firmen, sagt Hannah Trowal von der DAV-Sektion München und Oberland.

Bei #hikeuppickup gehe es allerdings nicht um den Wegebau, sondern um eine Müllsammelaktion in den Bergen. Die Helfer machen die Wege sauber. "Es ist eine Wanderung, bei der man Gutes für die Natur tun kann. Außerdem stärke es den Zusammenhalt im Team", erklärt Hannah Trowal.

Hilfe aus dem Flachland

Originell ist auch ein Arbeitseinsatz in Österreich, zu dem kürzlich Holländer vom Niederländischen Kletter- und Bergsportverein anreisten. Aus dem flachen Küstenland kamen mehrere Teams für eine Woche in die Alpen. So packte Tim van der Linden in Kärnten bei der Sektion Obergailtal-Lesachtal mit an.

Mit seinen Kameraden und den Ehrenamtlichen aus der Sektion half er beim Brückenbau und räumte Wege frei. Denn schließlich nutzen viele Holländer die Wege in den Alpen, da müsse man auch was zurückgeben, sagt er: "Es ist interessant, mit eigenen Augen zu sehen und zu erfahren, wie viel Arbeit es macht, diese Wege zu erhalten." Für viele Wandernde ist es selbstverständlich, dass alpine Wege gut gepflegt sind. Nur wenige wissen, dass dafür beispielsweise in Österreich rund 900 ehrenamtliche Wegewartinnen und -warte unentgeltlich im Einsatz sind.

Ein Gewinn für alle Beteiligten

Insgesamt waren fünf Teams mit jeweils bis zu zehn Ehrenamtlichen aus den Niederlanden eine Woche mit den österreichischen Alpenvereinssektionen im Einsatz, unter anderem in der Steiermark, Kärnten, Oberösterreich, Salzburg und Tirol.

Über bestehende Netzwerke mit anderen Bergsportverbänden sei der Kontakt zu den Niederländern zustande gekommen, sagt der Projektverantwortliche Marco Gabl: "Es ist eine Win-win-Situation für beide Seiten. Denn die Ehrenamtlichen lernen dabei viel über die Instandhaltung der Wege und erleben eine bereichernde Zeit. Gleichzeitig zählt für den österreichischen Alpenverein jede helfende Hand. Darüber hinaus erfahren die Teilnehmenden viel über den Klimawandel."

Große Schäden durch Wetterextreme

Die Folgen des Klimawandels machen sich bei der Wegeinstandhaltung als Kostentreiber bemerkbar: So verdoppelten sich beim Österreichischen Alpenverein die regulären Kosten von 1,5 Millionen Euro für die Wegeinstandhaltung in den letzten fünf Jahren. Bei Katastrophenschäden versechsfachten sie sich sogar.

Das bestätigt auch Gabriela Scheierl vom Deutschen Alpenverein: "Wir verzeichnen mehr große Schäden durch die Auswirkungen des Klimawandels wie beispielsweise Murenabgänge, die durch Starkregen ausgelöst werden und die ganze Wegabschnitte und Brücken zerstören." Dadurch entstehen Verwüstungen, die mit sehr hohen Kosten wieder beseitigt werden müssen.

Auch der frühe Schneefall im September vergangenen Jahres richtete einigen Schaden in der Natur an. Insgesamt stellen die Folgen des Klimawandels eine immer mehr bemerkbare Herausforderung für den Erhalt der alpinen Infrastruktur dar.

Arbeit und Spaß verbinden

Nach einer Petition des Österreichischen Alpenvereins im vergangenen Jahr bekommt er künftig mehr Geld vom Staat. Darüber hinaus brauchen die Alpenvereine auch viele Helfer und Helferinnen. Junge Bergwandernde wie beispielsweise Leo und Caro fühlen sich angesprochen und überlegen, inwieweit sie sich engagieren können: "Als Berg-Fans kann man da auf jeden Fall was zurückgeben, wenn man die Kapazitäten dafür hat."

Und Tim aus den Niederlanden kann einen Einsatz im Gebirge nach den gemachten Erfahrungen wärmstens empfehlen: "Wir haben einen schönen Arbeitsurlaub in Österreich verbracht und hatten auch gutes Wetter. Es hat uns viel Spaß gemacht mit anzupacken."

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!