"Die Aufregung kennt gerade keine Grenzen", sagt Andreas Burghart. Der Polizist aus dem oberbayerischen Murnau und sein Hund Choco werden gleich geprüft. Der Belgische Schäferhund soll in den Polizeidienst, sein Herrchen will Diensthundeführer werden. Dazu müssen beide zunächst eine Grundausbildung absolvieren – mit fünf Prüfungen, von denen zwei im oberpfälzischen Herzogau bei Waldmünchen stattfinden.
Rund 80 Hunde in Ausbildung für die bayerische Polizei
Dort liegt die Zentrale Diensthundeschule der Bayerischen Polizei, mit der die Ausbildung für Diensthunde und -führer vor 25 Jahren zentralisiert wurde. Armin Fütterer, Leiter der Diensthundeschule in Herzogau, blickt zurück: "Ende der 90er Jahre hat man in Bayern das Diensthundewesen reformiert und eine einzige Stelle gesucht, wo eben die Diensthundeausbildung stattfinden soll."
Das geschieht seither am Standort Herzogau – zumindest in Teilen: Angehende Diensthundeführer aus dem ganzen Freistaat besuchen hier Lehrgänge, die ihnen das nötige Knowhow vermitteln, und trainieren ihren Vierbeiner vor jeder hier stattfindenden Prüfung. Bei Andreas Burgharts dritten Prüfung auf dem Weg zum Schutzhund geht es zum Beispiel darum, dass Choco seinem Herrchen auf Schritt und Tritt folgt und auf die Befehle "Sitz!" und "Platz!" ohne Umschweife reagiert.
Hunde riechen bis zu 100.000-mal besser als der Mensch
Bayernweit durchlaufen derzeit rund 80 Vierbeiner – zumeist Belgische oder Deutsche Schäferhunde – die Grundausbildung zum Schutzhund. Manche von ihnen sind schon eine Phase weiter: Denn in der Regel wird jeder Schutzhund nach der Grundausbildung nochmals spezialisiert. Zum Beispiel auf "Rauschgift, Sprengstoff, Leichen oder Datenträger", zählt Hundeschulen-Leiter Armin Fütterer die verschiedenen Bereiche auf. Dazu wird der Hund auf den jeweiligen Spezialbereich konditioniert. Sein Geruchssinn ist dabei das A und O: Bis zu 100.000-mal besser als der Mensch riechen Hunde. Was das heißt, fasst Fütterer so zusammen: "Das Auge des Menschen lässt sich täuschen, die Nase des Hundes eben nicht."
Der neueste Spezialisierungsbereich – der Datenträgerspürhund – sei dafür ein gutes Beispiel. Die dafür trainierten Vierbeiner können kleinste Mikro-SD-Karten erschnüffeln. Wichtig ist das zum Beispiel, wenn es um Aufnahmen sexualisierter Gewalt gegen Kinder geht, da das kriminelle Bild- und Videomaterial häufig auf Speichermedien abgelegt wird. Und zwar mitunter auf Datenträgern, die "optisch nicht als solche zu erkennen" sind. "So wurde unter anderem ein Laptop mit beweiserheblichen Daten im Bereich Kinderpornographie aufgefunden, der in einer großen Musikbox verbaut war", berichtet Fütterer.
Datenträgerspürhunde in rund 75 Prozent der Einsätze erfolgreich
Die bisherige Erfolgsquote von Datenträgerspürhunden liegt seit 2022 bei rund 75 Prozent: 276 Einsätze hatten die in Bayern ausgebildeten Spürhunde für Datenträger bislang; in 199 Fällen waren sie erfolgreich. Für Fütterer heißt das: "Die Hunde sind ein wichtiger Teil der Sicherheitsarchitektur in Bayern." Deshalb halte sich die Zahl der Vierbeiner im aktiven Einsatz mit aktuell 312 Hunden seit Jahren auf einem gleichbleibend und im Vergleich zu anderen Bundesländern hohen Niveau.
Beamte, die Diensthundeführer werden wollen, müssen ihren Kollegen auf vier Pfoten zu Hause zu halten, quasi als Haustier. Dafür beteiligt sich ihre Dienststelle, die den Hund auch anschafft, an den Kosten für Futter und Pflege.
Zur Halbzeit auf dem Weg zum Schutzhund bilanziert Andreas Burghart aus Murnau: "Ich hab den Hund zu Hause unterschätzt – dafür macht mir Choco auf der Arbeit noch mehr Spaß als erwartet." Zumal auch seine Ausbildung gut läuft: Die dritte Prüfung in Herzogau haben er und Choco bestanden. Wenn es so gut weitergeht, kann Andreas Burghart nach der fünften Schutzhund-Prüfung die ersten Einsätze mit ihm fahren – bevor es in die nächste Etappe geht: die Spezialisierung.
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