Günther Felßner, Präsident des Bayerischen Bauernverbands.
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Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth lässt prüfen, ob Bauernpräsident Felßner gegen das Tierwohl verstoßen hat.

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Staatsanwaltschaft prüft Vorwürfe gegen Bauernpräsident Felßner

Staatsanwaltschaft prüft Vorwürfe gegen Bauernpräsident Felßner

Hat der Präsident des bayerischen Bauernverbands, Günther Felßner, seine Rinder schlecht behandelt? Nach Anzeige von Animal Rebellion leitet nun die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren ein. Felßner hält die Anzeige für ein Ablenkungsmanöver.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth hat ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wegen möglicher Tierrechtsverstöße auf dem Hof des Präsidenten des bayerischen Bauernverbands, Günther Felßner. Das bestätigt die Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft dem BR.

Die Tierrechtsorganisation Animal Rebellion hatte bereits im April Strafanzeige gestellt. Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth bestätigte dem BR den Eingang der Anzeige.

Video zeigte verschmutzte Kälber

Man habe die Polizeiinspektion Lauf an der Pegnitz damit beauftragt, die Vorwürfe zu überprüfen, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Dies werde voraussichtlich einige Wochen dauern. Anschließend werde die Staatsanwaltschaft die Akte erneut prüfen und die Ermittlungsergebnisse juristisch bewerten. Erst dann ist klar, ob es zu einem Gerichtsverfahren kommen könnte.

Grundlage der Anzeige sind Videoaufnahmen, die die Tierrechtsorganisation Peta im März aus Felßners Rinderstall gemacht hat. Die Bilder zeigen verschmutzte Kälber und Jungtiere mit schütteren oder kahlen Stellen im Fell. Peta hatte deshalb das Veterinäramt des Landkreises Nürnberger Land eingeschaltet.

Festgestellte Mängel bei Nachkontrolle beseitigt

Bei einer unangekündigten Kontrolle am 21. März 2025 stellte die Behörde nach eigener Darstellung in Teilen der Laufställe unter anderem "geringe Mängel bei Einstreu und Entmistung" fest. Zudem wurden "geringe bis mittelgradige Mängel bei der tierärztlichen Versorgung einzelner Rinder" registriert.

Die Mängel seien bei einer Nachkontrolle beseitigt gewesen. Weitere Kontrollen habe es seitdem nicht gegeben, erklärte das Landratsamt auf BR-Nachfrage.

Felßner: Anzeige ist Ablenkungsmanöver

Günther Felßner teilte dem BR mit, er halte die Anzeige der Tierschützer für haltlos. Sie sei ein "Versuch, das widerrechtliche Eindringen der Aktivisten auf unseren Betrieb und die unsägliche Aktion rund um unseren Stall im Nachhinein zu legitimieren und vom eigenen kriminellen Handeln abzulenken". Missstände seien bei der unangekündigten Kontrolle des Veterinäramts nicht festgestellt und Verbesserungsvorschläge schnell umgesetzt worden.

Animal Rebellion rechnet nicht mit juristischen Folgen

Animal Rebellion geht davon aus, dass die Anzeige gegen Günther Felßner keine Folgen haben wird – "wie immer", sagte Sprecherin Scarlett Treml dem BR. Ihrem Eindruck nach würden die meisten Ermittlungen wegen Vergehen gegen den Tierschutz von den Staatsanwaltschaften in Deutschland eingestellt.

Es wäre ein "starkes Signal", wenn Felßner zumindest eine Geldstrafe zahlen müsste, so Treml. Er habe schließlich Verantwortung für seine Tiere und müsse für ihr Wohlergehen sorgen. Wenn er Fehler begangen habe, solle er dazu stehen und in Zukunft dafür sorgen, dass sie sich nicht wiederholen.

Felßner verzichtete auf Posten des Agrarministers

Günther Felßner, der auch Vize-Präsident des Deutschen Bauernverbands und CSU-Mitglied ist, war von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) als Agrarminister in der neuen Bundesregierung vorgesehen. Dagegen hatten zahlreiche Umwelt- und Tierschutzgruppen protestiert.

Bei einer Aktion der Tierrechtsaktivisten von Animal Rebellion waren am 24. März 15 Personen auf Felßners Hof in Lauf an der Pegnitz auf das Dach des Rinderstalls geklettert, hatten ein Transparent entrollt und zwei Bengalische Feuer abgebrannt. Felßner selbst war während der Aktion nicht auf dem Hof; seine Frau war aber im Rinderstall und habe, so berichtete es Felßner Ende März gegenüber dem BR, Angst um Leib und Leben gehabt: "Meine Frau hatte Todesangst, sie ist seitdem in ärztlicher Betreuung und krankgeschrieben."

Nach der Aktion verkündete Felßner seinen Rückzug von der Kandidatur mit der Begründung, er sehe die persönliche Sicherheit seiner Familie in Gefahr: "Ich bin nicht bereit, die Sicherheit meiner Familie aufs Spiel zu setzen oder den Hof und seine Tiere durch Einbrüche zu gefährden." Zudem stellte er Strafanzeige gegen Animal Rebellion. Auch der Staatsschutz ermittelt.

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