Stadtbild in Traunreut: Ausstellung zum Stadtjubiläum am Rathausplatz
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Vertriebenenstadt Traunreut: Wie steht es um das Stadtbild?

Vertriebenenstadt Traunreut: Wie steht es um das Stadtbild?

Wohl kaum eine Stadt in Bayern ist so von Migration geprägt wie die Vertriebenenstadt Traunreut. Wenn Migration zu Problemen im Stadtbild führt, dann müsste sich das hier bemerkbar machen. Oder?

Über dieses Thema berichtet: BR24 Informationen am Nachmittag am .

Ein Mittwochvormittag, Ende Oktober: Wer von Norden kommend nach Traunreut reinfährt, sieht zuerst eine etwas triste Nachkriegsstadt: gerade Straßen, Neubauten in Pastell und Grau, leere Ladenflächen. Neben dem "Hercules" am Bahnhof steht Sperrmüll rum, vor dem "Salon Figaro" rauchen drei Frauen. Was stört die Traunreuter am Stadtbild?

Rentner Karlheinz eilt gerade mit Tüten bepackt vorbei: "Der Stadtplatz war früher ein bisschen grüner." Inatur aus Sierra Leone ist optimistischer: "Ich finde, die Stadt ist sehr gut und nicht langweilig. Und wir haben viele Geschäfte."

Traunreut ist eine von fünf Vertriebenenstädten in Bayern

Traunreut ist eine von fünf Vertriebenenstädten in Bayern. Nach dem Krieg zogen Heimatvertriebene aus dem Sudetenland und Südosteuropa in die Gebäude einer ehemaligen Munitionsfabrik. Es folgten Gastarbeiter, Rumäniendeutsche, Russlanddeutsche. Zuletzt kamen Migranten und Geflüchtete aus Afrika, Nahost und der Ukraine. Heute leben hier 22.000 Menschen aus über 70 Ländern.

Wenn Migration zu Problemen im Stadtbild führt, müsste das hier zu sehen sein. Oder? Dann steht man plötzlich auf dem Rathausplatz: Glockenläuten, Brunnenplätschern, lachende Menschen im Cafe. Eigentlich doch ganz nett hier.

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Radwan arbeitet als Altenpfleger und Dolmetscher.

Vor der Stadtpfarrkirche "Zum Heiligsten Erlöser" trifft man auf Radwan aus dem Jemen: "Traunreut ist ruhige Stadt. Und sauber, immer", sagt er. Als Merz gefragt wurde, was er mit "Problemen im Stadtbild" eigentlich meinte, sagte er erst, man solle mal seine Töchter fragen. Später konkretisierte er: Es gehe um Migranten, die keine Arbeit haben und sich nicht an Regeln halten.

Radwan kann er damit nicht gemeint haben. Denn der arbeitet acht Stunden am Tag in der Altenpflege und dolmetscht danach noch ehrenamtlich. Und er sagt Sätze, die auch von Friedrich Merz stammen könnten. Zum Beispiel: Wer hart arbeite und Steuern zahle, habe Respekt verdient.

"Ich fühle mich nicht unsicher, nicht belästigt."

Und die "Töchter", was denken die? Eine blonde Frau läuft gerade vorbei. Keine Tochter der Stadt, aber sie arbeitet hier seit 2019. "Ich fühle mich nicht unsicher, nicht belästigt."

Ein Sohn von Russlanddeutschen nimmt die Dinge anders wahr: Mehrmals am Tag gebe es inzwischen "Klauereien, Schlägereien" in der Traunpassage, sagt Erick. Er arbeitet dort als Security. Meist seien das Leute, die neu hier sind. "Die nicht wissen, wie man sich hier zu verhalten hat".

Zurück am Bahnhof sitzen jetzt zwei Männer: Bier in der einen, Zigarette in der anderen Hand. Was sie am Stadtbild stört? Dass alles so teuer sei, sagt Robert. "Und, ja, die Ausländer". Ob es nicht vielleicht auch das Stadtbild stört, dass sie hier mittags Bier trinken? "Ich denke mal nicht. Wir sind eigentlich friedliche Leute."

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Robert findet, man verstehe die Leute nicht mehr

Vor ein paar Jahren liefen plötzlich "Neubürger" durch die Straßen

Sankt Georgen, ein Ortsteil am Stadtrand. Hier gibt es sie doch: Geranien vor den Fenstern. Alexander ist 1989 aus Kasachstan hergekommen und hat viel zu sagen zum Stadtbild. Etwa, dass hier vor ein paar Jahren plötzlich "Neubürger" durch die Straßen gelaufen seien, acht bis zehn auf einmal.

"Da habe ich mir tatsächlich Sorgen gemacht um meine elfjährige Tochter." Ob die Männer irgendetwas getan hätten? Alexander redet plötzlich von der Silvesternacht, vom mulmigen Gefühl seiner blonden Frau, von Dunkelhaarigen angestarrt zu werden. Zum Glück sei nie etwas passiert. "Aber was wenn?"

Bürgermeister: Bei der Kriminalität steht man extrem gut da

Am Abend findet dann noch eine digitale Bürgerversammlung statt. Zwei Stunden lang geht es um Baustellen, Ampelschaltungen, Laubbläser. Nur um Migration oder Kriminalität geht es nicht.

Bis dann doch eine Frau den Bürgermeister Hans-Peter Dangschat (CSU) fragt, was er gegen Drogenmissbrauch tun wolle. Der wirkt ehrlich überrascht. Und sagt dann: "Was die Kriminalität betrifft, in allen Bereichen, stehen wir extrem gut da. Ich glaube, es ist ein bisschen subjektiver Eindruck, der da vielleicht entsteht. Die Zahlen spiegeln das überhaupt nicht wider."

Dieser Artikel ist erstmals am 25. Oktober 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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