Jung, fair und politisch, mit diesem Motto ist die überparteiliche Initiative "Studopolis" mit einem Bus 16 Wochen in 16 Bundesländern auf Deutschlandtour. Vom Chiemgau bis in die Oberpfalz haben die Studierenden in Bayern versucht, abseits der Großstadt mit Gleichaltrigen ins Gespräch zu kommen.
"Viele sagen oft erstmal nein, sie wollten lieber nicht über Politik oder ihre Anliegen sprechen, und schon gar nicht aufgenommen werden", erklärt Vereinsgründer Albert Preußen, "aber dann ist das Interesse an unserer Initiative doch groß, und sie erzählen, welche Themen sie beschäftigen und warum." 50 junge Menschen organisieren für Studopolis öffentliche Diskussionsrunden mit Politikern zu Themen wie Kulturpolitik, oder sie sprechen Menschen auf der Straße an, um ihre politischen Anliegen auch über Social-Media zu verbreiten.
Miteinander sprechen statt übereinander
Tiktok und Co. oder Serien-Streaming sind für die meisten Menschen viel attraktiver, als miteinander politisch zu diskutieren, aber letztlich lebe Demokratie von den Argumenten in direkten Gesprächen, erklärt Jurastudent August Spee. Sein Ziel auf der Deutschlandtour 2025 (externer Link): "Wir wollen unsere Blase verlassen, und auch erfahren, was Menschen denken, mit denen unsere Community normalerweise wenig Kontakt hat." Der Initiative möchte so mehr Verständnis für den Lebensalltag und die Probleme der verschiedenen Bevölkerungsgruppen wecken.
Krieg, Wirtschaft, Klima: Das bewegt junge Menschen
Den Studierenden begegnet in Gesprächen oft Resignation, strittige Themen gibt es 2025 viele, die junge Menschen ganz konkret betreffen, oder ihnen Angst machen. Angefangen bei Krieg und Migration, über Klimaschutz oder die Sorge um Wirtschaft und Jobaussichten, bis hin zu einer wenig verlässlichen Politik.
Die Studie "Jugend in Deutschland 2025" hat untersucht, welche Themen junge Menschen bewegen. Dass sich bei ihren spontanen Straßenumfragen, beispielsweise in Straubing, nicht nur Jugendliche beteiligen, findet Emilia Schmucker von Studopolis gut: "Oft zeigt sich, dass die Menschen trotz unterschiedlicher politischer Überzeugungen eigentlich ganz ähnliche Bedürfnisse und Werte haben."
(Symbolbild) Studopolis hat viele Menschen in Bayern befragt
Wie informiert sich die Jugend?
Insgesamt ist das politische Interesse junger Menschen bis 25 Jahre in den vergangenen fünf Jahren gestiegen, erklärt Preußen. 2020 hat er deshalb Studopolis als Internet-Forum gegründet. Denn die Daten von der letzten Shellstudie 2024 und von Bitcom zeigen: Das Interesse der jungen Generation an Politik und damit an der Gestaltung von Gesellschaft ist heute in allen Bildungsgruppen hoch, das größte Interesse zeigen junge Menschen mit Hochschulreife.
Dabei sind Internet und Posts aus Social-Media für junge Menschen die entscheidenden Informationsquellen. Laut einer Umfrage von Bitkom 2024 beschäftigten sich 75 Prozent der 16- bis 18-Jährigen in Deutschland auf Social Media mit Beiträgen von Politikern. Besonders präsent waren die Grünen und die AfD. Die Beiträge der AfD kennt die Hälfte der Jugendlichen, wobei sogar 18 Prozent eine häufige Präsenz auf Social-Media wahrnehmen. Danach folgen CDU; SPD und FDP. Von ihrer medialen Präsenz etwa auf TikTok profitiert nicht nur die AFD stärker als andere Parteien, sondern auch die Linke, deren Spitzenkandidatin Heidi Reichinnek vor der Wahl 2025 von vielen Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf Social-Media gefolgt wurde.
Studopolis will nach eigenen Angaben Verhältnisse wie in den USA verhindern, in denen scheinbar keinerlei Gespräche oder Kompromisse mehr zwischen den verschiedenen politischen Lagern möglich seien. Um der auch hierzulande wachsenden gesellschaftlichen Spaltung entgegenzutreten, sei es wichtig, offen, kritisch, aber auch respektvoll miteinander zu diskutieren, so das Studententeam.
Diskussionsbedarf abseits der Großstädte
Mit den Stimmen von Menschen beim CSD in Landsberg am Lech, beim Schuhplatteln im Chiemgau oder im Krankenhaus in Straubing und einer Bäckerei in der Oberpfalz fährt der Studopolis-Bus in den nächsten Wochen weiter bis nach Berlin. Auf einer großen Abschlussveranstaltung im Herbst wollen die Studierenden dann mit Bundespolitikern über die Anliegen junger Menschen und über die politische Stimmung im Land diskutieren.
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