Jugendlicher hält kleine Schnapsflaschen hinter seinem Rücken
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BR24 vor Ort: Promille Guides sind in Nürnberg unterwegs

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Süchtig nach Alkohol: "Es ist ein Tod auf Raten"

Süchtig nach Alkohol: "Es ist ein Tod auf Raten"

Zum Feiern gehört für viele Alkohol dazu. Doch in Deutschland sterben jedes Jahr rund 47.500 Menschen durch Alkoholkonsum. Wie gefährlich Alkohol sein kann und wie ein Leben vor und nach der Abhängigkeit aussieht, zeigen zwei Beispiele.

Über dieses Thema berichtet: BR24 vor Ort am .

Mitten auf dem Land im oberfränkischen Gräfenberg kämpft Marco Grundmann gegen seinen größten Feind. "Es ist mir sehr wichtig, abstinent vom Alkohol zu bleiben", sagt der 42-Jährige.

"Es ist ein Tod auf Raten"

Marco Grundmann ist seit vielen Jahren chronisch alkoholabhängig. Mit Mitte 20 habe er angefangen, zu trinken, weil er Stress im Job und in der Beziehung hatte. "Ich habe getrunken, um runterzukommen und meinen Kopf auszuschalten", erinnert sich Grundmann zurück.

Als er seinen Job im Einzelhandel verlor, drehte sich sein Leben nur noch um den Alkohol. Eine Flasche Kräuterlikör habe er pro Tag getrunken. Er wurde trotz mehrerer Entzüge immer wieder rückfällig. "Es machte mich psychisch und körperlich kaputt. Es ist ein Tod auf Raten", erzählt Grundmann.

Alkohol gilt als eine der tödlichsten Drogen

Die Folgen von Alkoholkonsum sind unter anderem Leber- und Herzkrankheiten, Krebs und Depressionen, so die Präventionsstelle der Bundesregierung kenn-dein-limit.de. Alkohol gilt als eine der tödlichsten Drogen. Jedes Jahr sterben rund 47.500 Menschen in Deutschland durch Alkoholkonsum, heißt es im DHS Jahrbuch Sucht 2025.

Prävention in Nürnberg: Promille-Guides klären auf

Über Alkohol wollen die Promille-Guides der Stadt Nürnberg aufklären. Studenten wie Mario Varazdinec sprechen Jugendliche beim Feiern vor Ü16-Partys an. Mario will, dass die Jugendlichen über ihren Alkoholkonsum und ihr Limit nachdenken.

Es ist ein typischer Freitagabend: Die Jugendlichen haben schon vor der Party Alkohol getrunken. Leere Flaschen sind um den Club verteilt. Es mache mehr Spaß auf Partys mit Alkohol, sagen viele Jugendliche.

"Er trinkt, seitdem er zwölf ist"

Eine Gruppe angetrunkener Jungs fällt den Guides an diesem Abend auf. Die vier haben Hochprozentiges, gemischt mit süßem Eistee, getrunken. Einer von ihnen ist 16 Jahre alt. Er trinkt, seitdem er zwölf ist. Die Promille Guides reden mit den Jugendlichen rund 15 Minuten. "Ich hoffe, er findet für sich Wege, damit umzugehen und da rauszukommen", sagt Varazdinec, dem die Begegnung mit dem angetrunkenen 16-Jährigen nachgeht.

Bei der nächsten Gruppen sind die Promille Guides erfolgreich. Ein Mädchen hat die Guides wiedererkannt. Die Jugendliche habe gesagt, sie merke inzwischen, wo ihre Grenze liegt und trinke dann nicht weiter. Und darum gehe es, sagt Varazdinec. Um wirklich etwas zu verändern, dürfte Alkohol aber nicht ab 16 erlaubt sein, findet der Promille-Guide.

Im Video: Wie gefährlich ist die Droge Alkohol?

BR24 vor Ort: Wie viel Alkohol ist noch normal?
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BR24 vor Ort: Wie viel Alkohol ist noch normal?

1,4 Millionen Menschen wegen Alkoholsucht in Behandlung

Laut Weltgesundheitsorganisation gibt es bei Alkohol keine gesundheitlich unbedenkliche Menge. Wegen einer Alkoholsucht sind in Deutschland rund 1,4 Millionen Menschen in medizinischer Behandlung, hat die Barmer Krankenkasse ermittelt.

Marco Grundmann schaffte 2022 den Absprung aus der Abhängigkeit. Er gab sein altes Leben auf und zog in das Haus Martinsruh bei Gräfenberg. In der Einrichtung der Stadtmission Nürnberg lebt er seit zwei Jahren und will dort den Neustart schaffen.

Geregelter Tagesablauf hilft bei Abhängigkeit

Neben Gruppen- und Einzeltherapie ist regelmäßige Arbeit ein wichtiger Bestandteil des Lebens auf dem Land. In der soziotherapeutischen Einrichtung wohnen 32 Menschen. Die Bewohner haben einen geregelten Tagesablauf: Am Vormittag arbeiten sie zum Beispiel im Garten oder in der Haustechnik. Auch regelmäßiger Sport im Fitnessstudio kann bei Abhängigkeit helfen.

"Laufen gibt mir ein Gefühl von Leben"

Marco Grundmann trainiert für einen Halbmarathon. "Das Laufen gibt mir das Gefühl von Leben, dass ich mich selbst wieder spüren kann", erzählt Grundmann. Außerdem macht er eine Qualifizierung zum Genesungsbegleiter, um andere Menschen, die psychische Probleme haben, zu unterstützen.

Im Herbst will der 42-Jährige aus dem Haus Martinsruh in eine therapeutische Wohngruppe ziehen. Ein weiterer Schritt für ihn zurück ins Leben ohne Abhängigkeit.

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