Bei Bayerns Lehrerinnen und Lehrern ist Teilzeit-Arbeit im Trend: Im Bundesvergleich stieg die Quote von Teilzeitkräften im Freistaat zuletzt überproportional: von rund 43 Prozent im Schuljahr 2021/22 auf mehr als 46 Prozent im Schuljahr 2023/24. Das zeigen aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes.
Zum Vergleich: Bundesweit lag die Teilzeitquote im Schuljahr 2021/2022 bei 40,6 Prozent. Im Schuljahr 2023/2024 wuchs sie auf rund 43 Prozent an. Bayern ist allerdings nicht Spitzenreiter im Ländervergleich: Den höchsten Anteil hatten Teilzeitbeschäftigungen 2023/24 in Hamburg mit 55 Prozent.
Als Grund für die hohe Teilzeitquote nennen Statistiker den vergleichsweise hohen Frauenanteil im Lehramt. Bundesweit machten Frauen im Schuljahr 2023/24 fast drei Viertel des Lehrpersonals an allgemeinbildenden Schulen aus.
Staatsregierung will Teilzeit eigentlich verringern
Der Trend läuft entgegen der Pläne der bayerischen Staatsregierung: Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte im vergangenen Jahr in Betracht gezogen, als Maßnahme gegen den Lehrkräftemangel in die Teilzeitregeln eingreifen zu wollen. Er rief dabei schon länger diskutierte Konzepte wie eine "familienpolitische Teilzeit" in Erinnerung, wo beispielsweise nur noch Lehrerinnen und Lehrer Teilzeit beantragen können, deren Kinder nicht älter als 14 Jahre alt sind. Eine andere Möglichkeit wäre, Beamte nicht gleich zu Beginn ihrer Dienstzeit in Teilzeit gehen lassen, sondern ihnen erst "eine gewisse Zeit in Vollzeit" vorzuschreiben. Im Gespräch war auch eine mögliche Höchstdauer von Teilzeitjahren.
Auf Nachfrage von BR24 erklärte das Kultusministerium, man setze in der Debatte vor allem auf Anreize, um das individuelle Stundenmaß von Teilzeitkräften zu erhöhen. "So können Schulleitungen beispielsweise auf entsprechende Stundenplanwünsche reagieren, um ein Aufstocken ermöglichen zu können", heißt es in der Stellungnahme. Wichtig sei es, eine Balance zu finden "zwischen erforderlichen Maßnahmen zur Sicherung der Unterrichtsversorgung und der Attraktivität des Lehramts für junge Menschen".
BLLV-Präsidentin: Lehramt wegen Familienverträglichkeit attraktiv
Die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), Simone Fleischmann, gibt zu bedenken, dass das Lehramt vor allem wegen seiner Familienverträglichkeit so attraktiv sei. Falle die Möglichkeit zur Teilzeit weg, würden ihrer Ansicht nach weniger Menschen den Beruf in Betracht ziehen: "Wir brauchen die Teilzeit-Arbeit bei Lehrkräften, vor allem für Frauen, das wird auch weiter zunehmen. Wenn das nicht geht, dann hören viele auf und arbeiten gar nicht mehr", so Fleischmann im Gespräch mit BR24. Besonders betroffen seien Grundschulen, da dort besonders viele Frauen arbeiteten.
Das Kultusministerium hat derweil angekündigt, man werde im Herbst die bisherigen Regeln evaluieren und möglicherweise neue Maßnahmen erarbeiten, die die Unterrichtsversorgung für das Schuljahr 2026/27 sicherstellen sollen.
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