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Trittin fordert mehr Differenzierung in Migrationsdebatte

Trittin fordert mehr Differenzierung in Migrationsdebatte

Europa hat ein Problem mit irregulärer Migration, sagt der Grünen-Politiker Jürgen Trittin beim "Sonntags-Stammtisch" im BR Fernsehen. Doch um den Fachkräftemangel zu bekämpfen, sei Deutschland auf Einwanderer angewiesen.

Über dieses Thema berichtet: Der Sonntags-Stammtisch am .

Jürgen Trittin fordert mehr Differenzierung in der Migrationsdebatte. Beim "Sonntags-Stammtisch" im BR Fernsehen sagte der Grünen-Politiker, die Forderungen etwa aus der Union, Zuwanderung im Allgemeinen stark reduzieren zu wollen, seien "unter wirtschaftlichen Aspekten, unter dem Aspekt der sozialen Infrastruktur, unter dem Aspekt unserer Sozialversicherung, eine Katastrophe".

Trittin stellte in der Sendung zwar fest: "Wir haben in ganz Europa ein Problem mit irregulärer Zuwanderung." Man dürfe aber nicht außer Acht lassen, dass in Deutschland und anderen europäischen Staaten "die dringende Notwendigkeit" nach regulärer Zuwanderung bestehe – "da hängt unser Wirtschaftswachstum davon ab", so der ehemalige Bundesumweltminister.

Trotz Fachkräftemangel hohe Hürden für arbeitswillige Einwanderer

Nach Angaben des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) fehlen in Deutschland aktuell 530.000 qualifizierte Arbeitskräfte – in den Gesundheits- und Sozialberufen sowie im Handwerk ist der Bedarf besonders groß. In Anbetracht dessen sei es wichtig, dass die EU eine Antwort auf die Migrationsdebatte findet, die Zuwanderung "organisiert und ordnet", nicht aber pauschal untergräbt, so Trittin. "Humanität und Ordnung" seien gefordert.

Auch zu Gast beim "Sonntags-Stammtisch" war die Schauspielerin Angela Ascher. Die Oberbayerin hat neulich einen Selbsttest gestartet, wie sie in der Sendung erzählte. Sie wollte herausfinden, was Geflüchtete auf sich nehmen müssen, um in Deutschland arbeiten zu dürfen. Ihr Resümee: "Ich habe es echt nicht kapiert! Und ich spreche ja diese Sprache. Wie soll das jemand schaffen, der die Sprache nicht spricht?"

Zu viel Bürokratie, zu lange Wartezeiten

Jürgen Trittin fügte hinzu: "Das ist ja nicht nur gegenüber Flüchtlingen so!" Selbst EU-Bürger hätten enorme Hürden zu überwinden, um in Deutschland arbeiten zu dürfen. "Wir haben formell Freizügigkeit, aber glauben Sie doch nicht, dass ein Physiotherapeut aus Polen in Deutschland einfach so arbeiten darf. Nein! Der muss 2.000 Behandlungen in Deutschland nachweisen können, um sich hier niederlassen zu dürfen."

Zusätzlich zum großen Aufwand und zu der sprachlichen Barriere, sieht Trittin noch einen weiteren Grund, warum Deutschland Schwierigkeiten hat, Arbeitskräfte anzuziehen. Das Problem sei, dass es "unheimlich lange dauert, dass man in Deutschland akzeptiert wird. Versuchen Sie mal als Inderin oder als Inder ein Visum zu bekommen – vielleicht nur für einen Studienplatz. Da warten Sie ein Jahr, da sind zwei Semester um – das sind die Umstände, die wir haben", analysierte Trittin.

Comedian Angela Ascher sieht in den Erschwernissen, mit denen sich arbeitswillige Menschen, die nach Deutschland kommen, konfrontiert sehen, auch einen Mitgrund für das Erstarken von Parteien wie der AfD. Einwanderer müssten auch arbeiten dürfen, um sich in der Gesellschaft einbringen zu können. "Sie können ja gar nichts Positives machen, wenn sie es nicht dürfen", sagte Ascher.

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