Rott am Inn mit seiner berühmten Rokokokirche liegt idyllisch auf einem Hügel. Von hier aus kann man bis in die Berge sehen. Unterhalb des Ortskerns befindet sich das Gewerbegebiet "Am Eckfeld". Dort ist nun eine Ankunftseinrichtung für Flüchtlinge bezogen worden, das Landratsamt Rosenheim hat dort 30 Menschen aus der Ukraine untergebracht. Bis zu 250 Menschen hätten in dem Gebäude Platz.
Standort hoch umstritten
Seit rund zwei Jahren wird um die geplante Ankunftseinrichtung im Rotter Gewerbegebiet gestritten. Etliche Politiker besuchten Rott am Inn seitdem, um sich persönlich ein Bild zu machen, und auch der Petitionsausschuss des Bayerischen Landtags war vor Ort. Denn die Bürgerinitiative "Rott rottiert" blieb mit ihrem Protest hartnäckig. Auch der Rotter Gemeinderat war von Anfang an gegen den geplanten Standort im Gewerbegebiet und bot mehrere Kompromissstandorte an.
Gemeinde klagt
Rotts Bürgermeister Daniel Wendrock findet es nach eigenen Angaben bedauerlich, dass der Freistaat Bayern - vertreten durch das Landratsamt Rosenheim - hier nicht die höchstrichterliche Entscheidung abgewartet habe. Wendrock verweist auf die noch offene Klage der Gemeinde gegen die Baugenehmigung. Wasserversorgung, Abwasserentsorgung und Brandschutz seien nicht geklärt, zudem gebe es eine Veränderungssperre für das Gewerbegebiet. Eine entsprechende Klage wurde in erster Instanz abgelehnt, das Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichts stehe aber noch aus, so Bürgermeister Wendrock.
Ernüchterung bei Bürgerinitiative
Mitglieder der Bürgerinitiative "Rott rottiert" zeigen sich überrumpelt, enttäuscht und ernüchtert. "Der Bürger wird einfach nicht beachtet, weder mit Lösungsvorschlägen noch mit seinen Bedenken", so eine Stimme aus der BI. Man sei enttäuscht von der Kommunikation des Landratsamtes - und gespannt auf das Sicherheitskonzept.
Die Rotter betonen stets, dass sie ihren Protest nicht mit schrillen Stimmen geführt hätten, sondern immer mit Verweis darauf, dass eine Gewerbehalle keine geeignete Flüchtlingsunterkunft sei. Der Platz sei viel zu beengt für 250 Menschen und für Kinder recht trist, Probleme seien da ja vorprogrammiert. Der Rotter Protest war anhaltend die vergangenen Monate und: Aufgeben werde man auch jetzt nicht, ist zu hören.
Landratsamt sieht keine Alternative
Ziel für das Landratsamt ist es nach wie vor, belegte Schulturnhallen frei zu bekommen, um wieder Schul- und Breitensport zu ermöglichen: Lange waren im Landkreis die Turnhallen in Raubling und Bruckmühl belegt, inzwischen ist es "nur noch" Raubling.
Die Ankunftseinrichtung in Rott am Inn sei zwar keineswegs ideal, meint Landrat Otto Lederer, aber die Wohnungsnot sei so groß, dass man gezwungen sei, auch auf solche Unterkünfte zurückzugreifen. Nach wie vor müsse der Kreis Rosenheim pro Monat etwa 100 neue Migranten unterbringen. In der Ankunftseinrichtung in Rott am Inn sollen die Menschen im Ideallfall nur rund drei Monate verbringen, dann seien hoffentlich andere Unterbringungsmöglichkeiten gefunden.
Am Mittwoch den 30. Juli findet um 19 Uhr eine Bürgerinformationsveranstaltung in Rott am Inn statt. Auch Landrat Otto Lederer hat sein Kommen zugesagt.
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