Über zwölf Millionen Euro für den Ochsenkopf im Fichtelgebirge, rund elf Millionen am Nebelhorn in Oberstdorf und nochmal so viel im selben Ort am Söllereck. Der Freistaat fördert Modernisierungen von bestehenden Seilbahnen mit bis zu 35 Prozent der Kosten.
Allerdings müssen die Betreiber dafür bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Derzeit werden laut der aktuellen Richtlinien nur kleine Skigebiete gefördert. Zudem müssen die Anlagen das ganze Jahr über genutzt werden können und die Investitionen müssen den Umweltschutz berücksichtigen. Und das passiere derzeit nicht in ausreichendem Umfang, kritisieren Umweltverbände wie der Bund Naturschutz, der Deutsche Alpenverein und die Alpenschutzkommission Cipra.
Cipra gegen Förderung von Schneekanonen oder Parkplätzen
Die Seilbahnförderung führe sehr oft zum Ausbau und zur Kapazitätssteigerung von Anlagen, heißt es von der Alpenschutzkommission Cipra. Der Druck auf die Berge habe sich massiv erhöht und der Wintertourismus habe wegen des Klimawandels "in den bayerischen Höhenlagen kaum noch Zukunftschancen", so die Geschäftsführerin von Cipra Deutschland, Christine Busch.
Die Verbände drängen deshalb auf eine Neuausrichtung der Richtlinien. "Wir fordern in Zeiten der Klimakrise, dass keine Beschneiungsanlagen mehr gefördert werden, dass der Ausbau von Parkplätzen nicht gefördert wird und dass als Förderkriterium unbedingt die Anbindung des öffentlichen Nahverkehrs mit aufgenommen wird in die Seilbahnförderrichtlinie", sagt Busch.
Seilbahnen wollen, dass Beschneiung weiter gefördert wird
Henrik Volpert ist der Vorsitzende des Verbands Deutscher Seilbahnen und Schlepplifte. Ihm zufolge brauche es für nachhaltigen Tourismus das Sommer- sowie das Wintergeschäft. Und im Winter sei der alpine Skisport die wichtigste Einnahmequelle. Dabei müsse auch beschneit werden. "Das tun wir sehr nachhaltig, zum Beispiel durch den Einsatz von Ökostrom. Und dementsprechend ist es wichtig, dass die Beschneiung auch Teil der Förderung bleibt", sagt Volpert.
Forderung nach Sanierung statt Erweiterung
Die Naturschützer fordern, dass Erlebnisinstallationen, also zum Beispiel Sommerrodelbahnen, keine Fördermittel mehr bekommen. Zudem soll vorrangig saniert statt erweitert werden. Und die Verbände fordern, dass das Kriterium "Ganzjahresbetrieb" gestrichen wird. Denn dieses Kriterium schaffe den Anreiz, zusätzliche Attraktionen zu bauen. Der Seilbahnverband betont hingegen, wie wichtig Seilbahnen das ganze Jahr über für die Wertschöpfung und Arbeitsplätze in der Region seien.
Ministerium will alle Forderungen und Aspekte erwägen
Vom zuständigen Bayerischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus heißt es auf Anfrage, dass sowohl die wirtschaftlichen Aspekte als auch die Forderungen der Umweltverbände "Eingang in die laufenden Abwägungen zur Fortschreibung der Seilbahnrichtlinien finden". Eine Abstimmung über die neuen Richtlinien im Landtag wird es nicht geben, da Förderrichtlinien Verwaltungsvorschriften seien. Die brauchen laut Ministerium keine Zustimmung des Landtags.
Dass die bayerische Seilbahnförderung fortgesetzt wird, ist bereits sicher. Das haben CSU und Freie Wähler in ihrem Koalitionsvertrag so festgelegt. Nur, wie die Richtlinien dann genau aussehen werden, das steht noch nicht fest.
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