Zuerst ein paar nasse Tage, dann milde Temperaturen – für Pilze herrschen aktuell optimale Bedingungen. Umso mehr Menschen zieht es deshalb in die heimischen Wälder, um sich für die Küche einzudecken. Das möchte auch ich versuchen und habe mich deshalb mit einem Fachmann im Landkreis Neu-Ulm zum Pilzesammeln verabredet. Was mir schnell bewusst wird: Man muss genau sein.
Heimische Pilze kennt man oft nicht aus dem Supermarkt
Unser Treffpunkt: Ein Wald bei Weißenhorn im Landkreis Neu-Ulm. Ich lerne das Pilzesammeln heute von Dennis Regul. Der ausgebildete Pilzsachverständige hat eine eigene Pilzschule und bietet Pilzwanderungen an.
Zuversichtlich begeben wir uns also auf die Suche. Mein Auftrag: Ich soll einen flockenstieligen Hexen-Röhrling finden oder einen Maronen-Röhrling. Die kennt man nicht aus dem Supermarkt, deshalb bin ich froh über seine Beschreibung: Der flockenstielige Hexen-Röhrling hat einen roten Stiel und rote Röhren, der Maronen-Röhrling einen dunkelbraunen Hut und weiße Röhren. Damit weiß ich, wonach ich suchen soll. An welchen Stellen, das verrät mir der Pilzfachmann. Unter Fichten, Tannen, Buchen ist es gut – und am besten nicht da, wo Hunde ihr Geschäft verrichten. Dann bin ich überzeugt, die ersten gefunden zu haben. Doch Dennis Regul hält mich zurück: "Nein, das ist nichts, was man essen könnte. Das sind rossfleckige Helmlinge. Die gelten als ungenießbar."
Nur ein Bruchteil aller Pilze ist überhaupt genießbar
Doch ob die überhaupt schonmal jemand probiert hat? Dennis Regul weiß es nicht. "Wir haben etwa zehntausend Großpilze in Deutschland und nur einen Bruchteil davon hat man tatsächlich schon probiert", erklärt der Fachmann.
Ich möchte auf jeden Fall auch nicht der erste sein. Kurz darauf aber hat Dennis Regul etwas entdeckt: Einen Rotfußröhrling, erkennbar an – wie der Name schon sagt – seinem roten Stiel. Doch auch der bleibt im Wald, denn für den Verzehr ist er nicht mehr geeignet.
Wie sich Pilze bestimmen lassen
Herausfinden kann das jeder über einen Drucktest auf den Hut, der funktioniert bei vielen Pilzen. Ist der Schirm zu weich, ist der Pilz nicht mehr gut. Also heißt es: Weitersuchen. Dennis ist optimistisch. Denn das Wetter in letzter Zeit war ideal fürs Pilzwachstum. Leichter Regen und zwischen zehn und zwanzig Grad – so sprießen die Pilze.
Dennis behält Recht. Zuerst wandert ein Rotfußröhrling in unseren Korb, bei diesem Exemplar ist der Hut noch schön fest. Doch bei manchen reicht das Aussehen nicht, um zu bestimmen, ob man sie essen darf. So wie beim sogenannten Täubling. Dennis Regul reicht mir ein kleines Stück. Ich soll es 30 Sekunden lang kauen und – wichtig – wieder ausspucken! Nur, wenn das kleine Stück nicht scharf oder bitter geworden ist, ist der Pilz essbar. Es kostet mich ein bisschen Überwindung, doch der Test ist eindeutig: Unser Exemplar darf in den Korb.
Vom Giftnotruf zur Pilzschule
Dennis Regul hat als Arzt selbst lange Zeit beim Giftnotruf gearbeitet. Er erinnert sich: "Das frustriert einen irgendwann, weil man wirklich mitkriegt, wie die Leute sich reihenweise immer und immer wieder vergiften. Auch immer wieder mit denselben Sachen". Daraus sei der Wunsch entstanden, präventiv zu arbeiten. Nun bildet er in seiner Pilzschule andere Sachverständige aus und bietet geführt Wanderungen an.
Zum Schluss finden wir endlich den flockenstieligen Hexen-Röhrling. Dennis Regul: "Rote Röhrenöffnung und rote Flocken am Stil, keine Netzzeichnung. Es gibt ja den bekannten Satanspilz, der hat eben eine Netzzeichnung auf dem Stil, wie so ein Fischernetz, was man drübergelegt hat."
Unserer aber ist auch nach mehrmaligem Hinsehen ganz klar ein flockenstieliger Hexen-Röhrling. Der darf also mit, damit ist mein Korb gut genug gefüllt. Für mich ist nach dieser Pilzsuche klar: Ohne Fachmann wären dort sicherlich nicht die richtigen Pilze gelandet.
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