Im gegnerischen Stadion dreimal ausgekontert - das könnte die oberflächliche Analyse der 1:4-Niederlage des FC Bayern München beim FC Barcelona sein. Doch glaubt man Trainer Vincent Kompany und den Spielern, ist es ganz so einfach dann nicht. Mindestens mehrere Faktoren kamen an diesem Mittwochabend im Olympiastadion von Barcelona zusammen, dass es gegen die Katalanen erstmals seit Mai 2015 (0:3) wieder eine Niederlage gab.
Diskussion um Defensivtaktik erhält neue Nahrung
Die Diskussionen um die Taktik von Kompany, aber auch um die Konkurrenzfähigkeit einzelner Spieler dürfte wieder Fahrt aufnehmen. Manuel Neuer deutete das nach der Pleite auch an: "Barca spielt risikoreich, wir spielen risikoreich. Dass uns Bälle hinter die Kette wehtun können, haben wir schon gegen Frankfurt (3:3) gesehen", sagte der Kapitän. Und ein Robert Lewandowski sei eben prädestiniert, Bälle zu verlängern. "Und das tut uns dann einfach weh bei so schnellen Spielern wie Raphinha."
Der Brasilianer glänzte als dreifacher Torschütze, auch Lewandowski traf einmal. Joshua Kimmich wollte es trotzdem nicht nur auf die Verteidigung schieben: "Wir waren zu unsauber im Ballbesitz und haben zu viele Fehler gemacht. Und die wurden natürlich knallhart bestraft", so der 29-Jährige, der beim 0:1 als letzter Mann selbst nicht gut aussah.
Joshua Kimmich: "4:1 ist natürlich ein Brett"
Es sei aber auch nicht alles schlecht gewesen; gerade nach Harry Kanes 1:1-Ausgleich hätten seine Bayern das Spiel unter Kontrolle gehabt. Und Barca habe heute eben von fünf Torchancen vier genutzt. Aber er wusste auch: "Wenn man das Ergebnis sieht, ist ein 4:1 natürlich ein Brett."
Am Ende hätten auch eine unglückliche Schiedsrichterentscheidung und die individuelle Klasse des Gegners den Ausschlag gegeben: Das 1:2 empfand er als "sehr unglücklich", die Aktion gegen Kim vor dem Treffer "für mich eher ein Foulspiel". Das 1:3 sei dann "ein überragender Diagonalpass und ein überragender Abschluss" gewesen - "genauso das vierte".
Der Plan, selbst die Bälle öfters hinter die Kette der Spanier zu spielen, habe in der zweiten Halbzeit nicht mehr so gut funktioniert. "Wir haben ein bisschen die Geduld und dadurch auch das Momentum und die Kontrolle verloren." Auf die kommenden zwei namhaften Gegner Benfica Lissabon und Paris Saint-Germain (beides Heimspiele) angesprochen, erwiderte Kimmich aber kämpferisch: "Ich mache mir keine Sorgen."
Vincent Kompany: "Keine Ausreden" und genaue Analyse
Ob das so auch für Trainer Kompany gilt? Der Belgier drückte sich nach dem Spiel ein wenig um eine genaue Analyse, will sich die Partie erst noch einmal in Ruhe ansehen. Zu seiner Ehrenrettung ist zu sagen, dass er nicht drumherum reden wollte, sondern klar formulierte: "Das war eine deutliche Niederlage. Es gibt null Ausreden."
Etwas ließ sich der Coach dann aber doch noch entlocken. Das frühe 0:1 sei "sehr bitter" gewesen, "danach hatte ich aber das Gefühl, dass wir hier auch gewinnen können". Kompanys Plan bis zu den nächsten Spielen: "Was man immer machen muss, ist daraus lernen, zusammenstehen und in dieser Situation eine richtige Analyse machen."
Aggressivität, Intensität, Sauberkeit - vieles wurde vermisst
Da war Manuel Neuer tatsächlich schon weiter. Er vermisste Aggressivität, Intensität und - wie Kimmich - die Sauberkeit in einigen Aktionen. "Das haben wir vermissen lassen. Man kann Barcelona auch wehtun, wir haben das heute aber zu selten auf den Platz gebracht."
Am Wochenende beim VfL Bochum soll das schon wieder anders aussehen. Und am 6. November kommt dann Benfica Lissabon in die Münchner Arena. Dann müssen schleunigst die nächsten Champions-League-Punkte her. Nach drei Spieltagen belegen die Bayern nur Tabellenplatz 23 in der Königsklasse. Damit wäre das nächste "Finale dahoam" und sogar die K.o.-Runde in weiter Ferne.
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