Nach den Harvard-Studierenden trifft es nun auch viele weitere: US-Außenminister Marco Rubio hat überraschend die Vergabe neuer Studenten- und Austauschvisa für die USA gestoppt. Grund sei eine geplante strengere Überprüfung der Online-Aktivitäten von Antragstellerinnen und Antragstellern. Auch in Bayern sorgt das für Entsetzen. So haben Universitäten reagiert.
TU München: Nicht nachvollziehbar, aber Chance für Deutschland
Ein Sprecher der Technischen Universität München (TUM) bezeichnete die angekündigten Visa-Beschränkungen auf Nachfrage des BR als "ausgesprochen bedauerliche Entwicklung". Viele Studierende hätten bereits fest mit einem Auslandsaufenthalt in den USA geplant – "jetzt kommt diese Nachricht daher, das wirft schon einige Planungen um." Stand jetzt sind rund 100 Studierende von dem Schritt betroffen.
Die TUM unterhält 16 Austauschpartnerschaften mit US-Universitäten. "Das ist eine bewährte Partnerschaft, die jetzt natürlich momentan eingefroren wird." Gleichzeitig sieht die Hochschule auch eine Chance für den eigenen Standort: "Wir sind offen für weitere internationale Studierende, die womöglich nicht mehr in die USA gehen können. Die sind uns herzlich willkommen."
Derzeit haben 45 Prozent der Studierenden an der TUM keinen deutschen Pass. Laut Sprecher bleiben mehr als 75 Prozent der ausländischen Absolventinnen und Absolventen auch nach dem Studium in Deutschland. "Wir brauchen diese internationalen Fachkräfte – sie bringen neue Perspektiven, fördern Kreativität und stärken den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Deutschland."
FAU informiert Studierende und prüft Alternativen
Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) informierte nach Bekanntwerden der neuen Visa-Politik umgehend alle Studierenden, die im kommenden Wintersemester einen Aufenthalt in den USA geplant haben. Die Universität rate den Betroffenen, möglichst bald Visa-Termine bei Konsulaten oder der US-Botschaft zu vereinbaren – sofern dies noch möglich sei, so ein Sprecher.
Wer seine Reise nicht antreten möchte, kann innerhalb des Überseeprogramms das Zielland wechseln oder das Studium regulär an der FAU fortsetzen. Die Universität stehe zudem im engen Austausch mit ihren US-Partnerhochschulen, um etwa mögliche Verschiebungen der Aufenthalte ins Sommersemester zu klären. Grundsätzlich würden Studierende vor Abreise umfassend über die Lage im jeweiligen Zielland informiert, betonte die FAU.
Wissenschaftsminister Blume: Schritt gefährdet Zukunftsträume
Auch aus dem bayerischen Wissenschaftsministerium kam scharfe Kritik: "Der Visa-Stopp ist ein Fehler! Die Ankündigungen der US-Regierung bedeuten nichts weniger als einen Paradigmenwechsel in den transatlantischen Beziehungen", erklärte Minister Markus Blume. Der Schritt habe für große Verunsicherung bei Studierenden auf beiden Seiten des Atlantiks geführt und gefährde Zukunftsträume.
"Bisher galt in den USA: offene Arme für Talente. Jetzt fühlen sich unsere Studierenden pauschal unter Verdacht gestellt und nicht willkommen. Misstrauen ersetzt Vertrauen – das ist fatal", so der Minister weiter. Auch er betonte, dass ausländische Studierende dafür in Bayern sehr willkommen seien.
Auswärtiges Amt sieht deutschen Austausch gefährdet
Das Auswärtige Amt bezeichnete den transatlantischen Austausch als grundlegend für Bildung und Wissenschaft. "Deutschland misst der Freiheit von Forschung und Lehre sowie einem offenen Austausch höchste Bedeutung bei", so ein Sprecher. Der akademische Dialog mit den USA sei eng und für beide Seiten von Vorteil.
Potenziell seien viele deutsche Studierende von dem Schritt betroffen, die USA gilt als eines der beliebtesten Austauschländer. Im Jahr 2022 etwa wählten laut Statistischem Bundesamt mehr als 8.500 Studentinnen und Studenten die USA als Gastland aus.
Der Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD) stehe in engem Kontakt mit Betroffenen und unterstütze sie bei Fragen zum Aufenthalt.
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