Seniorenwohnheim Parkwohnstift in Bad Kissingen.
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"Versorgungskrise" im Pflegeheim: 13 Senioren werden verlegt

"Versorgungskrise" im Pflegeheim: 13 Senioren werden verlegt

Das Pflegeheim "Parkwohnstift Bad Kissingen" kämpft mit Problemen. Angesichts ausstehender Gehälter, Personalengpässen und "der sich zuspitzenden Versorgungskrise" hilft das Diakonische Werk Schweinfurt und übernimmt 13 Pflegebedürftige.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

In der Seniorenresidenz "Parkwohnstift Bad Kissingen" des Betreibers Ambiente Care fehlen derzeit eine ganze Reihe Pflegekräfte. Sie sind krankgemeldet. Durch die Personalengpässe ist die Versorgung der Bewohner gefährdet. Ein Rettungsanker kommt vom Diakonischen Werk Schweinfurt. Dieses hat am Mittwochnachmittag angekündigt, dass es "angesichts der sich zuspitzenden Versorgungskrise beim privaten Pflegeanbieter Ambiente Care" 13 pflegebedürftige Personen kurzfristig übernehmen könne. Die zuständige Heimaufsicht am Landratsamt Bad Kissingen habe das Diakonische Werk in Schweinfurt angefragt.

Diakonisches Werk bietet Lösungen

Die Pressemitteilung des Diakonischen Werks beschreibt die Krise bei Ambiente Care als öffentlich bekannt, nachdem Medienberichte auf Probleme wie ausstehende Gehälter und Personalengpässe hingewiesen haben. Um die Sicherheit und Versorgung der betroffenen Senioren zu gewährleisten, arbeite das Werk mit Hochdruck in enger Abstimmung mit der zuständigen Heimaufsicht an Lösungen.

Betriebsratsvertreter: Stimmung in Pflegeheim-Belegschaft "schrecklich"

Ein Vertreter des Betriebsrats vom Ambiente Care Parkwohnstift Bad Kissingen sagt auf BR-Anfrage, dass die Stimmung in der Belegschaft "schrecklich" sei. Der Betriebsratsvertreter möchte namentlich nicht genannt werden. "Wenn der Lohn nicht da ist, bleiben die Leute daheim", sagt er gegenüber dem BR wörtlich. Der letzte ausstehende Lohn sei noch nicht bezahlt worden. In diesem Jahr seien gerade einmal in zwei Monaten die Löhne fristgerecht überwiesen worden. Rechnungen an Lieferanten würden nicht bezahlt. Die Situation sei katastrophal. "Wenn in der nächsten Zeit nichts passiert, können wir zumachen", betont der Betriebsratsvertreter.

Ambiente Care, der Betreiber der Senioreneinrichtung Parkwohnstift Bad Kissingen teilt auf Anfrage mit, dass das Unternehmen die "Überleitung" von 13 pflegebedürftigen Bewohnerinnen und Bewohnern plane. Grund dafür sei ein "kurzfristig außergewöhnlich hoher Krankenstand unter den Mitarbeitenden". Die Überleitung erfolge "rein vorsorglich, um die Qualität und Sicherheit der Pflege jederzeit gewährleisten zu können und gleichzeitig das Team vor Ort zu entlasten."

Mitarbeiter bleiben aus

Laut dem Betriebsratsvertreter sind im Pflegeheim derzeit 154 Personen beschäftigt, von denen 30 in der Pflege tätig sind. Etwa 18 dieser Pflegefachkräfte seien krankgeschrieben, was die Versorgung der 34 Senioren erheblich erschwere.

Johannes Büttner vom Landratsamt Bad Kissingen bestätigt, dass die Heimaufsicht die Situation engmaschig überwacht. Nach einer ersten Begehung hat Ambiente Care um Unterstützung bei der Suche nach Ausweichplätzen gebeten. Büttner betont, dass die primäre Verantwortung, die Versorgung sicherzustellen, bei dem Betreiber liege.

Auch andere Probleme beim Träger Ambiente Care

Die Probleme bei Ambiente Care sind nicht neu. Die Parkwohnstift gGmbH meldete im Februar 2024 Insolvenz in Eigenverwaltung an. Im Januar 2025 übernahm die Ambiente Care das Haus. Der Betreiber führt derzeit 16 Seniorenresidenzen in Deutschland, wobei auch der Standort Unna in Nordrhein-Westfalen von Schwierigkeiten betroffen war. Dort wies Ambiente Care Medienberichte über Streiks als falsch zurück und veröffentlichte auf ihrer Internetseite: "Entgegen vereinzelten Medienberichten gab es keinen Streik. Ein Großteil der Mitarbeitenden ist regulär zum Dienst erschienen. Die Mitarbeitenden sind sich ihrer Verantwortung bewusst, und die sichere und zuverlässige Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohner hat nach wie vor oberste Priorität."

Einwilligung für Verlegung nötig

Carsten Bräumer, Vorstand des Diakonischen Werks Schweinfurt, erklärt, dass nun für eine Verlegung der Seniorinnen und Senioren deren Zustimmung oder die ihrer Angehörigen erforderlich ist. Die Verlegung soll helfen, die akute Notlage zu entschärfen und die Versorgungssicherheit wiederherzustellen.

Laut dem Diakonischen Werk können zunächst eine pflegebedürftige Person im Theresienstift Bad Kissingen und jeweils sechs pflegebedürftige Personen im Wilhelm-Löhe-Haus Schweinfurt und im Pflegezentrum Maininsel in Schweinfurt untergebracht werden. Wann die betroffenen Seniorinnen und Senioren verlegt werden, ist noch nicht bekannt.

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