💬 "Dein Argument" greift Euren Input auf: Kommentare aus der BR24-Community sind Anlass für diesen Beitrag. 💬
Es ist Ende April, als Landwirt Florian Wolf bei seinem morgendlichen Rundgang über das Spargelfeld im Landkreis Kitzingen eine schockierende Entdeckung macht: umgeknickte Spargelstangen, heruntergerissene Folien, große Löcher in der Erde. "Wie ein Maulwurf", beschreibt Wolf den Anblick der zerstörten Ernte in einem Instagram-Video, das millionenfach aufgerufen wird. So etwas habe es in der Geschichte des Familienbetriebs noch nicht gegeben.
Auch BR24-User zeigen sich damals auf Facebook empört: "Ich finde das unverschämt! Die Bauern haben so viel Arbeit damit... völlig respektlos!", schreibt eine Userin. Die Solidarität mit dem Landwirt ist groß: "Unglaublich! Der arme Bauer, all seine Arbeit zunichtegemacht", schreibt ein weiterer User.
Der Familienbetrieb aus Unterfranken hat die zerstörte Spargelernte zur Anzeige gebracht. Mit 400 Euro habe er den Sachschaden bei der Polizei angegeben, berichtet Wolfs Schwiegervater Roland Zieracker BR24. Das Ganze werde als Vandalismus-Delikt geführt. Die Täter: bislang unbekannt.
Denkweise: "Es ist ja genug da"
Gesondert erfasst wird der Diebstahl vom Feld nicht, das ergab eine BR24-Abfrage bei neun bayerischen Polizeipräsidien – und deshalb gibt es auch keine Zahlen über entstandene Schäden. Erfahrungen damit hätten die meisten Obst- und Gemüsebauern jedoch, schätzt Zieracker: "Es ist ja genug da", beschreibt er die Denkweise derjenigen, die sich unerlaubt an seinen Feldern bedienen. Im benachbarten Knoblauchsland würden immer wieder ganze Salatköpfe und Gemüse vom Feld gestohlen, weiß Zieracker von Bekannten.
Beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Kitzingen berät Christine Müller seit 30 Jahren die Spargel-Bauern der Region. "Hinter den Diebstählen steckt kein System, das passiert eher spontan", meint sie. Ärgerlich seien die Einzelfälle trotzdem.
Selbstbedienung am Acker aus Unwissenheit
Häufig betroffen seien Felder und Äcker, die an beliebten Spazierrouten liegen. Und auch so manches Getreide- oder Blumenfeld wurde als vermeintlich schöne Fotokulisse schon zertrampelt. Auf die Größe der Anbauflächen gerechnet halte sich der Sachschaden meistens in Grenzen, so Müller. Und trotzdem: "Die Leute greifen ja nicht zu, weil sie Hunger haben, sondern aus Unwissenheit."
Eine Versicherung springt beim Diebstahl direkt vom Acker übrigens nicht ein: Dafür müssten die Pflanzen und Früchte erst abgeerntet und eingebracht sein, erklärt die Versicherungskammer Bayern auf Anfrage – und empfiehlt deshalb, die Ernte möglichst zügig einzubringen und in einem verschlossenen Gebäude zu lagern.
Über eine andere Möglichkeit dachte ein BR24-User vor einigen Wochen auf Facebook nach: "(...) soll nun der Spargelacker noch Video überwacht werden?"
Landwirt: "Hab's einfach satt"
Genau das planen sie beim Spargel- und Beerenhof in Prichsenstadt für die kommende Erntesaison. "Ich hab's einfach satt", sagt Zieracker resigniert und bezieht sich damit auf einen speziellen Erdbeertunnel in der Nähe einer Wohnsiedlung. "Da klauen sie uns Erdbeeren ohne Ende", schildert er. Warnschilder würden die Menschen nicht davon abhalten, in die großräumigen Folientunnel einzusteigen und Früchte zu ernten.
Deshalb will er nun Wildkameras aufhängen, die bei unerlaubtem Betreten der Tunnel ein Signal senden. Man wolle damit "keine großen Verfolgungsjagden" starten, erklärt Zieracker. Die Kameraüberwachung solle den Leuten aber klarmachen, dass es nicht selbstverständlich sei, sich einfach von einem Feld zu bedienen. "Da geht's ums Prinzip", findet Zieracker. Denn hinter jedem Quadratmeter Acker stehen Aufwand und Kosten, etwa für Pflanzen, Dünger und Personal – und damit die am Ende über den Verkauf wieder reingeholt werden können, muss es schließlich genug Ernte geben.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!