Kateryna Zinchenko trägt schwarze Gummihandschuhe. Sie schneidet einen Apfel, legt die Schnitze in eine Glasschüssel und gibt Bewohnerin Gudrun die Schüssel über die Theke in die Hand. Kateryna sagt: "Sie will immer nach der Arbeit einen Apfel essen." Bei der Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung in Lindau absolviert die 20-jährige Ukrainerin ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ). Sie sagt: "Es gefällt mir sehr. Die Leute mögen mich, ich mag die Leute. Wir haben immer Spaß zusammen."
Jobbörse dient Austausch mit Arbeitgebern
Kateryna bringt sich im FSJ ein, will noch besser Deutsch lernen und Erfahrungen sammeln. Direkt nach der russischen Invasion in der Ukraine ist sie geflohen. Seit März 2022 ist sie in Deutschland. Sie orientiert sich, sucht Arbeit.
Im Februar dieses Jahres ist sie in Lindau bei einer Jobbörse speziell für Geflüchtete. Bei solchen Veranstaltungen, die es auch in Kaufbeuren, Memmingen und Bayreuth gab, ergattert Kateryna Minijobs in der Gastronomie und in der Hotelbranche.
Durch Jobbörse 50 Stellen besetzt
Die Jobbörse sei oft ein Sprungbrett für Beschäftigung, heißt es beim Jobcenter in Lindau – hier ist man zufrieden mit der Bilanz. Geschäftsführerin Susanne Müller-Koberstein nennt die Jobbörse gar "den besten Weg", geflüchtete Menschen in Arbeit zu bringen. Das direkte Gespräch mit Arbeitgebern nehme Ängste, sagt sie. Insgesamt rund 50 Menschen wurden im Raum Lindau eingestellt. Die meisten sind Flüchtlinge aus der Ukraine, stammen aber auch aus anderen Ländern. Weitere Verträge stehen vor der Unterschrift.
Immer mehr Ukrainer arbeiten regulär
Bundesweit nimmt der Anteil der aus der Ukraine geflüchteten Menschen in sozialversicherungspflichtigen Jobs weiter zu – auch in Bayern. Zuletzt lag die Beschäftigungsquote nach Zahlen der Bundesagentur für Arbeit unter den Ukrainern bei mehr als 30 Prozent. Im September waren 233.000 Ukrainerinnen und Ukrainer in Arbeit – und damit gut 70.000 mehr als vor einem Jahr.
Auch beginnen immer mehr Ukrainer eine duale Ausbildung, wie es Ende November beim Bundesinstitut für Berufsbildung hieß. Demnach habe sich die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge mit ukrainischen Auszubildenden von etwa 900 im Jahr 2022 auf knapp 1.900 (2023) erhöht und damit mehr als verdoppelt. Das zeigten erste Auswertungen von Daten der Berufsbildungsstatistik der statistischen Ämter des Bundes und der Länder.
Auf FSJ folgt Ausbildung in der Pflege
Das Lindauer Jobcenter hat Kateryna bei ihrer Arbeitssuche unterstützt. Arbeitsvermittler Fabian Kießling legte ihr mehrere Praktika nahe. Darüber lernte sie schlussendlich die Arbeit bei der Lebenshilfe kennen – und dort will Kateryna auch bleiben: "Jetzt erst mal das FSJ fertig machen. Dann bewerbe ich mich baldmöglichst für eine Ausbildung hier." Sie will Heilerziehungspflegerin werden.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!