Die frühlingshaften Temperaturen führen dazu, dass mancherorts Igel, Feldhamster und Fledermäuse aus dem Winterschlaf erwachen oder Eichhörnchen ihre Winterruhe unterbrechen. Auch Amphibien können wieder aktiv werden. Während sich Kröten, Frösche und Molche bei erneut einsetzender Kälte wieder in geeignete Verstecke zurückziehen, bestehe etwa bei Igeln und Fledermäusen die Gefahr, dass sie beim Aufwachen zu viel Energie verbraucht haben, informiert der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) mit Sitz in Hilpoltstein (Lkr. Roth). Ihnen kann der Mensch dann helfen.
Füttern und Hilfe rufen
Wer eine erschöpfte Fledermaus findet, sollte sie vorsichtig mit Handschuhen oder einem Tuch anfassen, in einen gut belüfteten Karton an einen kühlen, sicheren Ort setzen und die Fledermaus-Koordinationsstelle kontaktieren, so der LBV. Bei Igeln kommt es demnach auf das Gewicht der Tiere an: Mit weniger als 500 Gramm auf der Waage können die kleinen Säuger den Winter nicht überstehen, erklärt der LBV auf BR-Anfrage. Wer bei milder Witterung im Dezember einen unterernährten und tagaktiven Igel findet, könne diesem eine Mischung aus Katzenfutter, Igeltrockenfutter und ungewürztem Rührei anbieten sowie ein Schälchen mit Wasser. Bei verletzten oder kranken Igeln sollte eine Igelstation oder ein Tierarzt kontaktiert werden, so der LBV.
Temperaturschwankungen beeinflussen Verhalten
Insgesamt gaukele das warme Wetter der Natur aktuell einen Frühling vor, was sich laut LBV erkennbar auch auf Pflanzen auswirkt: Schneeglöckchen spitzen aus dem Boden und Bäume treiben aus – bei den Tieren fallen vor allem die zwitschernden Vögel auf. "Der Jahreszyklus der Tiere orientiert sich stark an der Tageslänge, aber auch drastische Temperaturschwankungen beeinflussen das Verhalten." So könne es auch passieren, dass Eichhörnchen ihre Winterruhe unterbrechen, so die LBV-Biologin Christiane Geidel. Fledermäuse können bei Temperaturen ab etwa 5 Grad Celsius kurzzeitig aktiv werden und ausfliegen. Das schadet ihnen nicht grundsätzlich. Doch wachen sie häufiger auf, kostet das Fliegen zu viel Energie.
Hoher Energieverbrauch aber wenig Nahrung
Eine Unterbrechung von Winterschlaf oder Winterruhe ist demnach für viele Tiere gefährlich: "Dabei verbrauchen sie viel Energie und finden kaum Nahrung. Wenn erneut Frost einsetzt, können einige sterben, weil sie geschwächt sind oder ihre Reserven bereits verbraucht haben", berichtet die LBV-Biologin. Zu den Gewinnern des milden Winters gehört den LBV-Experten zufolge der Eisvogel: Der profitiere entgegen seinem Namen von warmen Temperaturen weil er bei nicht zugefrorenen Gewässern mehr Nahrung findet. Dennoch halte der Wechsel der Jahreszeiten die Natur im Gleichgewicht. "In zu warmen Wintern überleben auch die Tiere, die eigentlich zu schwach, krank oder alt sind. Strenge Winter räumen – so hart es klingt – in den Populationen auf und machen diese insgesamt widerstandsfähiger", betont Christiane Geidel.
Schmetterlingsflug schon im Advent
Erst am Anfang der Woche hatte der LBV berichtet, dass durch die milden Dezember-Temperaturen auch Schmetterlinge im Advent aktiv werden könnten und zu Meldungen aufgerufen. Zum Winterverhalten der Vögel sammelt der LBV im Januar wieder Daten bei der "Stunde der Wintervögel". Die findet 2026 vom 9. bis 11. Januar statt.
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