Melanie H. (Name geändert) aus dem Landkreis Nürnberger Land beschäftigt die Justiz noch heute – knapp vier Jahre nach ihrer Verurteilung wegen der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Tat. Das war 2019, als sie Bombenanschläge geplant hat und Ziele ausgespäht haben soll. Außerdem hat sie Morddrohungen an Kommunalpolitiker geschickt. Den Schreiben war jeweils eine scharfe Munitionspatrone beigelegt.
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Sturmgewehr, Pistole und Handgranate
Im Mittelpunkt der jüngsten Ermittlungen gegen die Rechtsterroristin standen ein Sturmgewehr, eine Pistole und eine Handgranate, die sie sich im Jahr 2019 offenbar beschaffen wollte. Das gemeinsame Rechercheteam von BR und Nürnberger Nachrichten hatte 2024 polizeiliche Dokumente zu der Angelegenheit auswerten können.
Demnach habe Melanie H. einen Bekannten aus ihrer Region gefragt, ob er Waffen besorgen kann, darunter auch ein Sturmgewehr AK47, eine Kalaschnikow. Der Mann habe daraufhin mit seinem Bruder Anton P. (Name geändert) telefoniert, der konkrete Angebote für eine AK47, eine Pistole und eine Handgranate habe liefern können. Für die Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus, eine Abteilung der Generalstaatsanwaltschaft München, war das ein Grund, erneut Ermittlungen einzuleiten.
Polizei durchsuchte mehrere Wohnungen
Das Verfahren wegen Verdachts des Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz und Waffengesetz richtete sich gegen Melanie H., ihren Bekannten Anton P., dessen Bruder und einen weiteren Mann. Wie die verurteilte Rechtsterroristin kommen zwei von ihnen aus dem Landkreis Nürnberger Land. Auf der Suche nach Waffen durchsuchte die Polizei 2024 mehrere Wohnungen im Landkreis. Doch gefunden wurde nichts. Auch der dritten Person, einem Friseur, der nach Angaben von Melanie H. dabei geholfen haben soll, eine Waffe verschwinden zu lassen, habe nichts nachgewiesen werden können.
Anton P. geht juristisch gegen Terroristin vor
Das Rechercheteam konnte einen der Männer, Anton P., zum Gespräch treffen. Er wies jeden Vorwurf des Waffenhandels empört zurück. Warum Melanie H. ihn und seinen Bruder beschuldigt hat, kann er sich nicht erklären. Es habe 2019 nur ein kurzes Treffen zwischen ihnen gegeben, sagt er dem Rechercheteam. Die genannten Waffen habe er gar nicht besorgen können. Er habe deshalb mittlerweile eine Zivilklage gegen Melanie H. eingereicht. Vom Freistaat Bayern fordert er Schmerzensgeld. Denn im April 2024 hatte die Polizei seinen Angaben zufolge die Tür seines renovierten Anwesens für eine Durchsuchungsaktion aufgebrochen. Er leide heute noch unter den psychischen Folgen, sagt Anton P.. Waffen fanden die Einsatzkräfte bei ihm aber nicht. Auch eine Observation führte zu keinem Ergebnis.
Ermittlungen wegen widersprüchlichen Aussagen eingestellt
Die Generalstaatsanwaltschaft München legt in ihrem Einstellungsbeschluss dar, dass die Ermittlungen durch die erhobenen Vorwürfe von Melanie H. in Gang gekommen seien. "Aufgrund sich widersprechender Aussagen" der Beteiligten lasse sich aber nicht feststellen, was sich wirklich zugetragen habe. So bleibt unklar, ob es die fraglichen Waffen gab. Und wenn es sie gab, wo sie sich heute befinden.
Auch Verbleib von Sprengstoff- und Waffenteilen unklar
Die Behörden suchten nach Erkenntnissen des BR/NN-Rechercheteams auch nach möglichen weiteren Sprengstoff- und Waffenteilen, die Melanie H. zugerechnet werden könnten. Diese Teile gelten bislang als verschwunden. Die Ermittler gingen einer Spur nach, wonach Waffenteile unter anderem im oberfränkischen Fichtelgebirge versteckt sein könnten, auch das geht aus den Akten hervor, die BR und Nürnberger Nachrichten einsehen konnten. Da es nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft München im Fall der früheren Rechtsterroristin keine laufenden Ermittlungsverfahren mehr gibt, bleibt auch der Verbleib der Waffenteile weiter unklar.
Die inhaftierte Melanie H. hat auf mehrere Anfragen des Rechercheteams nicht reagiert. Die heute 60-Jährige wurde im Juli 2021 vom Oberlandesgericht München zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Die Frau habe eine "offen nationalsozialistische Gesinnung", stellte der Richter damals fest. Wie sie heute denkt, ist nicht bekannt.
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