Das Atomkraftwerk in Gundremmingen von schräg oben, die beiden gigantischen Kühltürme ragen in den Himmel auf.
Das Atomkraftwerk in Gundremmingen von schräg oben, die beiden gigantischen Kühltürme ragen in den Himmel auf.
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Über 40 Jahre lang haben die beiden Kühltürme des Kernkraftwerks in Gundremmingen das Landschaftsbild geprägt. Jetzt sollen sie fallen.
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Über 40 Jahre lang haben die beiden Kühltürme des Kernkraftwerks in Gundremmingen das Landschaftsbild geprägt. Jetzt sollen sie fallen.

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Was Sie zur Kühlturmsprengung in Gundremmingen wissen sollten

Was Sie zur Kühlturmsprengung in Gundremmingen wissen sollten

Die gigantischen Kühltürme des ehemaligen Kernkraftwerks im schwäbischen Gundremmingen sollen am Samstagmittag gesprengt werden. Tausende Schaulustige werden erwartet – die Behörden warnen vor sehr hoher Verkehrsbelastung.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Seit Wochen gibt es kaum mehr ein anderes Thema in Gundremmingen und Umgebung. Fast ein halbes Jahrhundert lang haben die Kühltürme des Atommeilers dort das Landschaftsbild geprägt. Am Samstag um 12 Uhr sollen die 160 Meter hohen und 56.000 Tonnen schweren Giganten mit großem Knall für immer verschwinden.

Zahlreiche Schaulustige werden erwartet

Gemeinde und Landkreis bereiten sich auf einen großen Andrang vor: Zur Sprengung der Kühltürme im unterfränkischen Grafenrheinfeld waren im August 2024 rund 10.000 Schaulustige angereist. Wer in Gundremmingen dabei sein will, sollte jedoch einiges beachten.

Wie werden die Kühltürme gesprengt?

Um Punkt 12 Uhr will die Thüringer Sprenggesellschaft erst den Turm von Reaktorblock B sprengen, dann mit 15 Sekunden Verzögerung den von Block C. Die Türme stehen auf je 48 v-förmigen Stützenpaaren, die etwa zur Hälfte gesprengt werden sollen.

Nach den Detonationen sollen die Türme leicht zur Seite kippen und dann auf kleiner Fläche zusammensacken. "Sie fallen nicht um wie ein Schornstein auf voller Länge, sondern kollabieren in sich", erklärte Sprengingenieurin Ulrike Matthes bei einem Pressegespräch im September.

Es gibt aber auch Sprengbereiche in der Kühlturmschale selbst. "Mit Handbohrhammern wird der Sprengstoff in die Schale eingebracht. Wir versuchen, so wenig Sprengstoff wie möglich zu verwenden", so Matthes.

Wo kann ich die Sprengung gut beobachten?

Laut Landratsamt Günzburg gibt es keine ausgewiesenen Besucherareale. Der Energiekonzern RWE weist darauf hin, dass man wegen der landschaftlichen Bedingungen die Sprengung von verschiedenen Punkten in der Region aus gut beobachten könne. Einige Vereine und Wirtshäuser in der Umgebung bieten Public Viewings an, etwa in Dillingen oder Lauingen. Daneben können Sie die Sprengung auch im BR-Livestream von zu Hause aus verfolgen.

Wann und wie soll ich anreisen?

Das Landratsamt Günzburg rechnet am Tag der Sprengung mit sehr viel Verkehr. Interessierte sollten daher frühzeitig anreisen oder sich weiter entfernte Aussichtspunkte suchen. Abschnitte der Staatsstraße 2025 werden vollgesperrt. Teile der Staatsstraßen 2025 und 2028 werden zudem zu Einbahnstraßen umfunktioniert, das Landratsamt will dort jeweils auf einer Fahrbahn rund 1.900 Parkplätze für Zuschauerinnen und Zuschauer einrichten.

Genaue Zufahrtsempfehlungen aus dem Norden, Süden oder von Gundremmingen gibt das Landratsamt online [externer Link]. Wer die Möglichkeit hat, solle mit dem Fahrrad anreisen, betont die Gemeinde Gundremmingen.

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Zur Sprengung wird ein Sperrbereich eingerichtet, außerdem sind einige Straßenabschnitte gesperrt. Das Landratsamt hat Parkplätze eingerichtet.

Welche Sicherheitsmaßnahmen werden ergriffen?

Um die Anlage herum wird ein weiträumiger Bereich abgesperrt, der schon ab dem Vorabend um 21 Uhr gilt. Bis zum Ende der Sprengung darf er nicht betreten werden. Wer gegen die Regelung verstößt, muss mit einem Bußgeld von bis zu 3.000 Euro rechnen.

Für Drohnen gelten in der Nähe des Kraftwerks ohnehin Flugverbote, sie werden laut Landratsamt auf den gesamten Absperrbereich ausgeweitet. Wenn die Absperrungen eingehalten werden, bestehe für Menschen keine Gefahr, erklärt der Energiekonzern RWE.

Eine Detonation vor der eigentlichen Sprengung soll Wildtiere und Vögel in der Nähe vertreiben. Der Beton der Kühltürme, der laut RWE nicht mit Radioaktivität in Berührung gekommen ist, werde recycelt und zu Schotter verarbeitet. Sprengschutzmatten und umliegende Pools mit Wasser sollen helfen, dass so wenig Teile und Staub wie möglich bei der Sprengung weggeschleudert werden.

Warum werden die Kühltürme gesprengt?

Der Rückbau des Atomkraftwerks Gundremmingen markiert den nächsten Schritt nach dem deutschen Atomausstieg bis 2023. Der Reaktorblock B wurde Ende 2017 endgültig abgeschaltet, Block C ging vor rund vier Jahren als letzter Teil der Anlage vom Netz. Seitdem wird auch er rückgebaut: Laut dem Anlagenleiter Heiko Ringel konzentrierten sich die Maßnahmen bisher auf das Innere der Anlage. "Jetzt folgt auch das nach außen sichtbare Zeichen, die beiden Kühltürme", erklärte er in einem Pressegespräch vorab. Nach der Sprengung der Kühltürme dauert der Rückbau des Kernkraftwerks weiter an, voraussichtlich noch weit in die 2030er-Jahre.

Mit Informationen der dpa

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