Eine blonde Frau geht mit Gehstöcken eine Treppe hinunter.
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Carola Potrz leidet unter den massiven körperlichen Folgen des Vorfalls.
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Carola Potrz leidet unter den massiven körperlichen Folgen des Vorfalls.

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Liquid Ecstasy im Champagner: Frau leidet unter den Folgen

Liquid Ecstasy im Champagner: Frau leidet unter den Folgen

Es sollte eine ausgelassene Nacht werden, doch für einige Besucher des Weidener Restaurants "La Vita" endete sie tragisch. Carola Potrz trank aus einem Glas, das anstatt Champagner flüssiges Ecstasy enthält. Unter den Folgen leidet sie noch heute.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Was als entspannter Abend unter Freunden beginnt, endet in einem der erschütterndsten Vergiftungsfälle Bayerns: In einem Restaurant in Weiden wird im Februar 2022 eine Flasche vermeintlicher Champagner geöffnet – doch der Inhalt ist hochgefährlich.

Ein Leben voller Schmerzen: Die Folgen bis heute

Acht Gäste brechen zusammen, ein Mann stirbt. Auch Carola Potrz nimmt damals einen Schluck. Bis heute kämpft sie mit den Folgen. Im Dezember beginnt am Landgericht Weiden der Prozess gegen einen Niederländer. Aus seinem Drogen-Lager soll die präparierte Champagner-Flasche stammen.

Carola Potrz hatte schlicht Glück, dass sie den Abend überlebt hat. Bis heute leidet sie unter den massiven körperlichen Folgen des Vorfalls. Die Mutter von zwei Kindern kämpft seit fast drei Jahren mit Dystonien – unkontrollierten, schmerzhaften Muskelzuckungen, die sie täglich begleiten und ihren Alltag bestimmen. Sie sagt, sie sei früher sportlich und viel unterwegs gewesen, aber sei heute froh, wenn sie noch ein paar Schritte gehen könne.

Der verhängnisvolle Abend: Ein Glas, das alles veränderte

Am Abend des 12. Februar 2022 trifft sich ein Freundeskreis in einem Restaurant in der Weidener Innenstadt. Einer aus der Runde nimmt an einer Fernsehsendung teil, und die Gruppe will darauf anstoßen – mit einer Flasche Champagner. Carola Potrz stößt zufällig dazu. Eine Freundin reicht ihr ein pinkes Glas.

Sie trinkt einen Schluck – und merkt sofort, dass etwas nicht stimmt. Der Champagner habe "scheußlich" geschmeckt, erzählt sie heute, im Glas habe sie eine dunkle Flüssigkeit gesehen, die sie sofort beunruhigte. Sie sei überzeugt gewesen, dass "etwas nicht stimmt" und dass der Inhalt gefährlich sei.

Nur wenige Augenblicke später brechen im Restaurant mehrere Menschen zusammen. Was niemand ahnt: In der Flasche befindet sich kein Schaumwein, sondern hochkonzentriertes flüssiges Ecstasy – eine Menge, die selbst in kleinen Dosen lebensgefährlich ist.

Kollaps, Notarzt, Lebensgefahr

Die 41-Jährige verliert kurz nach dem Schluck das Bewusstsein. Als Krankenschwester ist ihr erster Reflex, die Kollegen auf der Intensivstation zu warnen, dass gleich viele Leute mit Vergiftungserscheinungen eingeliefert werden – schafft es aber nicht mehr. Sie berichtet, sie habe das Gefühl gehabt, dass sich ihre Arme und Beine "auflösen", bevor die Erinnerung abreißt.

Acht Menschen kommen an diesem Abend ins Krankenhaus. Ein 52-jähriger Familienvater aus dem Landkreis Schwandorf überlebt die Vergiftung nicht. Carola selbst erleidet eine Gehirnblutung. Ein Rettungshubschrauber bringt sie in eine Klinik. Sie übersteht die Vergiftung knapp, verbringt Wochen in Reha-Einrichtungen und kann später nicht mehr in ihrem Beruf arbeiten.

Der Kampf zurück ins Leben – und ein schmerzhafter Alltag

Auch fast drei Jahre später bestimmt die Vergiftung ihren Alltag. Die Muskelzuckungen, die Schmerzen, die körperlichen Einschränkungen – all das sei geblieben, schildert sie. Dennoch versucht sie, nicht aufzugeben. Eine wichtige Stütze hat sie gefunden: die Malerei.

In ihren Bildern könne sie abschalten und für kurze Zeit vergessen, was ihr an diesem Abend widerfahren ist. Das Malen gebe ihr Momente der Ruhe.

Transparenzhinweis:

In einer früheren Version des Artikels lautete die Überschrift: "Ecstasy im Champagner: Frau leidet bis heute unter den Folgen". Im vorliegenden Fall wurde Liquid Ecstasy (GHB) - auch als K.O. Tropfen bekannt - verabreicht, das sich von der Zusammensetzung her von Ecstasy (MDMA) unterscheidet. Nach Hinweisen aus der Community haben wir, um Verwirrungen vorzubeugen, die Überschrift angepasst.

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Eine wichtige Stütze ist für Carola die Malerei.

Der Prozess in Weiden: Hoffnung auf Gerechtigkeit

Am 4. Dezember beginnt vor dem Landgericht Weiden der Prozess gegen einen Mann aus den Niederlanden. Er soll Teil einer Gruppe gewesen sein, die die präparierte Flasche in Umlauf gebracht hat. Ermittler gehen davon aus, dass die Flasche ursprünglich aus dem Drogenmilieu stammt und versehentlich im Restaurant gelandet sein könnte.

Für Carola Potrz bedeutet der Prozess vor allem eines: Hoffnung. Nach fast drei Jahren wünscht sie sich ein Stück Gerechtigkeit – und vielleicht zum ersten Mal seit jener Nacht wieder die Möglichkeit, vorsichtig nach vorne zu blicken. Schmerzensgeld hat sie bis heute keins bekommen.

Dieser Artikel ist erstmals am 19.11.2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.

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