Ein Jungwolf steht im Gehege des Nationalparkzentrums Falkenstein. (Archivbild)
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Nach dem Fund eines toten Wolfs in der Oberpfalz ermittelt die Polizei gegen den Überbringer des Kadavers. (Symbolbild)
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Nach dem Fund eines toten Wolfs in der Oberpfalz ermittelt die Polizei gegen den Überbringer des Kadavers. (Symbolbild)

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Wende nach Fund von totem Wolf: Überbringer unter Verdacht

Wende nach Fund von totem Wolf: Überbringer unter Verdacht

Nach dem Fund eines toten Wolfs in der Oberpfalz ermittelt die Polizei gegen den Überbringer des Kadavers. Das Tier war wohl nicht erschossen, sondern totgebissen worden. Der Mann soll den toten Wolf aus Tschechien nach Deutschland gebracht haben.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus der Oberpfalz am .

Der tote Wolf, der Ende Oktober im Gemeindegebiet Lam im Landkreis Cham in der Oberpfalz gefunden wurde, ist wohl nicht erschossen, sondern von einem Artgenossen gebissen worden und kam dadurch zu Tode. Das ergab die Untersuchung des Kadavers am Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), so das Polizeipräsidium Oberpfalz. Es handle sich eindeutig um einen Wolf. Derzeit laufen weitere Untersuchungen, ob das Tier einer bestimmten Population zugerechnet werden kann.

Nach Vernehmungen und einer Tatortbegehung geht die Polizei Bad Kötzting mittlerweile davon aus, dass der tote Wolf ursprünglich auf tschechischer Seite lag und anschließend nach Deutschland gebracht worden ist. Sowohl Fundort als auch der spätere Ablageort des Tieres befinden sich beide in Grenznähe. Deswegen ermittelt die Polizei jetzt gegen den Mann, der den Wolf zur Polizei in Cham gebracht hat. Er ist ehrenamtliches Mitglied des Netzwerks "Große Beutegreifer". Da er den Wolf wohl an sich genommen und über die Grenze bewegt hat, wird ihm ein Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz und das Vortäuschen einer Straftat vorgeworfen. Sein Motiv ist noch unklar und Gegenstand der Ermittlungen.

Gefunden hatten den mutmaßlich dort abgelegten toten Wolf laut Polizei Wanderer im Grenzgebiet. Nach dem Fund war auch der Mann verständigt worden, gegen den nun ermittelt wird. Er hatte den Kadaver letztlich zur Polizei gebracht.

LBV und LfU beziehen Stellung

Mittlerweile hat sich auch der Landesbund für Vogelschutz (LBV) zu dem Vorfall geäußert: "Obwohl er die Verletzung in einer ersten Begutachtung vor Ort als Schusswunde wahrgenommen und offiziell dokumentiert hatte, hätte er das Tier niemals bewegen dürfen", heißt es zu dem ehrenamtlichen Mitarbeiter des Netzwerks "Große Beutegreifer". "Dieser Vorgang ist für uns absolut inakzeptabel", so LBV-Pressesprecher Markus Erlwein.

Das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) antwortet auf BR-Anfrage, es unterstütze die Ermittlungsbehörden bei der lückenlosen Aufklärung des Sachverhalts: "Der Ausgang der Ermittlungen bleibt abzuwarten. Bis zum Abschluss dieser ist die entsprechende Person von ihren Aufgaben im Netzwerk ‚Große Beutegreifer‘ entbunden. Sollte sich der Verdacht bestätigen, wird die Person dauerhaft aus dem Netzwerk ausgeschlossen."

Toter Wolf mit Schusswunde in Oberfranken

Auch in Oberfranken war zuletzt ein toter Wolf gefunden worden. Dort bestätigte sich laut Polizei allerdings der Verdacht auf eine Schusswunde – ermittelt wird deshalb weiter wegen des Verdachts auf einen Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz. Der Wolf ist ein streng geschütztes Tier, das nicht ohne Weiteres abgeschossen werden darf.

Monitoring durch Netzwerk Ehrenamtlicher

Das Monitoring der großen Beutegreifer in Bayern wird durch das "Netzwerk Große Beutegreifer" unterstützt, so das Bayerische Umweltministerium. Etwa 140 ehrenamtlich tätige Personen (Jäger, Naturschützer, Förster, Landwirte, etc.) stehen vor Ort zur Verfügung, um Risse von Nutz- und Wildtieren, Fährten und andere Hinweise auf große Beutegreifer zeitnah zu erfassen.

Zahl der Wölfe in Bayern rückläufig

Derweil meldet die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes, dass in Bayern die Zahl der Wölfe wieder rückläufig sei. Nach den neusten Zahlen wurden im Monitoringjahr 2024/2025 (1. Mai 2024 bis 30. April 2025) im Freistaat sechs Rudel mit zusammen 19 Welpen nachgewiesen, zudem vier Paare ohne Nachwuchs und zwei territoriale Einzeltiere. Sie lebten in zwölf Territorien. Im Vorjahr waren es noch sieben Rudel und 35 Welpen gewesen. Zusätzlich ziehen den Angaben zufolge noch einzelne Wölfe durchs Land, die im Monitoring aber nur begrenzt erfassbar sind. 

Wolfsexperte vermutet illegalen Abschuss und Vergiftungen

"Zugewinne und Verluste von Rudeln halten sich im Moment in Bayern die Waage. Wir haben am Staffelsee und im Altmühltal zwei Rudel verloren. Der Stillstand im Wolfswachstum ist mit der natürlichen Populationsdynamik nicht erklärbar", sagt der Wolfsexperte Uwe Friedel. Bei den vielen unbesetzten Lebensräumen in Bayern wäre ein viel deutlicheres Wachstum von bis zu 30 Prozent zu erwarten! Wir gehen davon aus, dass illegaler Abschuss und Vergiftungen von Wölfen eine gewichtige Rolle für den Stillstand haben."

Territorien-Dichte in Bayern viel niedriger als in anderen Regionen

Tatsächlich zeigt die Statistik, dass sich das deutsche Wolfsvorkommen – fernab der teils emotional geführten Debatten auch im Freistaat – weiterhin auf den Osten und Norden des Bundesgebietes konzentriert. Pro Fläche ist die Territorien‑Dichte in Brandenburg, Mecklenburg‑Vorpommern, Sachsen und Sachsen‑Anhalt durchschnittlich rund zwölfmal so hoch wie in Bayern. In Mittel‑ und Südbayern gibt es keinen Wolfsnachwuchs. Auch in den meisten angrenzenden Bundesländern und Regionen bleibt – mit Ausnahme von Tschechien – die Vermehrung der Tiere selten.

Mit Informationen von dpa

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