3.000 Euro pro Kind, ausgezahlt am ersten Geburtstag: Mit diesem "Kinderstartgeld" wollte die Staatsregierung Familien in Bayern unterstützen. Wollte. Weil: Stattdessen soll das Geld jetzt direkt an die Kita-Träger gehen. Wer findet das gut, wer nicht? Um wie viel Geld geht es? Sinken jetzt die Kita-Gebühren im Freistaat? Die wichtigsten Infos.
Welche Kritik gibt es am Aus für das Kinderstartgeld?
"In persönlichen Gesprächen mit Eltern haben wir eine massive Enttäuschung wahrgenommen", teilt der bayerische Landeselternbeirat auf BR24-Anfrage mit. Viele Familien hätten berechtigterweise mit dem Kinderstartgeld gerechnet – "auch bei der Planung für die Elternzeit".
Der Sozialverband VdK Bayern übt ebenfalls scharfe Kritik an der Staatsregierung. Die VdK-Landesvorsitzende Verena Bentele spricht von einem "Kahlschlag". Die geplanten Investitionen in die Kita-Infrastruktur würden den Wegfall von Leistungen wie dem Kinderstartgeld nicht kompensieren. Besonders ärmere Familien stelle das vor große finanzielle Herausforderungen.
Welche finanziellen Folgen hat die Entscheidung?
Das Aus für das Kinderstartgeld betrifft in Bayern alle Familien mit Kindern, die seit dem 1. Januar 2025 geboren wurden. Sie erhalten nun doch nicht 3.000 Euro pro Kind zum ersten Geburtstag. Dass sie – anders als Familien mit früher geborenen Kindern – kein Familiengeld vom Freistaat kriegen, war schon länger bekannt. Das Familiengeld lag bei insgesamt 6.000 bis 7.200 Euro pro Kind.
Durch die angekündigte Finanzspritze für die Einrichtungen könnte aber die Chance auf einen sicheren Kita-Platz steigen. Dann können beide Elternteile arbeiten und Geld verdienen. "Betreuungsplatz vor Direktzahlung", sagte Söder. Christiane Münderlein vom evangelischen Kita-Verband Bayern sagt auf BR24-Anfrage: Viele Familien hätten zwar mit dem Kinderstartgeld gerechnet. "Andererseits unterstützen verlässliche Öffnungszeiten und qualifizierte Fachkräfte den Alltag von Familien spürbar."
Klar ist aber: Familien mit wenig Geld, die schon jetzt keine Kita-Gebühren zahlen, müssen künftig mit weniger staatlicher Unterstützung auskommen. Wer sein Kind vor dem dritten Geburtstag selbst betreut und nicht in die Kita bringt, hat durch das Ausbleiben des Kinderstartgelds ebenfalls weniger.
Wie viel Geld sollen die Kitas zusätzlich erhalten?
Von drei Milliarden Euro bis zum Jahr 2030 sprach Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Dienstag. Die Mittel würden vollständig in Kindergärten und Kitas sowie in staatlich geförderte Betreuungseinrichtungen fließen, um deren Betriebskosten zu finanzieren.
Warum sind die Kita-Träger erleichtert?
Viele Kitas in Bayern kämpfen seit Jahren mit Finanzierungslücken, die Betriebs- und Personalkosten steigen immer weiter. Christiane Münderlein vom evangelischen Kita-Verband betont auf BR24-Anfrage: "In erster Linie brauchen die Einrichtungen das Geld dringend, um ihre Defizite zu kompensieren." Julia Lüdecke vom katholischen Kita-Verbund München-Ost sagt: "Mehr Geld im System Kita ist zu begrüßen und schafft Planungssicherheit."
Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) ist skeptischer: "Aktuell macht der Förderanteil von Freistaat und Kommune rund 60 Prozent aus. Nötig wären bis zu 90 Prozent." Trotz der angekündigten Förderung von 80 Prozent bleibe abzuwarten, wie groß das finanzielle Loch ausfalle. Die AWO geht davon aus, dass es trotz der höheren Betriebskostenförderung Schließungen geben wird – aus Personalmangel.
Sinken jetzt die Kita-Gebühren in Bayern?
Mehrere Kita-Träger betonen, dass bisher unklar sei, wie viel Geld zusätzlich bei den Einrichtungen lande. "Ob die Elternbeiträge in Bayern generell sinken werden oder ob ein Kindergartenplatz wie in München generell kostenlos wird, lässt sich derzeit pauschal nicht beantworten", sagt Julia Lüdecke vom katholischen Kita-Verbund München-Ost.
Die AWO-Landesvorsitzenden Nicole Schley und Stefan Wolfshörndl sagen auf BR24-Anfrage: "Aktuell ist es zu früh, um belastbar einschätzen zu können, ob die erhöhte Betriebskostenförderung auch zu sinkenden Elternbeiträgen in den AWO-Einrichtungen führen wird – was übrigens absolut wünschenswert wäre." Man sei aber "sehr skeptisch". Der evangelische Kita-Verband Bayern geht davon aus, dass die Kita-Gebühren zumindest nicht weiter steigen – und vielleicht sogar sinken.
Dagegen betont Bayerns Landeselternbeirat: "Wir glauben nicht, dass diese Finanzspritze auf Kosten der Eltern dazu führen wird, dass die Kita-Gebühren in Bayern signifikant sinken werden." Im Gegenteil: Man halte sogar weitere Gebührensteigerungen für wahrscheinlich, "weil die Gelder die Löcher im bisher schon unterfinanzierten System stopfen müssen".
Wer legt die Kita-Gebühren fest?
Es gibt in Bayern keine einheitlichen Kita-Gebühren. Ihre Höhe ist unterschiedlich und wird vom Träger bestimmt – abhängig von der Region, dem Alter des Kindes und dem Einkommen der Eltern. Die Gebühren werden zudem in der Regel pro Kita-Jahr festgelegt.
Zum Video: BR24 – Bayern streicht Familien Kinderstartgeld
Hand eines Babys auf der Hand der Mutter (Symbolbild)
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