Der Klimawandel stellt die Wasserversorgung in Bayern vor große Herausforderungen, sagt Marian Rappl, Geschäftsführer des Verbandes der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft. Rund 2.200 Trinkwasserversorger gibt es laut Rappl im Freistaat. Man wolle ortsnah versorgen, Trinkwasser möglichst lokal gewinnen, aber das sei in Zukunft nicht überall mehr möglich. Durch fehlenden Regen sei vor allem in Franken, Niederbayern und der Oberpfalz die Trinkwasserversorgung gefährdet.
Ausbau der Fernwasserleitungen – aber nicht am Bodensee
Mit dem Projekt Süßwasser will die Staatsregierung das Problem in den Griff bekommen, die Trinkwasserversorgung für die Zukunft sicherstellen. Damit die Kommunen in den Wassermangelgebieten nicht nur von eigenen Quellen abhängig sind, soll vor allem das Netz der Fernwasserleitungen ausgebaut werden.
Das Bayerische Umweltministerium gab jetzt neue Details bekannt. Demnach wird die Idee, den Bodensee als Trinkwasserquelle zu nutzen, nicht weiterverfolgt. Geprüft werde jetzt vor allem die Möglichkeit, Grundwasser aus dem Mündungsgebiet des Lech bei Oberndorf in Schwaben mit Fernwasserleitungen in den Norden und Osten zu leiten, sagt der Bayerische Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler).
Dritte Talsperre in Bayern?
Die Staatsregierung prüft zusätzlich zur Wasserentnahme bei Oberndorf eine Kooperation mit Tschechien. Möglicherweise könne man Trinkwasser aus der Talsperre Nýrsko nach Bayern leiten. Eine weitere Überlegung ist, neben den Trinkwasserspeichern Frauenau in Niederbayern und Mauthaus in Oberfranken einen dritten Stausee in Ostbayern zu schaffen. Doch Experten sind skeptisch. Der Bau einer Talsperre koste zu viel Zeit und Geld, sagt etwa Prof. Jörg Drewes, der den Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft an der TU-München leitet. Niemand könne genau voraussagen, wie die klimatischen Bedingungen in 25 Jahren seien. Möglicherweise falle dann gar nicht mehr genug Regen, um einen Stausee zu befüllen.
Maßnahmen vor Ort
Prof. Drewes begrüßt die Prüfung neuer Fernwasserleitungen durch das Umweltministerium, doch daneben sei es wichtig, dass auch vor Ort in den Wassermangelgebieten vorgesorgt wird. Drewes schlägt vor, Böden zu entsiegeln und, wenn es dann einmal regnet, Wasser in Zisternen oder Rückhaltebecken zu sammeln und es später langsam versickern zu lassen, damit sich mehr Grundwasser neu bilden kann.
Im Video: Wassermangel - Bayern plant Fernleitungen
Der Klimawandel trifft auch Bayern zum Beispiel beim Trinkwasser – und der Freistaat plant nun ein Fernleitungsnetz für Wasser.
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