Überdimensionaler Bierkrug auf einem Wiesnzelt und im Hintergrund ein Fahrgeschäft
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Wiesn-Chef: Sicherheitskonzept noch einmal unter die Lupe

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Mehr Taschenkontrollen auf Wiesn nach Anschlag in Solingen

Mehr Taschenkontrollen auf Wiesn nach Anschlag in Solingen

Nach der Messerattacke in Solingen hat Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) angekündigt, die Kontrollen beim Oktoberfest zu intensivieren. Das könne zu längeren Wartezeiten an den Eingängen führen, so der OB, aber Sicherheit gehe vor.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Auch das ist eine Folge des tödlichen Messerangriffs von Solingen: Das Sicherheitskonzept des in knapp vier Wochen beginnenden Münchner Oktoberfestes soll noch einmal geprüft werden. Das sagen Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner (CSU). Er hatte bereits im BR davon gesprochen, das Personal für die Kontrollen zu "intensivieren". OB Reiter machte klar, dass intensivere Kontrollen zwar auch längere Wartezeiten beim Einlass zu Wiesn bedeuteten. "Aber Sicherheit geht nun einmal vor", so der OB in einer schriftlichen Mitteilung.

Wiesn-Chef: Attentäter wie in Solingen würde früh auffallen

Das Sicherheitskonzept sei jetzt schon sehr ausgefeilt, betont Baumgärtner. Ein Attentäter wie in Solingen würde seiner Meinung nach auf dem Oktoberfest früh auffallen. Schließlich seien 50 Videokameras auf dem Gelände und weitere in den Zelten installiert. Wenn sich jemand auffällig bewegt oder "bestimmte Handbewegungen macht", dann "wird darauf reagiert".

Auf der Wiesn und anderen regelmäßigen Veranstaltungen dieser Art gebe es meist schon sehr gute, ausgereifte Sicherheitskonzepte, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) dem Bayerischen Rundfunk. "Das ist etwas völlig anderes, als wenn ich einmal ausnahmsweise ein besonderes Stadtjubiläumsfest wie in Solingen mache", betonte Herrmann. Für so ein "Ausnahmefest" sei nicht gleich ein derartiger Sicherheitsaufwand installiert.

Es gebe fest installierte Poller gegen Lastwagen und ein konsequentes Messerverbot mit Taschenkontrollen bei allen Besucherinnen und Besuchern.

Appell an die Bundesregierung: Abgewiesene schnell abschieben

Auch OB Dieter Reiter weist auf diverse Maßnahmen hin, die die Sicherheit der Besucher erhöhen sollen: "Das Gelände ist von einem Zaun umgeben, es gilt ein Messer- und Glasflaschenverbot, Rucksäcke dürfen nicht mitgeführt werden. "

Reiter hat sich in einem Gespräch mit Herrmann auch generell über die aktuelle Situation in München und Bayern nach dem Anschlag in Solingen ausgetauscht. "Wir müssen alles tun, um die Gefahr für die Menschen in unserem Land so gering wie möglich zu halten", teilte er danach in einem Statement mit: "Dazu gehört auch, dass abgewiesene Asylbewerber so schnell wie möglich abgeschoben und bestehende Gesetze auch durchgesetzt werden." Der OB appelliert an die Bundesregierung, "Menschen ohne Bleibeperspektive so schnell wie möglich in ihre Heimatländer zurückzuführen".

Innenminister Herrmann zufolge ist "die abstrakte Gefährdungslage durch den islamistischen Terrorismus ist aber sehr hoch": "Unsere Polizeipräsidien überprüfen die getroffenen Schutzmaßnahmen für Einrichtungen und Veranstaltungen engmaschig und werden diese erforderlichenfalls erhöhen, beispielsweise durch mehr Polizeipräsenz."

Taschenkontrollen in Mühldorf - Messerverbot auf Volksfesten

Auch die Stadt Mühldorf am Inn zeigte sich schockiert und fassungslos über das Attentat in Solingen. Wenige Tage vor dem Auftakt ihres Traditionsvolksfestes erklärte sie auf BR-Anfrage, ihr Sicherheitsdienst werde heuer in verstärktem Maße auf dem Volksfest präsent sein und auch Taschenkontrollen durchführen. Seit vergangenem Jahr gibt es in Mühldorf auch eine Videoüberwachung auf dem gesamten Festplatz. Das Sicherheitskonzept umfasse 60 Seiten mit allen denkbaren Szenarien und müsse nicht nachgebessert werden.

Bürgermeister Michael Hetzl erklärte: „Mühldorf wird sich das Feiern und die Freude daran gerade deshalb nicht von irrlichternden Gewalttätern nehmen lassen."

Im Sommer und Herbst haben in Bayern die Volksfeste Hochsaison. So feiert Nürnberg gerade das Herbstfest, Bamberg die Sandkerwa, Augsburg den Plärrer und am Donnerstag beginnt in Abensberg der Gillamoos. Bei ihnen wie auch beim Münchner Oktoberfest, das am 21. September eröffnet wird, sind laut Innenminster Herrmann Waffen jeglicher Art verboten – also auch Messer. Das soll an den Eingängen kontrolliert werden.

Mit Informationen von dpa.

Wir haben diesen Artikel am 26.08. um 12:05 mit weiteren Aussagen des Wiesn-Chefs Clemens Baumgärtner und um 13.30 Uhr mit Aussagen von OB Dieter Reiter ergänzt, außerdem am 27.08. um 8.30 Uhr mit Angaben zum Mühldorfer Volksfest.

Im Video: Bayerische Volksfeste überprüfen Sicherheitskonzepte

Nach der Messerattacke von Solingen überprüfen bayerische Volksfeste ihre Sicherheitskonzepte
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Nach der Messerattacke von Solingen überprüfen bayerische Volksfeste ihre Sicherheitskonzepte

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