Beschädigte Notunterkunft am Watzmann
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Zuflucht und Zielscheibe? Bergwacht beklagt Vandalismus an Hütte

Zuflucht und Zielscheibe? Bergwacht beklagt Vandalismus an Hütte

Eigentlich soll sie Leben retten – doch Anfang November wurde erneut eine Notunterkunft am Watzmann verwüstet. Für die Bergwacht ist das nicht nur ärgerlich, sondern gefährlich.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Andreas Punz von der Bergwacht Ramsau zeigt das Schloss, das vermutlich mit Steigeisen oder einem Eispickel aufgebrochen wurde. Das Vorhängeschloss war so beschädigt, dass die Bergwachtler es mit dem Schlüssel nicht mehr aufschließen konnte. Eine Akku-Flex musste extra aus dem Tal mit dem Helikopter gebracht werden.

Nach Angaben der Bergwacht seien Unbekannte in den Notunterstand am Hocheck, auf rund 2.600 Metern Höhe, eingebrochen. Sie hätten Fenster eingeschlagen und eine Wand durchgetreten. Man könnte nur von "purer Zerstörungslust" sprechen, sagt Andreas Punz, stellvertretender Leiter der Bergwacht Ramsau. Sein Kollege Rudi Fendt schüttelt fassungslos den Kopf.

Kein Zugang zu lebensrettender Ausrüstung

Besonders ärgerlich: In dem beschädigten Materialraum lagert Ausrüstung, die bei Rettungseinsätzen über Leben und Tod entscheiden kann. Nach der Beschädigung am Schloss wären sie im Notfall nicht herangekommen.

Die kleine Hütte, so die Bergretter, sind oft die letzte Zuflucht für Bergsteiger sei, wenn das Wetter plötzlich umschlage. Wer durchnässt vom Berg komme, brauche ein trockenes, warmes Zimmer – sonst könne es schnell lebensgefährlich werden.

Wie wichtig dieser Schutzraum ist, zeigte sich bereits 2012: Damals geriet eine Studentengruppe am Watzmann in einen Schneesturm und wurde von der Bergwacht Ramsau gerettet. Die Retter brachten die Unterkühlten in die kleine Hütte, versorgten sie dort mit warmer Ausrüstung und Verpflegung. Bergwachtler Rudi Fendt erzählt, sie seien mit den Patienten in der Hütte geblieben, hätten zusätzliche Kleidung und warme Getränke hinaufgebracht – und so hätten die jungen Menschen überleben können.

Vandalismus am Berg nimmt zu

Laut dem Deutschen Alpenverein (DAV) häufen sich in den letzten Jahren Fälle von Vandalismus an Schutzhütten. Auch an anderen Orten in den Alpen würden Winterräume beschädigt, Fenster eingeschlagen oder ganze Partys gefeiert. Laut DAV würden manche Besucherinnen und Besucher Bierkästen und Schnapsflaschen auf die Berge schleppen, die leeren Flaschen aber nicht wieder mitnehmen.

Zudem seien die Reparaturen teuer: Spezielle Türen und Fenster müssten oft per Hubschrauber transportiert werden – mit Kosten von mehreren Tausend Euro.

"Nach mir die Sintflut" – Mentalität

Auch im Tal stößt der Vandalismus auf Unverständnis. Wanderinnen und Wanderer vermuten, dass sich die Einstellung vieler Bergbesucher verändert habe. Immer mehr Menschen kämen wegen Social-Media-Fotos auf den Berg, nicht aus Respekt vor der Natur. Manche stellten ihr eigenes Abenteuer über den Schutz der Allgemeinheit – ganz nach dem Motto: "Nach mir die Sintflut."

Wie sich solche Taten verhindern lassen, ist unklar. Auf über 2600 Metern ohne Strom und mit schwachem Empfang seien technische Lösungen kaum umsetzbar, erklärte die Bergwacht Ramsau.

Bergwacht setzt auf Vernunft und überlegt Sicherheitsmaßnahmen

Eine Kameraüberwachung komme deshalb kaum infrage – die Hütte sei nur zu Fuß oder per Hubschrauber erreichbar, Stromleitungen gebe es keine, und die extreme Witterung würde jedes Gerät schnell beschädigen.

Die Retter wollen die Hütte dennoch weiter betreiben und appellieren an Vernunft und Respekt: Schutzhütten seien kein Ort für Party oder Egoismus – sondern überlebenswichtige Zufluchtsorte in extremer Höhe.

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