In Asien oder in der italienischen Po-Ebene wächst Reis auf Feldern, die überflutet werden, um Unkraut zu unterdrücken. Doch es gibt auch Trockenreis und der soll in Zukunft in Bayern geerntet werden. Ebenso wie Erdnüsse und Sesam. Weil es hierzulande immer wärmer wird, testen Wissenschaftler seit drei Jahren auf drei Staatsgütern in Bayern diese exotischen Nutzpflanzen.
Wie sieht eine Erdnusspflanze aus?
Am Baumannshof bei Manching im Landkreis Pfaffenhofen stehen auf Versuchsparzellen Pflanzen, die kaum ein Landwirt schon mal gesehen hat. Die Früchte kennt jeder aus dem Supermarkt, doch wie sieht eine Erdnusspflanze aus? Woher bekommt man das Saatgut, wann und wie wird geerntet? Spannende Fragen für die Wissenschaftler und auch für Landwirte, die in Zukunft eventuell diese Exoten anbauen sollen.
Erdnusspflanze
Dem Reis ist es zu kalt
Die größte Herausforderung ist der Reis. "Auch wenn der Trockenreis nicht überflutet wird, braucht er viel Wasser", erklärt Projektleiterin Heidi Heuberger von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL). Im Juni musste deshalb das Versuchsfeld regelmäßig bewässert werden. Der Regen der vergangenen Wochen war gut für den Reis, aber nicht die Kälte. Die Blätter zeigen Kälteschäden und das größte Problem: der Reis müsste jetzt eigentlich blühen und Ähren bilden, aber davon ist noch nichts zu sehen. Nur zwei Topfpflanzen aus dem Gewächshaus blühen. "Je später die Blüte, desto später die Reife. Dann wird es schon wieder zu kalt. Wir wissen nicht, ob wir ihn überhaupt ernten können", so Heidi Heuberger.
Reispflanze
Statt Reis: Chia und Quinoa
Derzeit gibt es in ganz Bayern keinen einzigen Landwirt, der Reis anbaut. Andreas Knab aus Haimhausen im Landkreis Dachau hat drei Jahre lang auf seinen Feldern Reis angesät, dann aber aufgegeben. Denn auch er machte die Erfahrung: bis der Reis hierzulande blüht, sind die Nächte bereits zu kalt und das bedeutet: nur geringe Erträge. "Ich habe pro Hektar nur 100 bis 120 Kilogramm Reis geerntet, da hätte ich fürs Kilo Reis 80 Euro verlangen müssen, damit sich der Anbau rentiert", erklärt Knab. Letztlich habe er draufgezahlt.
Bayerische Erdnüsse habe Zukunft
Die Erdnusspflanzen am Versuchsgut Baumannshof dagegen sehen gut aus, im Herbst sollen die Nüsse mit einem Wurzelroder aus der Erde geholt und dann per Hand vom Boden aufgeklaubt werden. Denn für die kleine Versuchsparzelle hat man am Baumannshof keine Erntetechnik. Doch es gibt sie, sagt Heidi Heuberger. Auf größeren Flächen ernten Landwirte mit einem umgebauten Kartoffelroder die Erdnüsse. Auch die Beschaffung von Saatgut sei kein Problem. Am Baumannshof experimentiert man mit Saatgut aus Usbekistan, Iran, USA, Argentinien und Bulgarien. Der Erdnussanbau könnte hier eine Zukunft haben, so Heidi Heuberger, eine Handvoll Landwirte gebe es bereits in Bayern.
Sesamkörner rieseln aus dem Mähdrescher
Auch der Sesam blüht prächtig, doch hier ist die Herausforderung: die Kapseln, in denen sich die Sesamkörner befinden, müssen genau zum richtigen Zeitpunkt trocken werden und sich öffnen - und das hängt vom Wetter ab. Auch die Erntetechnik ist nicht einfach. Weil Sesamkörner sehr klein sind, rieseln sie im Mähdrescher aus allen Ritzen, die Maschine muss extra abgedichtet werden. Am Baumannshof werden die Sesampflanzen gemäht, bevor sich die Kapseln öffnen und dann in einer Halle getrocknet und dort gedroschen.
Sesampflanze
Landwirte sind skeptisch
Für die Wissenschaftler der LfL sind all das interessante Erkenntnisse. Das Projekt "FutureCrob", das seit 2023 läuft, wurde jetzt sogar um zwei Jahre verlängert. "Doch hier am Staatsgut können wir experimentieren und müssen damit kein Geld verdienen", sagt Nicole Maier, Versuchstechnikerin am Baumannshof. Für Landwirte aber gehe es um Rentabilität, deshalb seien viele skeptisch.
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