Markus Söder, (M, CSU) Ministerpräsident von Bayern, nimmt an der Trauermesse von Papst Franziskus auf dem Petersplatz teil.
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Markus Söder, (M, CSU) Ministerpräsident von Bayern, nimmt an der Trauermesse von Papst Franziskus auf dem Petersplatz teil.

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Politiker erweisen Franziskus die letzte Ehre – Kritik an Söder

Politiker erweisen Franziskus die letzte Ehre – Kritik an Söder

Bei der Trauerfeier für Papst Franziskus im Vatikan haben sich rund 50 Staats- und Regierungschefs versammelt – darunter Scholz, Trump und Selenskyj. Ministerpräsident Söder sorgte mit Selfies für Unmut, die Staatskanzlei wies die Kritik zurück.

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In einer bewegenden, mehr als zweistündigen Zeremonie auf dem Petersplatz hat die Welt von Papst Franziskus Abschied genommen. Der Sarg des Pontifex wurde unter Applaus aus dem Petersdom auf den Vorplatz getragen. Neben 224 Kardinälen und 750 Bischöfen nahmen auch rund 50 Staats- und Regierungschefs sowie nach Angaben des Vatikans 250.000 Gläubige an den Trauerfeierlichkeiten teil.

Mehrfach spontaner Applaus für Franziskus' Wirken

Vor Gästen wie Bundeskanzler Olaf Scholz, US-Präsident Donald Trump, dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und Russlands Kulturministerin Olga Ljubimowa wie auch Vertretern mehrerer Nahoststaaten erinnerte Kardinaldekan Giovanni Battista Re an Franziskus' unaufhörliche Appelle zu Frieden und Vernunft, "in ehrlichen Verhandlungen mögliche Lösungen zu finden". Als er an den Einsatz des Papstes für Flüchtlinge erinnerte sowie seine Warnungen vor Kriegen, erhob sich mehrfach spontaner Applaus.

Trump trifft Selenskyj

Trump und Selenskyj, dessen Land seit dem russischen Überfall im Frühjahr 2022 unter Angriff steht, waren im Vorfeld der Trauerfeier zusammengekommen. Die Unterredung im Vatikan sei sehr produktiv gewesen, teilte der Kommunikationsdirektor des Weißen Hauses, Steven Cheung, mit. Es war die erste persönliche Begegnung zwischen beiden Präsidenten seit dem Eklat mit einem Wortgefecht im Weißen Haus im Februar.

Ein von der ukrainischen Regierung verbreitetes Foto von Trump und Selenskyj im Mittelpunkt strahlt beinahe ikonische Kraft aus. Die kurze Unterredung könnte eine gewisse Annäherung der beiden Männer gebracht haben - wenige Stunden danach folgte eine Drohung Trumps gegen Russlands Präsidenten Wladimir Putin.

Kritik an Söder nach Selfie mit Steinmeier

Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sorgte mit mehreren Fotos von der Trauerfeier für Aufmerksamkeit. "Sehr bewegende Momente in #Rom kurz vor Beginn des Requiems. Wir werden Papst #Franziskus sehr vermissen", schrieb der bayerische Ministerpräsident zu einem Foto von sich auf dem Petersplatz auf seinen Social-Media-Kanälen. Zuvor hatte er nach der Landung in Rom ein Lächel-Selfie mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gepostet.

Kritik folgte prompt: "Beerdigungs-Reiseselfies haben doch etwas recht Würdeloses. Die Beerdigung des Papstes ist nicht das Oktoberfest", schrieb die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann dazu auf X. Auch dem Linken-Politiker Dietmar Bartsch gefällt das Bild nicht. "Eine Spur zu fröhlich für eine Trauerfeier. Finde ich", postete Bartsch. 

Laschet: Verstörender Selfie-Kult

In der Union regte sich ebenfalls Unmut: "Es ist ja ein beeindruckendes Talent, aus jedem Misthaufen einen Luftkurort zu machen, aber Scham und Pietätsgrenzen gibt es offenbar keine mehr", sagte der Vorsitzende der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft Deutschlands (CDA), Dennis Radtke, dem "Tagesspiegel". Er warf Söder vor, "Politik als reines Event, inklusive Infantilisierung und Banalisierung" zu inszenieren.

Der frühere NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) setzte in Bezug auf das Treffen von Trump mit Selenskyj einen Post ab, aber ohne einen Namen zu nennen: "Beeindruckend, wie sich die Mächtigen der Welt in Rom zusammenfinden im Wissen um die Bedeutung der Religion für Milliarden Menschen. So verstörend mancher Selfie-Kult ist, so bewegend sind Bilder der Begegnung von Menschen, die existentiell auseinanderliegen, aber dennoch den Austausch suchen."

Steinmeier-Sprecher und Staatskanzleichef reagieren

Auf Anfrage des ARD-Hauptstadtstudios teilte ein Sprecher des Bundespräsidenten mit: Söder habe das Foto gemacht; es sei eine relativ spontane Aktion gewesen. Steinmeier habe nicht gewusst, dass Söder es sofort veröffentlichen würde im Zusammenhang mit der Trauerfeier.

Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) sagte auf BR-Anfrage mit Blick auf die Kritik an Söder: "Man wundert sich über manche Debatten, als ob es nichts wichtigeres gäbe." Der Ministerpräsident habe den Papst in zwei sehr persönlichen Audienzen mit großer Dankbarkeit als fröhlichen, optimistischen und hoffnungsvollen Menschen kennengelernt. Herrmann betonte, hunderttausende Gläubige hätten sich auf dem Petersplatz mit Applaus und "oftmals einem Lächeln" von diesem einzigartigen Papst verabschiedet. "Ich bin mir sicher, Franziskus hätte eine große Freude daran gehabt."

Söder zieht Abschluss-Bilanz

Nach der Trauerfeier meldete sich Söder nochmal abschließend in einem Video auf Instagram, sprach von einem sehr bewegenden Moment und betonte auch für ihn positive Seiten des Tages: "Was schön war: Nicht nur Trauer, sondern heute auch viel, viel Dankbarkeit, auch zum Teil ein bisschen Freude, diesen Papst gehabt zu haben, ihn kennengelernt zu haben und ihn erlebt zu haben", sagte Söder.

Im Audio: Bayerns Staatskanzlei verteidigt Söder nach Selfie-Kritik

HANDOUT - 26.04.2025, Vatikan, Vatikanstadt: Markus Söder, (M, CSU) Ministerpräsident von Bayern, nimmt an der Trauermesse von Papst Franziskus auf dem Petersplatz teil. Foto: Bayerische Staatskanzlei/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++
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Papst Franziskus gestorben - Beisetzung

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