Das neue Ampelmännchen - Version Grün
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Ampelmännchen – in München demnächst auch im Rollstuhl?

Ampelmännchen – in München demnächst auch im Rollstuhl?

Der Club der Ampelmännchen könnte ein neues Mitglied bekommen: Münchens OB Reiter plant die Einführung von Ampelfiguren im Rollstuhl, um die "gesellschaftliche Sichtbarkeit" mobilitätseingeschränkter Menschen zu verbessern. Und so schaut's aus...

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Leere Kassen, turmhohe Mieten, Baustellen an allen Ecken: Kommunalpolitik ist ein schwieriges Feld, Verkehrspolitik erst recht. Doch es gibt Ausnahmen - etwa die Einführung neuer Ampelmännchen (oder -frauchen). Genau das hat Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) nun zum dritten Mal vor. Er will an manchen Ampeln statt der gängigen rot-grünen Fußgängerfiguren Rollstuhlfahrersymbole anbringen lassen.

Es geht um "gesellschaftliche Sichtbarkeit"

Wie der OB schriftlich mitteilt, hat er dazu bereits das städtische Mobilitätsreferat angewiesen, geeignete Kreuzungen im Innenstadtbereich zu definieren. Die Idee dazu stammt laut Reiter vom ehemaligen Behindertenbeauftragten Oswald Utz. Dieser habe in der jüngsten Stadtratssitzung unter anderem die Rollstuhlfahrersymbole angeregt, um damit die gesellschaftliche Sichtbarkeit von Menschen mit Behinderung zu erhöhen.

(Update 09.07.2025) Konnte man über die genaue Ausgestaltung der Figuren zunächst nur spekulieren, liegen inzwischen auch die beiden Entwürfe für die neuen Piktogramme vor. Und sie zerstreuen Befürchtungen, man könnte die beiden Varianten nicht ausreichend unterscheiden - schiebt sich der grüne Ampelmann doch anders als sein ruhendes rotes Pendant mit dynamischen Diagonalbewegungen nach vorne.

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Das neue Ampelmännchen - Version Rot

Dritter Neuzugang in drei Jahren

Die neue Ampelfigur ist bereits die dritte in Reiters Amtszeit. Seit 2015 repräsentieren in der Münchner Ludwigsvorstadt sechs homosexuelle Ampelpärchen die LGBTQ+-Szene. Die sichtlich verliebten Ampelfiguren bewegen sich längst selbstverständlich durchs Stadtbild; seit drei Jahren sogar rechtssicher: 2022 wies der Bayerische Verwaltungsgerichtshof die Klage eines Mannes zurück, der in den Figuren eine "politische Indoktrination" seiner Tochter gesehen hatte. Der BVG erkannte demgegenüber eine "Botschaft der Sympathie und Toleranz", die keineswegs "in unzulässiger Weise lenkend Einfluss auf die Meinungsbildung" einwirke.

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Bildkombi: Seit 2015 sind in München schwule Ampelmänner- und -frauen unterwegs

Die zweite neue Ampelfigur koboldet seit Februar dieses Jahres durch München, genauer: leuchtet an der Kreuzung Liebig-, Trift- und Wagmüllerstraße im Münchner Lehel, also unweit von Meister Eders früherer Werkstatt, und zwar abwechselnd in Pumucklschopfrot und Pumucklhosengrün. Beschwerden gegen die Pumuckl-Ampel gibt es bisher nicht. Sie befindet sich auch in bester Gesellschaft - wie ein Blick in die Ampelgeschichte zeigt.

Wie das Ampelmännchen in die Welt kam

Die welterste Fußgängerampel - 1933 im dänischen Kopenhagen - und ihre frühen Nachfolger vertrauten noch ganz unfigürlich auf die damals schon etablierte Symbolkraft der Farben Grün und Rot. New York versuchte 1952, die Signalwirkung durch geschriebene Imperative zu erhöhen: "Walk" und "Don't walk" steht seither auf vielen Fußgängerampeln in den USA.

Europa und der größere Teil der Welt hingegen setzte ab Ende der 1950er-Jahre auf kinderleicht verständliche Piktogramme - stehende oder gehende Figuren. In Deutschland verriet der Blick auf die Ampel nach 1961 nicht nur, ob man die Straße queren durfte, sondern auch, ob man sich im Osten oder Westen des geteilten Landes befand: der Ostmann trägt bis heute Hut, außerdem hat er seit 2004 eine Ampelfrau.

Audio: Kalenderblatt - Wie das Ost-Ampelmännchen zur Welt kam (13.10.1961)

Karl Peglau, der Gestalter des Ost-Ampelmännchens, mit seinen beiden Jungs
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Karl Peglau, der Gestalter des Ost-Ampelmännchens, mit seinen beiden Jungs

Nach 2000: Willkommen im Ampelpersonen-Club

Anders als der Bruder im Osten ist die Westfigur eine anonyme Behördenschöpfung. Mit ihrer kantig-klaren Optik könnten die bundesdeutschen Ampelmännchen auch ein "Kraftwerk"-Cover zieren. Langfristig sollen sie den rundgeschliffenen und noch abstrakteren Euro-Figuren weichen, die inzwischen EU-weit zum Einsatz kommen.

Doch das könnte Theorie bleiben. Seit der Jahrtausendwende bevölkern in Deutschland immer mehr illustre Gestalten die Ampelscheiben. Hatte ein Gericht der Stadt Erfurt 1997 noch untersagt, ihren Ampelmann mit Regenschirm, Wanderstab und Eistüte auszustatten, werden Abweichungen von der Standardform inzwischen toleriert - solange sie ihren visuellen Zweck im Verkehrsgetümmel erfüllen.

Manchmal weisen die Ampelwesen auf historische Persönlichkeiten oder lokale Sagengestalten hin; manchmal sollen sie einfach nur Spaß machen oder die Vielfalt des Lebens widerspiegeln. Insofern erstaunlich, dass es bis heute noch keine Rollstuhlfahrer-Ampelfiguren gibt. Welche Wirkung sie in München entfalten, muss sich zeigen.

Galerie: Ampelfiguren - Wenn Elvis die Hüfte und der Wikinger die Axt schwingt

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