11.10.2025, Israel, Tel Aviv: Menschen nehmen an einer Kundgebung zur Unterstützung der von der Hamas entführten Geiseln auf einem als Geiselplatz bekannten Platz teil, vor der erwarteten Freilassung der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln. Foto: Francisco Seco/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
11.10.2025, Israel, Tel Aviv: Menschen nehmen an einer Kundgebung zur Unterstützung der von der Hamas entführten Geiseln auf einem als Geiselplatz bekannten Platz teil, vor der erwarteten Freilassung der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln. Foto: Francisco Seco/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Menschen am Samstag bei einer Kundgebung zur Unterstützung der Hamas-Geiseln.
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Freilassung der Hamas-Geiseln steht bevor – Anspannung in Israel

Freilassung der Hamas-Geiseln steht bevor – Anspannung in Israel

Nach zwei Jahren Krieg sollen die verbliebenen Hamas-Geiseln bis Montagmorgen freikommen – ein Schritt im Friedensplan von US-Präsident Trump. Während Israel Aufnahmebereitschaft signalisiert, herrscht Misstrauen auf beiden Seiten.

Über dieses Thema berichtet: Bayern-2-Nachrichten am .

Banges Warten in Israel: Die Freilassung der noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln steht offenbar kurz bevor. Aus Kreisen der Hamas hieß es, die Terrororganisation werde alle lebenden und möglichst auch die toten Geiseln bis Montagmorgen, 5.00 Uhr MESZ übergeben. Inzwischen berichten Nachrichtenagenturen, dass die Freilassung um 8.00 Uhr Ortszeit beginnen und in zwei Gruppen erfolgen soll. Zunächst sollen demnach einige Geiseln aus dem zentralen Gazastreifen freikommen, um 10.00 Uhr Ortszeit dann die übrigen aus Chan Junis im Süden sowie anderen Gebieten des Gazastreifens.

Netanjahu: Israel bereit zur sofortigen Aufnahme der Geiseln

Israel ist nach Worten des Regierungschefs Benjamin Netanjahu zur sofortigen Aufnahme der Geiseln bereit, die von der islamistischen Hamas freigelassen werden sollen.

Die vergangenen Freilassungen hatten die Terroristen stets martialisch inszeniert, etwa im Februar, als drei Geiseln von den bewaffneten Terroristen auf eine Bühne in der Stadt Chan Yunis gezwungen wurden, vor einer Menschenmenge in ein Mikrofon zu sprechen. Diesmal soll es solche Vorführungen wohl nicht geben.

Geiseldeal soll mit internationalem Gipfel zusammenfallen

Eine 72 Stunden lange Frist zur Freilassung der Geiseln im Rahmen des Gaza-Friedensplans von US-Präsident Donald Trump läuft am Montagmittag aus. Nach der Freilassung der Geiseln soll Israel gemäß den ausgehandelten Bedingungen knapp 2.000 palästinensische Häftlinge aus seinen Gefängnissen freilassen.

Die Freilassung der Geiseln ist damit genau für den Tag geplant, an dem Trump in Ägypten an einem Gipfeltreffen zu Nahost teilnehmen will. Die ägyptische Präsidentschaft bestätigte am Samstagabend offiziell, dass das Treffen am Montagnachmittag in Scharm el-Scheich stattfinden solle. Es würden Staats- und Regierungschefs aus "mehr als 20 Ländern" teilnehmen.

In Berlin verlautete aus Regierungskreisen, Kanzler Friedrich Merz habe eine Einladung von Präsident Abdel Fattah al-Sisi "dankend entgegengenommen", seine Teilnahme sei geplant. Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni, Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez und der britische Premierminister Keir Starmer werden zu dem Treffen reisen. UN-Generalsekretär António Guterres wird ebenfalls teilnehmen.

Zerstörung und Rückkehr: Palästinenser kehren in ein Trümmerfeld zurück

Während sich die Angehörigen in Israel in einem Schwebezustand aus Hoffnung auf Rückkehr der Lebenden und Trauer über die zu erwartenden Toten befinden, ist die Lage für die Palästinenser im von Israel abgeriegelten Gazastreifen verzweifelt. Hunderttausende müssen nach zwei Jahren Krieg in einer zu weiten Teilen zerstörten, vermutlich von Blindgängern übersäten Trümmerlandschaft klarkommen, in der sie nur durch dauerhafte Hilfe von außen überleben können.

Seit Beginn der Waffenruhe sollen laut dem von der Hamas kontrollierten Zivilschutz bereits mehr als 200.000 Menschen aus dem Süden des Gazastreifens in die weitgehend zerstörte Stadt Gaza im Norden zurückgekehrt sein.

Vielen von ihnen dürfte es wie dem bekannten palästinensischen Arzt Essideen Schebab ergangen sein. "Seit dem frühen Morgen befinden sich meine Familie und ich in einem Zustand des völligen psychischen Zusammenbruchs", schrieb der Mediziner, der durch seine Berichte aus dem Kriegsgebiet bekannt wurde, auf der Plattform X. "Heute haben wir erfahren, dass unsere Häuser, unser Land und unsere gesamte Nachbarschaft, jedes Haus unserer Familie und unserer Nachbarn, vollständig ausgelöscht wurden." Alles sei wie von Bulldozern dem Erdboden gleichgemacht, zu einer öden Fläche aus gelbem Staub platt gedrückt worden.

Trotz Einigung: Der Weg zum Frieden bleibt steinig

Auch wenn vielfach von einem "Durchbruch" die Rede ist: Vor dem von Trump beschworenen "ewigen Frieden" für die Region liegen noch riesige Hürden. Zwar soll dem Austausch der Geiseln gegen Häftlinge nach dem 20 Punkte umfassenden Plan Trumps eine weitere Verhandlungsphase mit dem Ziel einer dauerhaften Beilegung des jahrzehntealten israelisch-palästinensischen Konflikts folgen. Doch diese Verhandlungen dürften äußerst schwierig werden.

Die Positionen beider Seiten könnten kaum weiter auseinanderliegen. Die Hamas spricht Israel weiterhin das Existenzrecht ab, Netanjahu und seine rechtsextremen Regierungspartner wollen die Hamas restlos zerschlagen.

Netanjahu lehnt auch die ebenfalls vorgesehene spätere Verwaltung des Gazastreifens durch die Palästinensische Autonomiebehörde aus dem Westjordanland kategorisch ab.

Im Video: Banges Warten in Israel

Warten auf Freilassung der Geiseln
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Warten auf Freilassung der Geiseln

Mit Informationen von AFP und dpa

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