Man könnte es für den Anfang eines lustigen Witzes halten: "Brechen drei Nonnen in ein Kloster ein..." Doch was sich wie ein Scherz anhört, ist in Österreich wirklich passiert. Die drei betagten Ordensschwestern Bernadette (88 Jahre), Regina (86 Jahre) und Rita (81 Jahre) gehören zur Gemeinschaft der Augustiner-Chorfrauen in Elsbethen südlich von Salzburg. Seit 1877 gab es dort am Schloss Goldenstein ein Kloster samt katholischer Mädchenschule, an der Generationen von Schülerinnen unterrichtet wurden. Auch Schauspielerin Romy Schneider, berühmt für ihre Rolle als Kaiserin Sissi, ging dort zur Schule.
Klosterschwestern haben lebenslanges Wohnrecht
Doch die Klosterschwestern werden immer weniger – wie überall. Anfang 2024 wurde die Gemeinschaft offiziell aufgelöst. Bereits 2022 war das Kloster in den Besitz des Erzbistums Salzburg und des Chorherrenstifts Reichersberg übergegangen. Den verbliebenen Schwestern wurde zwar ein lebenslanges Wohnrecht zugesichert, allerdings mit dem Zusatz "solange gesundheitlich sowie geistlich vertretbar".
Nach mehreren Krankenhausaufenthalten wurden die drei verbliebenen Ordensfrauen im Dezember 2023 in ein Caritas-Seniorenheim verlegt. "Wir sind nicht gefragt worden. Alle drei nicht", sagte Schwester Bernadette dem "Standard". "Ich habe gesagt, ich sterbe garantiert nicht da drinnen." Die Schlösser an ihrem bisherigen Konvent seien ausgetauscht worden, sie hätten keinen Zugang mehr zu ihren Habseligkeiten gehabt.
Nonnen verschaffen sich Zutritt mit Schlüsseldienst
Hier könnte die Geschichte zu Ende sein, doch die Klosterschwestern wollten den verordneten Umzug nicht mehr so einfach hinnehmen. Vor wenigen Tagen packten die Nonnen ihre Sachen zusammen und kehrten mit einem Schlüsseldienst zurück in ihren alten Konvent. Doch die drei Nonnen finden ein leerstehendes Gebäude vor – ohne Strom und fließendes Wasser. Zunächst mussten sie sich mit Wasserkanistern und Stromgeneratoren helfen.
Dass Schwester Bernadette, Schwester Rita und Schwester Regina selbstbestimmt entschieden, wo sie leben wollen, das gefiel dem zuständigen Propst Markus Grasl ganz und gar nicht. Er mache sich Sorgen um die Frauen: "Es ist mir völlig unverständlich, warum die Schwestern die kirchlich geführte Seniorenresidenz ad hoc verlassen haben, da sie dort eingebettet in eine Gemeinschaft und vor allem in absolut notwendiger, professioneller und guter medizinischer Betreuung sind." Die Räume in Goldenstein böten keine Sicherheit und keine Pflege, so der Propst. Für ihn sei die "aktuelle Eskalation völlig unverständlich".
Unterstützer helfen den Nonnen
Auch die Österreichische Ordenskonferenz verteidigte die Verlegung ins Seniorenheim: Das Leben im Kloster sei für die betagten Frauen mit Rollator eine "Überforderung" – ein Verbleib dort sei ausgeschlossen. Doch die Nonnen ließen sich nicht von ihrer Entscheidung abbringen. Nicht einmal für die Sonntagsmesse verließen sie ihr Kloster. "Das ist unser Kloster. Wir haben das Recht, hier zu sein", sagte Schwester Bernadette dem "Standard". Inzwischen sind Strom- und Wasseranschlüsse teilweise wiederhergestellt, Unterstützer bringen Essen und Lebensmittel vorbei, und auch ein Arzt hat das Kloster bereits besucht.
Seit Kurzem können Interessierte den Alltag der drei Ordensfrauen sogar live verfolgen: Schwester Bernadette, Schwester Rita und Schwester Regina sind auch auf Instagram aktiv. Erste Videos zeigen sie beim gemeinsamen Essen, beim Stundengebet und beim Treppensteigen ohne Lift: "Grias Gott, jetzt samma wieder do", heißt es im ersten Clip. In den Kommentaren erhalten die Schwestern viel Zuspruch. Und bisher haben die drei Schwestern weder ihren Kampfgeist, noch ihren Humor verloren: In einem Kurzvideo fordert Schwester Rita alle, die an ihrer Beweglichkeit zweifeln, zu einem Wettrennen heraus.
Mit Informationen von KNA
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
Sie interessieren sich für Religion, Kirche, Glaube, Spiritualität oder ethische Fragen? Dann abonnieren Sie den Newsletter der Fachredaktion Religion und Orientierung.