Das Ausmaß der Organisierten Kriminalität in Deutschland bleibt auf einem hohen Niveau und die angerichteten Schäden liegen im Milliardenbereich. Das geht aus dem in Wiesbaden vorgestellten Bundeslagebild Organisierte Kriminalität 2024 (externer Link) des Bundeskriminalamtes (BKA) hervor.
Demnach wurden im vergangenen Jahr 647 Ermittlungsverfahren im Bereich der Organisierten Kriminalität (OK) eingeleitet, von denen mehr als 70 Prozent einen transnationalen Bezug aufwiesen. Dies waren fünf Ermittlungsverfahren mehr als im Vorjahr und der zweithöchste Wert der vergangenen zehn Jahre. Die vom BKA genannte Schadenssumme blieb mit 2,64 Milliarden Euro weiter hoch, aber leicht unter dem Wert von 2023 (2,7 Milliarden Euro).
Cybercrime verursacht die größten Schäden
Gemessen an der Zahl der im Lagebericht aufgeführten Ermittlungsverfahren ist der Rauschgifthandel das Hauptbetätigungsfeld der Organisierten Kriminalität, 259 Verfahren betrafen im Jahr 2024 diesen Deliktbereich. Es folgten die Wirtschaftskriminalität (112 Verfahren), Steuer- und Zolldelikte (63) sowie Schleuser- (58) und Eigentumskriminalität (47).
Auf Cybercrime-Gruppierungen entfielen zwar lediglich vier Prozent aller Verfahren, sie verursachten mit 1,7 Milliarden Euro aber rund zwei Drittel der gesamten finanziellen Schäden durch die Organisierte Kriminalität. In jedem fünften Verfahren wurden bei den verfolgten Taten zudem Messenger-Dienste genutzt.
Minderjährige werden gezielt für Gewalttaten rekrutiert
BKA und Bundespolizei hoben bei der Vorstellung des Lageberichts hervor, dass die Organisierte Kriminalität die Ermittlungsbehörden ständig vor neue Herausforderungen stelle. Derzeit seien mehrere Entwicklungen erkennbar, darunter eine wachsende Bereitschaft der Kriminellen zur Gewaltanwendung auch im öffentlichen Raum und "die Rekrutierung von teils unerfahrenen Minderjährigen" gerade für solche Taten. "Zudem konnte ein deutlicher Anstieg beim Besitz von Schuss- und Kriegswaffen verzeichnet werden", heißt es im Lagebericht.
Im Trend: Geldwäsche per "Crime as a Service"
"Auf dem Vormarsch" ist laut BKA eindeutig auch das Phänomen des "Crime as a Service", also das Anbieten krimineller Dienstleistungen durch organisiert kriminellen Gruppierungen. Dabei gehe es meist um Geldwäsche, also das Einschleusen krimineller Gewinne in den legalen Wirtschaftskreislauf, oft unter Verwendung von Cryptowährungen. Die hier von den Behörden festgestellte Geldsumme erhöhte sich deutlich: von 166 Millionen Euro im Jahr 2023 auf 230,5 Millionen im Jahr 2024.
Dieses Betätigungsfeld sei sowohl für Kunden als auch die Anbieter "ausgesprochen attraktiv" und durch die zunehmende Spezialisierung der Täter schwer aufzuklären, heißt es im Lagebericht: "Die Professionalisierung auf bestimmte Aktivitäten wie beispielsweise im Bereich der Geldwäsche" stelle "zunehmend die Arbeit der Strafverfolgungsbehörden vor Herausforderungen".
Dobrindt: Geldquellen der organisierten Kriminellen müssen ausgetrocknet werden
BKA-Präsident Holger Münch erklärte, dass aber auch "Violence as a Service" für kriminelle Banden ein lukratives Feld sei. Das BKA setze auch hier auf eine intensive nationale und internationale Zusammenarbeit in Form einer bei Europol angesiedelte "Operational Taskforce". Als weitere innovative Beispiele beim Vorgehen gegen die Organisierte Kriminalität nannte er die Gemeinsame Plattform der OK-Bekämpfung (GPOK) von Bund und Ländern.
Das BKA sprach von einem "konstant hohen Bedrohungspotenzial" durch die Organisierte Kriminalität. Innenminister Alexander Dobrindt (CSU) bezeichnete die Organisierte Kriminalität als eine der größten Bedrohungen für den Rechtsstaat. "Sie agiert brutal und skrupellos, weltweit – vom Drogenhandel über Geldwäsche bis zur Einflussnahme auf Entscheidungsträger", sagte er. Diesen kriminellen Netzwerken müsse man "den Nährboden entziehen, indem man ihre Geldquellen konsequent austrocknet."
Rauschgiftdelikte nach Cannabis-Teillegalisierung rückläufig
Parallel zum Lagebild der Organisierten Kriminalität veröffentlichte das BKA auch ein Lagebild zur Rauschgiftkriminalität. Dieses bestätigt den bereits im April in der polizeilichen Kriminalstatistik verzeichneten deutlichen Rückgang einschlägiger Delikte im vergangenen Jahr vor dem Hintergrund der Teillegalisierung von Cannabis.
Demnach sank die Zahl der Rauschgiftdelikte in Deutschland 2024 um rund ein Drittel (34,2 Prozent) auf 228.104 Vergehen. Auch der Anteil von Rauschgiftdelikten an der Gesamtkriminalität verringerte sich damit von 5,8 auf 3,9 Prozent. Die Zahl der Tatverdächtigen sank 2024 gleichfalls um 34 Prozent auf 175.669.
Mit Informationen von Reuters, AFP und DPA
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