Der Generaldirektor der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) Josef Aschbacher ist gerade in ganz Europa unterwegs: Es geht darum, den Regierungen, der Industrie und Bürgern zu erklären, was sich in der Raumfahrt ändert – vor dem Hintergrund der veränderten, weltweiten Sicherheitslage.
Die Kernbotschaft: Raumfahrt ist sogenannte "kritische Infrastruktur" und damit wichtig, für das Funktionieren unseres Gemeinwesens und unsere Sicherheit. In einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk sprach Aschbacher über die Rolle der ESA.
Die Unabhängigkeit Europas
Die Europäer waren in den Siebzigerjahren auf amerikanische Raketen angewiesen, weil sie keine eigenen hatten. Die USA wollten die Europäer aber nur selten mitfliegen lassen und stellten harte Bedingungen. Zum Beispiel durften europäische Satelliten nur wissenschaftlichen Zwecken dienen.
Kommerzielle Satelliten waren tabu, wie zum Beispiel Telekommunikationssatelliten, die Fernsehprogramme und Telefonverbindungen übertragen können und mit denen viel Geld zu verdienen war. Das Geschäft wollten die Amerikaner selbst machen.
Die Ariane-Rakete
Ein wichtiger Erfolg der noch jungen ESA war der erste Start einer Ariane-Rakete am 24. Dezember 1979. Damit hatten die Europäer einen autonomen Zugang zum All und Ariane entwickelte sich, in den folgenden Jahrzehnten, zur kommerziell erfolgreichsten Rakete weltweit.
Das änderte sich aber ab dem Jahr 2010, als Elon Musk und SpaceX mit den unschlagbar billigen "Falcon 9"-Raketen die Branche aufmischten. Viele, die früher mit der Ariane-Rakete geflogen waren, wechselten jetzt zu SpaceX. Sogar die Bundeswehr schoss ihre Militärsatelliten damit ins All. Die teure Europäische Rakete schien ein Auslaufmodell zu sein. "Ariane bekommt plötzlich neue Wertschätzung, weil sie für Europa den unabhängigen Zugang zum All sichert", so Aschbacher.
Seit Donald Trump ist alles anders
Der Wahlsieg des aktuellen US-Präsidenten Donald Trump am 5. November 2024 und die Wochen danach zeigten es deutlich: Einige alte Gewissheiten spielen keine Rolle mehr, wie etwa der billige Zugang zum All mit den Falcon -9-Raketen oder die uneingeschränkte Unterstützung der USA in Fragen der Sicherheit.
Damit ist Europa wieder gefordert, selbständiger zu werden. Heute sei die Situation ähnlich wie in den Siebzigerjahren, so Josef Aschbacher: "Wir müssen aber nicht nur bei den Raketen unabhängiger von den USA werden. Es geht auch um Kommunikation, militärischen Aufklärung und Erdbeobachtung, also Bilder aus dem All."
Wie geht es weiter?
Wie kann unter diesen Bedingungen mehr Eigenständigkeit Europas gelingen? Das war eine der zentralen Fragen des BR-Interviews mit Josef Aschbacher, dem Generaldirektor der ESA.
Das Interview zum Nachschauen:
Der Generaldirektor der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA, Josef Aschbacher, im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk.
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