Das Europaparlament will Bezeichnungen wie "Veggie-Burger" oder "Soja-Schnitzel" verbieten lassen. Auch Begriffe wie "Steak" oder "Wurst" sollen dem Willen einer Mehrheit der Abgeordneten zufolge künftig nur noch für tierische Lebensmittel verwendet werden dürfen. Die Entscheidung ist allerdings nicht endgültig, sie geht nun in die Verhandlungen mit den 27 EU-Ländern.
Bislang dürfen Begriffe wie "Wurst", "Schnitzel" oder Namen anderer typischer Fleischlebensmittel auch für pflanzliche Alternativen verwendet werden.
Was kam es zu dieser Entscheidung und was bedeutet sie für unseren Alltag? Darüber sprachen wir bei BR24 mit ARD-Korrespondent Thomas Spickhofen im EU-Parlament in Straßburg sowie Simon Plentinger aus der BR-Redaktion "Landwirtschaft und Umwelt". Das Video finden Sie oben eingebettet über diesem Artikel.
"Veggie-Wurst": Ein echtes Verwechslungsrisiko?
Den Verbotsantrag hatte die französische Abgeordnete Céline Imart aus der konservativen EVP-Fraktion eingebracht, zu der auch CDU und CSU gehören. Sie argumentierte, es bestehe "ein echtes Verwechslungsrisiko". Pflanzenbasierte Ersatzprodukte böten etwa nicht die gleichen Nährwerte wie ihre tierischen Originale.
Zudem gehe es bei dem Vorhaben darum, Landwirte zu schützen. Pflanzliche Lebensmittelhersteller versuchten den Ruf tierischer Lebensmittel, den Generationen von Landwirten aufgebaut hätten, für die Vermarktung von Konkurrenzprodukten zu nutzen.
Fleischwirtschaft für Verbot, Verbraucherschützer dagegen
Zu den Befürwortern eines Verbots gehört unter anderem der Verband der Fleischwirtschaft. "Fleisch sollte als wertvolles tierisches Lebensmittel klar von anderen Artikeln unterschieden werden können, ohne dass man dadurch einen Kulturkampf entfacht", erklärte Geschäftsführer Steffen Reiter. Auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und Agrarminister Alois Rainer (CSU) sprachen dem Vorhaben ihre Unterstützung aus. "Eine Wurst ist eine Wurst. Wurst ist nicht vegan", hatte Merz am Sonntagabend in der ARD-Sendung "Caren Miosga" gesagt.
Verbraucherschützer, aber auch Handelsunternehmen kritisierten das geplante Verbot hingegen scharf. Ein solcher Schritt ergebe "aus Verbrauchersicht keinen Sinn", erklärte etwa der europäische Verbraucherverband BEUC. Der Geschäftsführer der Organisation foodwatch, Chris Methmann, sprach von "Lobbyismus im Dienste der Fleischindustrie". Niemand kaufe versehentlich Tofuwürstchen, weil er glaube, es seien Rinderwürste.
Ein gemeinsamer Protest-Brief an die deutschen EU-Abgeordneten wurde auch von großen Lebensmittelkonzernen unterstützt. Unter den Unterzeichnenden sind beispielsweise Aldi Süd, Lidl, Burger King sowie Rügenwalder Mühle.
Deutschland größter Markt für pflanzliche Alternativprodukte
Deutschland ist der größte Markt für pflanzliche Alternativprodukte in Europa. 2024 wurden hierzulande rund 121.600 Tonnen Fleischersatz hergestellt - doppelt so viel wie 2019.
Mit Informationen von dpa und AFP
Im Audio: Verbot von Bezeichnungen wie "Veggie-Burger"
Ein Veggie-Burger im Supermarkt
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!