91 Jahre wurde Brigitte Bardot alt. Vor zwei Monaten hatte schon einmal das Gerücht die Runde gemacht, sie sei gestorben. Damals hatte sich Brigitte Bardot einem chirurgischen Eingriff unterzogen. Danach trat sie dem Gerücht entgegen und meldete sich höchst vital auf Twitter zu Wort: "Mir geht es gut und ich habe nicht vor, die Bühne zu verlassen". Dem Leben verbunden, mutig, emanzipiert, so zeigte sich Bardot in ihren vielen Filmrollen und auch in ihrem letzten großen Interview, das sie im Mai dieses Jahres dem französischen Fernsehsender BFMTV gab. In ihrer Villa in Saint Tropez empfing sie, umgeben von ihren vielen Tieren - Hunden, Katzen, Ziegen, Schafen und einem Esel - die Filmcrew und ließ sich von der Kamera umschmeicheln. Es war ihr erstes großes Interview nach elf Jahren Rückzug ins Private.
Anfänge als Balletttänzerin und Mannequin
Am 28. September 1934 wurde sie in Paris in eine katholische Familie geboren. Als junges Mädchen begann sie eine Ausbildung als Balletttänzerin, dann wurde sie mit 15 Jahren als Foto-Model entdeckt und zu einem der begehrtesten Mannequins. Ihre sinnliche Schönheit irgendwo zwischen Lolita und Vamp fiel zunächst dem Regisseur Jean Boyer auf, der sie für "Le Trou Normand" erstmals vor die Filmkamera holte. Das war 1952.
Filmdiva und Sexsymbol
Fast 50 Filme hat die Diva mit dem Schmollmund gedreht und sich in den Parnass der Filmgeschichte geschrieben. Und nicht nur das. Mit ihren Rollen veränderte sie auch das Frauenbild. Frauen durften nach der Prüderie der Kriegs- und Nachkriegszeit wieder sexy und zugleich endlich auch ihren männlichen Gegenspielern überlegen sein. Zu ihren bekanntesten Filmen zählten "Die Wahrheit", "Die Verachtung" und "Viva Maria!".
Vorkämpferin für ein neues Frauenbild
Filme wie "Und ewig lockt das Weib" trugen zu einem grundlegenden Wandel des Frauenbildes bei oder gingen Hand in Hand mit ihm. Eheliche Untreue nicht als männliches Attribut zu sehen, sondern als folgerichtige Handlung eines ehrlichen, sexuellen Bedürfnisses einer Frau, war ein neuer Gedanke. Zugleich verschoben sich so moralische Ansichten und Gewichte im gesellschaftlichen Diskurs. Eigene Bedürfnisse des Herzens und der Ruf der Sexualität traten nach vorn, Ansichten aus kalten Moralpredigten mussten zurückstehen.
Auch im Privaten lebte Bardot ihre Freiheit aus: Sie lebte und liebte ungeniert und ebnete mit ihrer selbstbestimmten Weiblichkeit der sexuellen Revolution den Weg. Sie war mit Serge Gainsbourg liiert, hatte eine Beziehung mit dem Schauspielerkollegen Jean-Louis Trintignant und war mehrmals verheiratet, unter anderem mit dem Industriellen und Playboy Gunter Sachs.
Chanson-Sängerin in hohen Stiefeln
Auch als Sängerin wurde Brigitte Bardot legendär. In einem ihrer bekanntesten Chansons mit dem Titel "Harley Davidson" aus dem Jahr 1967, den Gainsbourg komponierte, besteigt sie im dazugehörigen Filmclip in ultrakurzem Lederrock und oberschenkellangen Stiefeln das besungene Motorrad. Den Gainsbourgs Song "Je t’aime moi non plus" hat Bardot ebenfalls aufgenommen. Das Lied kam aber 1969 zunächst gesungen von Jane Birkin heraus, weil Bardot der Veröffentlichung ihrer Aufnahme nicht zustimmte. Ihre Fassung wurde erst 1986 publiziert.
Engagement für Tiere
Anfang der 70er Jahre gab Bardot ihre Schauspielkarriere komplett auf und widmete ihr Leben fortan bedrohten Tieren aller Art. Sie gründete dazu ihre Stiftung, für die sie Teile ihres Vermögens versteigerte, und richtete mehrere Tierheime ein. "Ich hasse die Menschen", erklärte sie damals. "Mein Gleichgewicht finde ich in der Natur, in der Gesellschaft von Tieren."
Rechtsextreme Positionen
Aus ihren späteren, eigenen rechtsextremen Positionen machte Bardot kein Geheimnis. In den letzten Lebensjahren sorgte sie vor allem wegen Äußerungen und Publikationen gegen Schwule, Frankreichs Linke, Obdachlose oder illegale Einwanderer für Schlagzeilen. So wetterte sie gegen eine von ihr so empfundene "Überfremdung" Frankreichs durch muslimische Einwanderer und wurde mehrfach wegen Anstiftung zum Rassenhass belangt.
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