Satellitenaufnahme des Tals mit dem Gletscherabbruch im Wallis
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Im Lötschental im Schweizer Kanton Wallis schauen Anwohner bange auf die Wettervorhersage.
Bildrechte: Maxar Technologies/Handout via REUTERS
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Im Lötschental im Schweizer Kanton Wallis schauen Anwohner bange auf die Wettervorhersage.

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Sorge vor Regen im Katastrophengebiet Lötschental

Sorge vor Regen im Katastrophengebiet Lötschental

Nach einem kurzen Lichtblick folgt eine schlechte Nachricht: Der Wetterbericht hat für das Lötschental Regen vorhergesagt. Dazu kommt die Eisschmelze. Der riesige Schuttberg könnte weiter talabwärts rutschen und zwei weitere Gemeinden gefährden.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3 am Samstag am .

Nach einem kurzen Hoffnungsschimmer im Lötschental folgt eine schlechte Nachricht: Der Wetterbericht hat für den morgigen Sonntag Regen im Schweizer Kanton Wallis vorhergesagt. Dazu kommt die Eisschmelze – das alles kann den gigantischen Schuttkegel, der das Dorf Blatten unter sich begraben hat und den Abfluss des Gebirgsflusses Lonza teils blockiert, destabilisieren. Damit wächst die Gefahr eines Murgangs. Dabei geraten Fels, Geröll und Schlamm in Bewegung und rutschen talabwärts. Das könnte Gemeinden weiter unten im Tal gefährden.

Angestauter See bereitet Rettungskräften Sorge

Zunächst wurde am frühen Samstagvormittag das Risiko einer Flutwelle als allmählich kleiner werdend eingeschätzt. Das gefährlich aufgestaute Wasser fließe allmählich am Fluss Lonza ab, wie der Regionale Führungsstab im Lötschental am Samstagmorgen mitteilte. Das Flussbett der Lonza ist seit Mittwoch durch gigantische Geröllmengen blockiert. Dahinter ist ein riesiger See entstanden, der den Behörden Sorge bereitet hatte.

Im Moment fließe etwa gleich viel Wasser in den aufgestauten See, wie über den Schuttkegel abfließe, berichtete der Führungsstab am frühen Samstagmorgen. In dem Stausee sind fast alle der zunächst verschonten Häuser von Blatten versunken. 

Schneeschmelze und starke Regenfälle erwartet

Sollte es zu Regenfällen und damit zu einem Murgang kommen, wären die Behörden allerdings machtlos. Viel ausrichten könnten die Behörden nicht, um ein solches Desaster abzuwenden. "Die Natur gibt den Rhythmus vor", sagte Staatsrat Stephane Ganzer dem Sender RTS. Zum einen beschleunige die derzeitige Hitze die Schneeschmelze, zum anderen drohten nächste Woche starke Regenfälle. Beides hat direkten Einfluss auf den Schuttkegel. 

Wenn der Stausee für die Wassermenge nicht reiche, wenn mehr Wasser durch Regen und Schneefälle den Pegel zum Steigen bringt, weil nicht genug abfließen kann, wären die Ortschaften Gampel und Steg am unteren Lauf der Lonza gefährdet. Kurz vor dem Eintritt in die Rhone fließt die Lonza teils durch relativ enge Betonkanäle, die bei einem Anschwellen schnell über die Ufer treten könnten.

Zwei weitere Dörfer bereiten sich auf mögliche Evakuierung vor

Die Gemeinden Gampel und Steg informierten die Bevölkerung in der Nacht, dass nun Baumaschinen eingesetzt werden, um den Abfluss sicherzustellen. "Es geht darum, den reibungslosen Ablauf von Geröll und Schwemmholz durch das Bachbett der Lonza innerhalb der Dorfschaften zu gewährleisten", hieß es. Zwar sei zunächst keine Evakuierung vorgesehen, aber die Behörden blieben wachsam.

Die Bewohner von Gampel und Steg waren bereits in der Nacht zu Freitag aufgerufen worden, das Nötigste zu packen, um im Fall einer nötigen Flucht bereit zu sein.

Der Schuttkegel wird rund um die Uhr mit Drohnen und einer Webcam überwacht. Aus Sicherheitsgründen sind im Gelände noch immer keine Einsätze möglich. Auch die Schweizer Armee, die seit zwei Tagen mit schweren Räummaschinen und Spezialeinheiten vor Ort ist, kann derzeit nichts ausrichten. Experten schätzen, dass ein Drittel der neun Millionen Kubikmeter im Schuttkegel Gletschereis ist. Welchen Einfluss die Schmelze auf die Geröll- und Felsmasse hat, ist laut Experten schwer abzuschätzen.

Ein Einheimischer wird noch vermisst

Das Katastrophengebiet liegt im Lötschental im Kanton Wallis auf rund 1.500 Metern Höhe. Am Mittwoch hatte eine gigantische Eis-, Fels- und Gerölllawine das Dorf Blatten fast vollständig verschüttet. Vorausgegangen waren tagelang Abbrüche am rund 3.000 Meter hohen Kleinen Nesthorn. Die Felsbrocken donnerten auf den Birschgletscher, der unter der Last abbrach. Die rund 300 Einwohner waren vorher in Sicherheit gebracht worden. Ein Einheimischer wird aber weiterhin vermisst.

Der verschüttete Ort Blatten - mittlerweile hat sich ein See gebildet.
Bildrechte: picture alliance/KEYSTONE | JEAN-CHRISTOPHE BOTT
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Der verschüttete Ort Blatten ist immer noch abgeriegelt und darf nicht betreten werden.

Mit Informationen von dpa.

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