Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht eine neue überraschende Ankündigung aus dem Weißen Haus kommt. Diesmal geht es wieder um Zölle, nämlich um die Abgaben auf Stahl- und Aluminium-Importe in die USA. Trump will sie verdoppeln - von 25 auf 50 Prozent, und zwar schon kommende Woche.
"Zölle sind mein absolutes Lieblingswort"
Die zusätzlichen Einfuhr-Gebühren würden die US-Stahlindustrie stärken, sagte der Republikaner beim Besuch eines Stahlwerks im Bundesstaat Pennsylvania. Vor den Mitarbeitern betonte er, dieses Werk würde längst nicht mehr existieren, hätte er die Zölle auf Stahlimporte nicht schon in seiner ersten Amtszeit erhöht. Und Trump wiederholte, Zölle seien "sein absolutes Lieblingswort".
Später teilte er über seinen Onlinedienst "Truth Social" mit, der neue Zollsatz werde am 4. Juni umgesetzt. Die Zölle würden für Millionen Tonnen Stahl- und Aluminiumimporte aus Kanada, Brasilien, Mexiko, Südkorea und anderen Ländern gelten. Im Februar hatte Trump die Stahl- und Aluminiumzölle bereits auf einheitlich 25 Prozent angehoben, "ohne Ausnahmen oder Befreiungen".
Die Zoll-Ankündigung erfolgte nur wenige Stunden nachdem Trump China vorgeworfen hatte, eine Vereinbarung mit den USA zum gegenseitigen Abbau von Zöllen und Handelsbeschränkungen für kritische Mineralien zu verletzen.
Trump für Partnerschaft von Nippon Steel und U.S. Steel
Trump warb erneut für eine Partnerschaft zwischen dem japanischen Stahlriesen Nippon Steel und U.S. Steel. Diese werde wie die Zollerhöhung dazu beitragen, Arbeitsplätze für Stahlarbeiter in den USA zu erhalten, sagte der US-Präsident. Ende 2023 war bekannt geworden, dass Nippon Steel eine Übernahme des US-Rivalen für 14,9 Milliarden Dollar anstrebt.
Kritiik aus Kanada und Australien
Kanadas Handelskammer verurteilte die angekündigte Zollerhöhung umgehend. "Die Auflösung effizienter, wettbewerbsfähiger und zuverlässiger grenzüberschreitender Lieferketten, wie wir sie bei Stahl und Aluminium haben, verursacht beiden Ländern große Kosten", erklärte Handelskammer-Präsidentin Candace Laing. Auch Australien kritisierte den Schritt als "ungerechtfertigt und nicht die Handlung eines Freundes".
Harter handelspolitischer Kurs - mit immer neuen Wendungen
Seit Beginn seiner zweiten Amtszeit fährt Trump einen aggressiven handelspolitischen Kurs, schon öfter hat er damit die weltweiten Lieferketten und die Aktienmärkte erschüttert. In der vergangenen Woche hatte der US-Präsident mit Zöllen auf EU-Waren in Höhe von 50 Prozent gedroht. Nach Gesprächen mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen wurden diese Zölle dann aber erstmal ausgesetzt.
Auch Gerichte beschäftigen sich laufend mit Trumps Zoll-Entscheidungen. Erst am Mittwoch hatte ein US-Bundesgericht Trumps Zollpolitik einen Dämpfer erteilt - und einen Großteil der von ihm verhängten Zölle für ungültig erklärt. Tags darauf allerdings setzte ein Berufungsgericht diese Blockade wieder aus.
Deutschland zählt zu zehn größten Stahl-Exporteuren in die USA
Die neue Nachricht aus Washington dürfte auch bei deutschen Herstellern für Unbehagen sorgen. Immerhin gehört Deutschland zu den zehn Ländern, die am meisten Stahl in die Vereinigten Staaten ausführen.
Laut dem deutschen Stahl-Branchenverband stellen die USA den wichtigsten Absatzmarkt für die europäische Stahlindustrie dar, wobei Deutschland EU-weit am meisten Stahl produziert. Jährlich liefern deutsche Hersteller rund eine Million Tonnen in die Vereinigten Staaten, vor allem Spezialstahl. Die neuen Zölle dürften daher wohl die Stahlpreise insgesamt erhöhen.
Mit Informationen von Reuters
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!