Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) und der Bundesdrogenbeauftragte Hendrik Streeck (CDU) warnen vor einer neuen Drogenkrise in Deutschland. "Wir sehen einen Boom bei Kokain, Crack und synthetischen Drogen. Hochpotente Drogen sind heute leichter verfügbar als je zuvor", sagte Streeck am Freitag in Wiesbaden. Konsumierende würden jünger und experimentierfreudiger. Der Drogenhandel funktioniere zunehmend über das Netz. Es gebe mehr junge Drogentote. Die Sicherheitsbehörden legten auch eine Jahresstatistik zur Organisierten Kriminalität in Deutschland vor.
BKA-Chef: So gehen Drogenlieferanten vor
Für 2024 verzeichnet der Drogen-Jahresbericht des Bundeskriminalamts 2.137 Drogentote; das ist ein Rückgang um vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Zahl junger Drogentoter unter 30 Jahren stieg dagegen um 14 Prozent. Die Behörden beziffern die Gesamtzahl der Drogenstraftaten auf 228.000. Dies entspricht einem Rückgang um ein Drittel im Vergleich zu 2023. Das Sinken der Fallzahlen sei auf die Teillegalisierung von Cannabiskonsum zurückzuführen, hieß es.
Vergleichbar sind auch die Zahlen in Bayern. Diese sanken nach einer im Juli veröffentlichten Statistik insgesamt um 18 Prozent. Jedoch wurde schon damals der Anstieg der Todesfälle bei den unter 30-Jährigen thematisiert.
Holger Münch, Chef des Bundeskriminalamtes, verwies jetzt darauf, dass die Drogenlieferanten ihre Methoden bei Lieferungen etwa über Seehäfen oder Abwürfe von Kokain-Paketen vor der Küste "immer wieder anpassen". Sie seien dabei "höchst innovativ" und nutzten zur Aufnahme der Ware auch kleinere Häfen oder Tauchboote, sagte Münch. Über chemische Verfahren würden Drogen wie Kokain zudem in legale Importware wie Gewürze oder Saft gemischt, womit sie bei Kontrollen nur schwer erkennbar seien.
32 Opioid-Tote
Laut der Statistik steigt der Konsum synthetisch hergestellter Drogen stark. Der Konsum von Ecstasy/MDMA habe sich verdoppelt, bei Methamphetamin habe es einen Anstieg um 13 Prozent, bei Amphetamin um 8 Prozent gegeben. Die Ermittler entdeckten 2024 in Deutschland 37 Produktionsstätten für illegale Drogen. An den Folgen des Konsums von künstlichen Opioiden starben im vergangenen Jahr 32 Personen, 2023 waren es nur 4 gewesen.
Das Absinken der Drogendelikte um 34 Prozent im vergangenen Jahr sei eine "statistische Verzerrung" durch die Cannabis-Teillegalisierung, sagte Innenminister Dobrindt. Die Anzahl der Fälle mit Blick auf Drogen wie Ecstasy, Crystal und Kokain im vergangenen Jahr deutlich gestiegen seien. "Das massive Drogenproblem verschärft sich weiter", sagte Dobrindt. "Harte Drogen sind auf dem Vormarsch."
Dobrindt kündigt hartes Vorgehen an
Das Gesetz zur Teillegalisierung von Cannabis sei dabei aus seiner Sicht "ein richtig schädliches Gesetz für unsere Gesellschaft", sagte Dobrindt. Jemand, der früher 25 Gramm Cannabis in der Tasche gehabt habe, sei ein Händler gewesen. Er sei "heute immer noch ein Händler, aber wir bearbeiten ihn nicht mehr so". Dem kriminellen Drogenhandel werde damit "Tür und Tor geöffnet".
Der Drogenbeauftragte Streeck forderte mehr internationale Zusammenarbeit von Sicherheitsbehörden und Polizei. Zugleich brauche es mehr leicht erreichbare Hilfen und Präventionsangebote. "Nur ganzheitlich können wir verhindern, dass sich aus dieser jetzigen Entwicklung eine neue Drogenkrise formt." Zudem kündigte Dobrindt ein hartes Vorgehen des Rechtsstaats gegen Schmuggler, Produzenten und Dealer an. Der Staat sei entschlossen, eine große Bedrohung für "unsere Kinder, unsere Gesellschaft und unseren Rechtsstaat" abzuwehren.
Mit Informationen von KNA und AFP
Im Video: BKA-Lagebild - Rauschgift und Organisierte Kriminalität
BKA-Lagebild: Rauschgift und Organisierte Kriminalität
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