Nachdem ein Bundeswehrsoldat von einem Polizisten bei einer Großübung in Erding angeschossen wurde, sind noch immer einige Fragen offen. Auf BR-Anfrage äußerte sich der Deutsche Bundeswehrverband zu dem Vorfall. Die Übung soll fortgesetzt werden.
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Wie konnte es zu diesem Missverständnis kommen?
Die Polizei teilte mit, nichts von der Übung gewusst zu haben. Warum, muss jetzt genau ermittelt werden. Die Polizei geht offenbar von einer "Kommunikationspanne" aus. Bei der Übung seien die Polizisten auch nicht eingebunden gewesen.
Josef Rauch vom Deutschen Bundeswehrverband betont auf BR-Anfrage, dass auch er derzeit noch nichts "Konkretes zu den Hintergründen und Umständen sagen" könne. Das sei jetzt Gegenstand von Ermittlungen, "sowohl innerhalb der Bundeswehr und wahrscheinlich auch in Behörden außerhalb", so Rauch.
Welche Konsequenzen zieht die Bundeswehr aus diesem Vorfall?
"Der Vorfall zeigt auf, dass die Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und Landes- bzw. örtlichen Behörden öfter geübt werden muss und da sind wir gerade dabei", erklärt dazu der Deutsche Bundeswehrverband.
Jetzt müsse abgewartet werden, bis der Sachverhalt ermittelt sei, um sich dann ein Bild zu machen. "Ich bin überzeugt, dass seitens der verantwortlichen Vorgesetzten und auch der Behördenleiter außerhalb der Bundeswehr alles unternommen wird, dass sich solche oder ähnliche Vorfälle nicht wiederholen", so Rauch.
Geht die Bundeswehr-Übung nun weiter?
Nach dem Zwischenfall soll die mehrtägige Übung der Bundeswehr in Bayern fortgesetzt werden. Das teilte die Bundeswehr auf ihrer Internetseite mit: "Aufgrund einer Fehlinterpretation kam es am 22. Oktober in Altenerding zu einer Schussabgabe zwischen der übenden Truppe und der von der Bevölkerung gerufenen Polizei. Dabei wurde ein Soldat leicht verletzt, im Krankenhaus behandelt und bereits entlassen. Der Sachverhalt wird aktuell von den verantwortlichen Behörden und der Bundeswehr im engen Schulterschluss analysiert. Die Bundeswehr hat entschieden, die Übung fortzuführen".
Wie geht es dem angeschossenen Soldaten?
Laut Informationen der Polizei wurde der angeschossene Bundeswehrsoldat in ein Krankenhaus gebracht, aber noch am Abend wieder entlassen. Er sei bei dem Vorfall leicht verletzt worden. Der Bundeswehrverband zeigte sich erleichtert: "Das hätte auch wesentlich schlimmer ausgehen können. Da sind alle Gott sei Dank relativ glimpflich davongekommen", sagte dazu Josef Rauch.
Wurde die Bevölkerung über die Übung informiert?
Der Landkreis Erding und die betroffenen Kommunen seien im September über das grundsätzliche Prozedere informiert worden, erklärte das Landratsamt Erding auf BR-Nachfrage. "Die genauen Abläufe wurden jedoch nicht mitgeteilt." Das Landratsamt als untere Katastrophenschutzbehörde sowie die Führungsgruppe Katastrophenschutz seien nicht Teil der Übung gewesen, so die Börde. "Die Kommunikationshoheit lag ausschließlich bei der Bundeswehr."
Die missglückte Kommunikation zwischen Polizei und Bundeswehr, die zu dem Zwischenfall geführt hatte, bezeichnet Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) als "eine absolute Katastrophe und es muss sichergestellt werden, dass sich so etwas nie wiederholen wird. "
Neben lokalen Medien berichtete auch der BR im Radio und Online, dass von 22. bis 29. Oktober in Teilen von Ober- und Niederbayern sowie der Oberpfalz eine freilaufende Großübung der Bundeswehr namens "Marshal Power" geplant ist.
Was sagen die Anwohner?
"Die Schüsse habe ich zwar gehört", berichtete ein Anwohner am Vormittag dem BR vor Ort. Er dachte aber erst, es seien Kinder gewesen. Am Abend habe ihm dann sein Bruder erzählt, dass er nicht nach Erding reinfahren könne, weil alles abgesperrt sei.
Dass es geplante Bundeswehrübungen in Bayern gebe, das habe er gewusst. Aber nicht, wo genau, sagte der Anwohner weiter. "Dass jetzt speziell in Erding was geplant war, wusste ich nicht".
"Wir wussten nichts, das war eine ganz schwache Sache", meinte auch ein anderer Anwohner. Kinder seien auf dem Fußballplatz gewesen und die Eltern hätten nach dem Vorfall nicht kommen können, weil alles abgeriegelt gewesen sei. Gegen 19.30 Uhr habe sich "das ganze Chaos" langsam aufgelöst, so der Anwohner.
(Mit Informationen der dpa)
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