In einer nächtlichen Feier am römischen Kolosseum haben am späten Abend des Karfreitags Christen aus aller Welt an das Leiden und Sterben von Jesus Christus erinnert. In 14 Stationen vollzogen sie den Weg des vor etwa 2.000 Jahren zum Tode verurteilten Mannes aus Nazareth bis zu seinem Grab anhand biblischer Texte nach.
Papst noch zu geschwächt
An jeder Station wechselte der Träger jenes Holzkreuzes, das an das Kreuz erinnert, an dem Jesus in Jerusalem hingerichtet wurde. Dazu wurden Texte verlesen, die laut Vatikanangaben Papst Franziskus in diesem Jahr selbst geschrieben hat.
Der Pontifex selbst konnte am Kreuzweg nicht teilnehmen. Er ist nach wie vor geschwächt von seiner Lungenentzündung. Fünf Wochen lang hatte er im Krankenhaus gelegen – zeitweise schwebte er sogar in Lebensgefahr. Aktuell wird er in seiner Wohnung im Gästehaus des Vatikans Santa Marta ärztlich betreut.
Symbol der Versöhnung
In seinem Text deutet Franziskus den Kreuzweg Jesu als einen Weg der Versöhnung. "Der Weg nach Golgatha ist der Abstieg Jesu zur Welt, die Gott liebt", heißt es in dem Text. Gottes Sohn gehe nicht weg von den Menschen, sondern komme ihnen radikal entgegen, so der Papst. In der Mitte aller Gegensätze stelle er sich "angenagelt" ans Kreuz, "zwischen die Gegensätze", und bringe sie vor Gott. Das Kreuz sei kein Zeichen von Trennung, sondern ein Ort der Öffnung. Es reiße Mauern ein und stifte Versöhnung, schreibt Franziskus.
In seiner Einführung verweist der Papst auf die Spannung zwischen dem Weg Gottes und dem alltäglichen Leben der Menschen. Der Kreuzweg führe "mitten durch die Straßen unseres Alltags". Der Mensch gehe oft in die entgegengesetzte Richtung zu der Jesu; doch genau dort könne er Christus begegnen. Am Ende stehe die Entscheidung: umkehren, die Richtung ändern, Christus ansehen, ihm folgen.
Hoffnung auf Oster-Überraschung
Die Kreuzwegs-Zeremonie an Karfreitag gehört in Rom alljährlich zu den eindrucksvollsten religiösen Ritualen rund um Tod und Auferstehung. Tausende Pilger nehmen teil, Millionen von TV-Zuschauern verfolgen sie. Heute Abend gehen die Osterfeierlichkeiten weiter mit der Feier der Osternacht.
Höhepunkt der Osterfeiertage ist für viele der Segen "Urbi et Orbi" (übertragen im BR Fernsehen) – der Papst spendet ihn traditionell am Ostersonntag nach dem Gottesdienst auf dem Petersplatz in Rom. Ob das auch in diesem Jahr so geschehen wird, ist aufgrund des Gesundheitszustandes des Papstes unklar. Der Chef-Internist der römischen Gemelli-Klinik, in der Franziskus behandelt wurde, sagte im Interview mit dem Fernsehsender RAI, dass sein prominentester Patient "Fortschritte macht, die all unsere Erwartungen übertreffen."
Tausende haben unter freiem Himmel den Kreuzweg am römischen Kolosseum begangen. Nicht mit dabei war Papst Franziskus.
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