Die britische Regierung hat die Aussagen des russischen Präsidenten Wladimir Putin über die Kriegsbereitschaft seines Landes als "noch mehr Kreml-Geschwätz" eingestuft. Putins Äußerungen am Dienstag seien nur weitere Rhetorik darüber, dass Europa angeblich Krieg führen wolle, sagte ein Regierungssprecher am Mittwochmittag der Nachrichtenagentur PA zufolge. "Das ist ebenso gefährlich wie falsch."
Putin signalisiert Gesprächsbereitschaft
Putin hatte am Dienstag erklärt, Russland sei bereit, die Europäer an Verhandlungen über ein Ende des Krieges in der Ukraine zu beteiligen. Dazu müssten sie aber die Realitäten auf dem Schlachtfeld in der Ukraine anerkennen. "Wir haben nicht vor, mit Europa zu kämpfen, das habe ich schon 100 Mal gesagt. Aber wenn Europa wiederum kämpfen will und anfängt, dann sind wir dazu sofort bereit", sagte Putin.
Großbritannien: Fehlende Verhandlungsbereitschaft von Putin
Der britische Premierminister Keir Starmer sagte im Parlament: "Wir alle wissen, dass Putin hier der Aggressor ist." Der russische Präsident wolle nicht an den Verhandlungstisch kommen und keine Einigung erzielen. Der Regierungssprecher sagte im Anschluss, die europäischen Nationen stünden geschlossen hinter dem Recht der Ukraine auf Selbstverteidigung. Zudem sei die Nato bereit, auf jegliche Bedrohungen mit Einigkeit und Stärke zu reagieren.
Moskau und Washington setzen Gespräche fort
Aktuell laufen Verhandlungen zwischen USA und Russland über ein Ende des Ukraine-Kriegs. Nach einem fünfstündigen Gespräch zwischen Kreml-Chef Wladimir Putin und dem US-Sondergesandten Steve Witkoff in Moskau hieß es von russischer Seite, in den zentralen Territorialfragen sei "noch keine Kompromisslösung" gefunden worden. Am Mittwoch zeigte sich der Kreml jedoch zu weiteren Gesprächen mit der US-Regierung über eine "Friedensregelung" bereit.
Kreml-Sprecher Dmitri-Peskow sagte, die russische Seite habe in dem Gespräch klargemacht, welche Vorschläge für eine Ukraine-Lösung für sie "inakzeptabel" seien. Dies sei jedoch ein "normales" Vorgehen. Moskau sei "dankbar" für die Bemühungen der Regierung von Präsident Donald Trump und "weiterhin bereit, uns so oft wie nötig zu treffen, um eine Friedensregelung zu erzielen".
Kreml: Fortschritte erkennbar
Der Kreml-Unterhändler Juri Uschakow hatte am Vorabend das Gespräch mit den US-Unterhändlern als "sehr nützlich und konstruktiv" bewertet. Es sei aber noch "viel Arbeit in Washington und Moskau" nötig, um eine Einigung zu erzielen. Beide Seiten hätten ihre Bereitschaft bekundet, "ihre Bemühungen fortzusetzen".
Ein zentrales Thema der Beratungen am Dienstag war die Zukunft der von Russland besetzten Gebiete der Ukraine, die etwa 19 Prozent des ukrainischen Staatsgebiets ausmachen. Uschakow sagte vor Journalisten, auch wenn es in den Territorialfragen bislang keinen Kompromiss gebe, könnten "einige Vorschläge" der USA "diskutiert" werden. "Einige vorgeschlagene Formulierungen passen uns nicht, und die Arbeit geht weiter", sagte er.
An den Verhandlungen im Kreml hatte auf russischer Seite neben Uschakow auch der Kreml-Berater Kirill Dmitrijew teilgenommen, auf US-Seite wurde Witkoff vom Trump-Schwiegersohn Jared Kushner begleitet.
Wadephul: Russland noch nicht in Verhandlungsmodus gewechselt
Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) erklärte seinerseits, Deutschland begrüße "alle Gespräche, die geführt werden, um Russlands Angriffskrieg in der Ukraine zu beenden". Doch fügte er im Onlinedienst X sogleich hinzu: "Wir sehen nur aktuell nicht, dass Russland in einen Verhandlungsmodus wechselt."
Grundlage des Gesprächs im Kreml war der von Trump vorgelegte Friedensplan für die Ukraine, der allerdings auf Drängen der Ukraine und ihrer europäischen Verbündeten in zentralen Punkten überarbeitet worden war.
Der ursprüngliche Plan bewegte sich so nah an den Forderungen Moskaus, dass Vorwürfe aufgekommen waren, die russische Seite sei selber an seiner Ausarbeitung beteiligt gewesen. So war in der ursprünglichen Fassung vorgesehen, dass die Ukraine sogar solche Gebiete an Russland abtritt, welche die russische Armee bislang nicht erobern konnte.
Nato-Länder rüsten auf
Wadephul (CDU) sagte, Deutschland werde im Rahmen des sogenannten Purl-Mechanismus 200 Millionen Dollar (rund 172 Millionen Euro) in Rüstungsgüter für die Ukraine investieren.
Neben Deutschland sagten bei einem Treffen der Nato-Außenminister Norwegen, Polen, die Niederlande und Kanada weitere Millionen für den Kauf von US-Waffen für die Ukraine zu. So sollen rund eine Milliarde Dollar investiert werden, unter anderem in den Kauf von Patriot-Lenkflugkörpern für die ukrainische Luftabwehr.
Mit Informationen von dpa und AFP
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