Die maskierten Täter parkten einen Lkw mit Hebebühne neben dem Louvre in Paris, gelangten auf einen Balkon im ersten Stock des Museums, zerstörten eine Fensterscheibe und drangen in die Galerie d'Apollon des Museums ein. Wenige Minuten danach flohen sie mit Motorrollern und wurden bislang nicht gefasst. Bei dem spektakulären Einbruch von Sonntagmorgen wurden wertvolle Schmuckstücke gestohlen. Welche Wege könnte die Beute nehmen? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Welche Museumsstücke haben die Täter gestohlen?
Die Diebe entkamen mit acht kostbaren Schmuckstücken früherer Königinnen und Kaiserinnen, darunter mit Edelsteinen übersäte Diademe, Halsketten, Ohrringe und Broschen.
Zu dem Diebesgut gehören ein Diadem der Kaiserin Eugénie mit fast 2.000 Diamanten sowie eine Halskette mit acht Saphiren und 631 Diamanten, die den Königinnen Marie-Amélie und Hortense gehörte. Ferner wurde eine Kette mit 32 Smaragden und 1.138 Diamanten gestohlen, die Marie-Louise, der zweiten Ehefrau von Napoleon Bonaparte gehörte.
Eine Krone haben die Diebe bei der Flucht verloren: Die mit Smaragden und Hunderten Diamanten verzierte Krone der Kaiserin Eugénie (1826 – 1920), der Ehefrau von Napoleon III., wurde in der Nähe des Louvre beschädigt aufgefunden.
Sind solche Schmuckstücke verkäuflich?
Es ist fraglich, was die Diebe mit dem Schmuck machen. "Die Originalteile (unverändert) dürften sehr schwer veräußerbar sein", antwortete der Bundesverband der Edelstein- und Diamantindustrie schriftlich auf BR24-Anfrage. Ausnahmen seien vielleicht Sammler, die dann selbst kriminelle Energie aufweisen müssten oder die Stücke und ihren Ursprung nicht kennen würden – was aber eher unrealistisch sei.
Eine Bewertung und Feststellung der Edelsteine nach ihrer Herkunft und Verarbeitung hält der Verband dann wohl für möglich, wenn sie unverändert sind, also nicht umgeschliffen wurden, und es "aussagekräftige Expertisen" zu den Steinen gibt, die Gewicht, Schliff und Besonderheiten ausweisen.
Wie könnten Gold und Edelsteine auf den legalen Markt gelangen?
Doch genau diese Veränderung könnten passieren. Dann für wahrscheinlicher als die Privatsammler-Möglichkeit halten es Experten, dass die Schmuckstücke zerteilt und Geld damit gemacht wird.
"Ich glaube, es geht nur um den Wert", sagte Stefan Koldehoff, Chefreporter Kultur beim Deutschlandfunk und Host beim Podcast "Tatort Kunst" in BR24live. Als Täter vermutet er kriminelle Banden. "Gold wird dann eingeschmolzen, Edelsteine rausgebrochen, möglicherweise umgeschliffen, sodass man die auch nicht mehr erkennen kann, und dann geht das Ganze auf den legalen Markt", so Koldehoff. Keiner könne dann mehr erkennen, dass es sich um Beute aus einem Diebstahl handelt. Wenn das Gold in kleine Klumpen zerlegt werde, könnten die Täter damit beispielsweise zu Altgoldhändlern gehen und erzählen, dass sie es geerbt haben.
Das würde zur Annahme der französischen Kulturministerin passen, die dem Sender Europe 1 sagte: "Hier haben wir es mit organisierter Kriminalität zu tun."
Können solche Kunstschätze versichert werden?
Für einzigartige und kulturell bedeutende Objekte gibt es eine spezielle Form der Kunstversicherung, wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) auf BR24-Anfrage erklärt. "Da für derartige Objekte kein Marktpreis existiert, wird ein sogenannter vereinbarter Versicherungswert festgesetzt", heißt es vom GDV. Diese Praxis gelte nicht nur in Deutschland, sondern europaweit.
Im Schadensfall würden Versicherer zunächst prüfen, ob die vereinbarten Sicherheitsstandards eingehalten wurden, wie funktionierende Alarmanlagen, gesicherte Vitrinen, dokumentierte Kontrollen und geschultes Personal. "Wird ein gestohlenes Stück zerstört oder bleibt dauerhaft verschwunden, ersetzt die Versicherung den vereinbarten Wert", so der GDV. Tauche es beschädigt wieder auf, würden Restaurierungskosten und gegebenenfalls ein Wertverlust ersetzt.
Was wurde aus der Beute früherer Kunstdiebstähle?
2017 stahlen Täter aus dem Berliner Bode-Museum eine 100 Kilogramm schwere Goldmünze, die "Big Maple Leaf", im Wert von mehreren Millionen Euro. Die Beute ist bis heute verschwunden. Vermutlich wurde das Gold eingeschmolzen.
2019 erbeuteten Täter beim Einbruch in das Grüne Gewölbe in Dresden 21 Schmuckstücke aus Diamanten und Brillanten im Wert von 116 Millionen Euro. Ein Teil der Beute aus Sachsens berühmtem Schatzkammermuseum fehlt noch immer.
Aus dem Kelten Römer Museum in Manching wurde 2022 ein Goldschatz gestohlen. Das Gericht bezifferte den materiellen Wert des rund 3,7 Kilogramm schweren Schatzes mit deutlich mehr als einer Million Euro. Von dem größten Teil der Beute fehlt bis heute jede Spur. Nur 500 Gramm eingeschmolzene keltische Münzen wurden bislang wiedergefunden. Die Goldmünzen stammten aus der Zeit um 100 v. Christus.
Mit Informationen von dpa und AFP
Im Video: Schmuckstücke von historischem Wert aus dem Louvre gestohlen (19.10.25)
Die Louvre-Diebe sind weiterhin spurlos verschwunden. Auch in Bayern fragt sich mancher, ob ein solcher Coup auch hierzulande möglich wäre.
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