Braucht es überhaupt noch Journalisten? Man kann sich doch mit Künstlicher Intelligenz seinen eigenen Podcast, Text oder sein Video erstellen. Beim Media Lab Bayern (externer Link) macht man sich genau über diese Frage Gedanken. Dort werden Medienschaffende, Medien-Startups und junge Talente gefördert.
- Zum Artikel: Medientage: Ohne KI geht es nicht mehr
KI hilft Journalisten, Vorurteile abzubauen
Eine Idee aus dem aktuellen Stipendium für die Zukunft der Nachrichten: Der AI Bias Buster, entwickelt von Patricia Sack: Sie sagt, jeder hat irgendwie einen Bias also eine vorgefertigte Meinung, sogar die KI, denn die wird ja von Menschen gefüttert: "Der Bias Buster kann Journalistinnen bei einer Perspektivenvielfalt unterstützen, um mal eine andere Perspektive einzunehmen, neue Zielgruppen zu erreichen, deren Blickwinkel vielleicht häufig sonst nicht gesehen werden. So schafft er einen Austausch und bereichert die Berichterstattung."
Mit einem KI-basierten Redaktionssystem können Journalisten die vorgefertigte Meinung in einem anderen Licht sehen. Denn oft seien auch Redaktionen nicht divers genug besetzt oder hinterfragten sich zu wenig, sagt Sack.
Zukunft der Medien: Partizipation
Für den Projektleiter beim Media Lab Bayern, Christian Simon, werden sich Medien in Zukunft partizipativer entwickeln: "Die Beziehung, die wir als Journalisten zu unserem Publikum haben, verändert sich massiv."
Das beginne schon bei den Geschäftsmodellen, wenn Medien sich zum Beispiel durch die Leser finanzieren. Aber die Medienhäuser kommunizieren seiner Meinung nach auch anders mit ihren Leserinnen und Lesern, verarbeiten ihren Input anders, nehmen ihr Feedback anders an und sie arbeiten auch anders für sie.
Gute Nachrichten aus der Community
In diese Richtung geht auch die Idee von Bianca Kriel, die normalerweise bei Goodnews (externer Link, möglicherweise Bezahlinhalt) arbeitet, einem Portal für konstruktiven Journalismus. Auch sie hat festgestellt, dass immer mehr Menschen Nachrichten meiden. Das hänge auch damit zusammen, dass viele das Gefühl haben, nicht beteiligt zu sein. Gemeinsam mit der Augsburger Allgemeinen machte sie ein Experiment: "Wir haben uns in Augsburg auf die Straße gestellt und einfach mal ein paar Stunden mit Menschen gesprochen, die vorbeigekommen sind, haben gute Nachrichten gesammelt aus der Bevölkerung und die Menschen zu ihrem Nachrichtenkonsum befragt."
Das Ergebnis gebe Grund zu Optimismus: Drei bis vier gute Geschichten, die nach eigener Recherche im Newsletter publiziert wurden (externer Link, möglicherweise Bezahlinhalt): "In der Auswertung bei den Rückfragen zeigt sich die Tendenz, dass die Menschen, die da mitgemacht haben, sagen. Natürlich lese ich jetzt den Newsletter, und natürlich schicke ich jetzt meine guten Nachrichten ein." Partizipation, gepaart mit guten und auch konstruktiven Nachrichten.
KI in der Journalisten-Ausbildung
Die anderen Ideen und Fragen reichen von: Wie kann Journalismus empathischer werden? Bis hin zu: Wie müssen Journalistenschulen und Universitäten ihre Ausbildung anpassen, damit Absolventinnen und Absolventen kompetent und kritisch über Künstliche Intelligenz berichten und die Technologie für ihre Arbeit nutzen können? An Ideen für die Zukunft der Medien mangelt es also nicht.
Im Video: BR-Informationsdirektor Thomas Hinrichs über Auswirkungen von KI auf den Journalismus
Im Video: Reform des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks als Thema bei den Münchner Medientagen
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!